Lina van de Mars fährt als Rennfahrerin schnelle Runden auf vielen Strecken weltweit, weiß als Kfz-Mechatronikern, wie die Technik dahinter funktioniert — und lässt die Welt als Moderatorin an diesen Erfahrungen teilhaben. Als Elektroauto-Expertin ist sie bislang weniger aufgefallen, aber in einem YouTube-Video für Skoda hatte sie zum Beispiel schon die Aufgabe, eine Kollegin im Enyaq über den Lausitzring zu chauffieren. Bald wird van de Mars auch wieder im Fernsehen zu sehen sein, wie sie sagte, will aber noch nicht Format und Sender verraten. Zum Jahresende hat sie teslamag.de wie sechs andere bekannte Persönlichkeiten sieben Fragen zu Tesla und anderen Elektroautos beantwortet.
Fahren Sie ein Elektroauto? Wenn ja, welches und warum? Wenn nein, bitte ebenfalls Modell und Grund nennen.
Ich durfte in diesem Jahr den neuen Audi E-Tron GT ausprobieren und den Cupra Born und Skoda Enyaq auf dem Lausitzring Probe fahren, bin immer wieder mit Polestar durch Berlin gefahren und hatte bei mehreren Dreharbeiten das Tesla Model 3 mit dabei. In meiner Familie wird das Tesla Model X bewegt, mittlerweile seit mehreren Jahren. Die Elektrofahrzeuge haben sich mit atemberaubenden Tempo positiv weiter entwickelt. Sie stehen in ihrem Design herkömmlichen Fahrzeugen in nichts mehr nach (anfangs versuchten einige Hersteller, mit ihren Designs etwas zu „futuristisch“ zu sein, das hat viele Modelle leider nicht ansehnlicher gemacht). Mittlerweile unterstütze ich den Gedanken, große Städte mit Elektromobilität leiser und sauberer zu machen, bin aber als Vielfahrerin (ca 50.000 Kilometer und mehr im Jahr) noch nicht zu 100 Prozent überzeugt.
Was ist das Beste und das Nervigste an diesem (Elektro)auto?
Das Drehmoment und die damit verbundene Beschleunigung sind natürlich toll. Nicht ohne Grund hat es die E-Mobilität mittlerweile auch in vielen verschiedenen Bereichen in den Motorsport geschafft. Leise durch die Stadt zu fahren, hat durchaus seinen Charme. Bequem und schön fürs Auge sind fast alle elektrisch angetriebenen Fahrzeuge heute ebenfalls. Noch immer nicht überzeugt bin ich von den teilweise noch langen Ladezeiten bei langen Reisen und auch dem Setup der Lademöglichkeiten in Deutschland. Ich möchte als Frau, die viel abends und auch nachts Autobahn fährt, ungerne mitten in der Nacht alleine an einer Ladestation parken müssen, egal ob es nun 20 Minuten oder mehr sind. Angebunden an das Ladesystem mit null Fluchtmöglichkeiten, sollte es einer eben doch mal nicht so nett mit einem meinen. Im Vergleich: An einer hell beleuchteten Tankstelle fülle ich schnell den Tank, werde dabei von Kameras beobachtet, zahle und fahre sofort wieder weiter. Das fühlt sich um einiges besser und sicherer an.
2021 wurden voraussichtlich ungefähr 350.000 reine Elektroautos in Deutschland verkauft. Wie viele werden es Ihrer Meinung nach 2022 sein?
Ich bin mir sicher, dass sich viele – die es sich leisten können – als Zweitwagen ein Elektroauto holen werden. Ich selbst denke ebenfalls darüber nach, um zumindest in einer Stadt wie Berlin auch etwas zu besserer Luft beizutragen (nicht zu vergessen, dass Reifenabrieb und Bremsstaub damit nicht verschwinden, aber der eigene ökologische Fußabdruck verringert sich dennoch erheblich).
Was müsste Ihrer Meinung nach passieren, damit schon 2025 niemand in Deutschland mehr ein Auto mit Verbrennungsmotor kaufen will und wäre das positiv?
Ich selbst fahre mittlerweile ein Hybrid-Fahrzeug. Das ist in meinen Augen aktuell eine der smartesten und bei den vielen Kilometern, die ich in und außerhalb von Städten zurücklege, eine gute Alternative. Ein Reisen in einem sicheren und dichteren Ladenetz würde jedoch bestimmt mehr Menschen (auch mich) davon überzeugen, zumindest einmal darüber nachzudenken, von ihrem Verbrenner abzulassen. In meinem dichtbewohnten Stadtteil in Berlin gibt es genau zwei Ladesäulen in der Umgebung und wenige Parkplätze. Würde bedeuten, zu hoffen, dass eine der Säulen abends auch mal frei ist. Dann 25 Minuten laden (in dieser Zeit auch im Winter im Auto sitzend?), um anschließend noch einen Parkplatz zu suchen, wenn man keinen Tiefgaragenstellplatz hat. In der Stadt machen Elektroautos aktuell am meisten Sinn, die Infrastruktur ist jedoch noch die unausgewogenste. Ich habe in der Stadt den großen Vorteil, das Fahrzeug tagsüber in meiner eigenen Werkstatt laden zu können, weiß aber, dass das Thema „Ladezeit“ nach wie vor mit der erste Grund für viele ist, erst einmal noch bei ihrem Verbrenner zu bleiben.
Im Vorgespräch haben Sie erzählt, dass es als Frau auch Erfahrungen gibt, die das Laden z.B. in dunklen Gegenden unangenehm bzw. gefährlich erscheinen lassen. Was müsste Ihrer Meinung nach getan werden, um diese Situation zu verbessern?
Die Ladezeiten von Elektroautos haben sich in wenigen Jahren deutlich verbessert, vielleicht sind wir irgendwann auch nicht mehr davon abhängig, die verschiedensten Adapter mitführen zu müssen, wenn wir unser Auto laden müssen. Das würde bereits beim Ladevorgang Zeit sparen. Ein Aufenthalt von zehn Minuten Ladezeit für ca. 300 Kilometer Reisestrecke würde zumindest schon einmal der Hälfte der Zeit eines Verbrenners entsprechen. Mehr Licht und mehr Infrastruktur auch an Ladeplätzen. Mehr Security. Letztendlich hängt man aber noch immer „am Kabel“. Lassen wir uns überraschen, wie schnell sich auch hier die Technologie noch verändern wird.
Sie sind Rennfahrerin. Das Tesla Model S Plaid hat die schnellste Beschleunigung aller Serienautos. Sind Sie schon mal etwas Schnelleres gefahren?
Vermutlich wäre es mit seinen umgerechnet 1034 PS das Auto mit der schnellsten Beschleunigung, die ich jemals gefahren bin. Rennfahrzeuge wie ein Audi R8 LMS GT3, den ich schon bewegen durfte, haben vergleichsweise „nur“ 620 PS, wiegen jedoch weniger. Es wäre also durchaus spannend, hier mal ein paar Fahrzeuge in einer meiner nächsten TV-Sendungen gegeneinander antreten zu lassen. Jetzt möchte ich das Model S Plaid unbedingt einmal testen.
Elektroautos wecken weniger oder jedenfalls andere Emotionen als Verbrenner-Fahrzeuge – keine Geräusche, kein Schalten, nicht mehr so viel zum Selber-Schrauben. Sie sind nicht nur Rennfahrerin, sondern auch Mechatronikerin – was sagen Sie zu diesen Veränderungen?
Die Emotionen haben sich verschoben. Früher hat man beim Blubbern eines V8-Motors das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekommen. Heute ist es vielleicht die direkte Beschleunigung eines Elektrofahrzeuges, die einen glücklich macht. Die neuen Antriebsarten sind wartungsärmer geworden, das freut bestimmt viele Nicht-Schrauber. Ich habe 2003 noch KFZ-Mechanikerin gelernt und möchte diese „alte Schule“ nicht missen. Habe in 2014 noch die Mechatronikerin zusätzlich abgeschlossen, da mich auch neue Technologien und das damit verbundene Verständnis interessieren. Aktuell befinden wir uns im Zeitalter des Luxus, das eine nicht sein lassen zu müssen, um das andere dennoch gut und zukunftsträchtig zu finden.
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Alle Beiträge in unserer Reihe „7 Köpfe, 7 Fragen“:
Wie wird die Qualität des deutschen Model Y, Tesla-Doktor Ove Kröger? (25.12.)
Wird Elektroauto-Laden 2022 noch teurer, Timo Sillober von EnBW? (26.12.)
Warum fahren Sie so viel Tesla, Hansjörg von Gemmingen-Hornberg? (27.12.)
Was ist schneller als ein Plaid-Tesla, Rennfahrerin Lina van de Mars? (28.12.)
Wie oft haben Sie 2021 an Elon Musk geschrieben, Tesla-Kenner Adrian? (29.12.)
Welches Ihrer Elektroautos ist das beste, Stefan Moeller von nextmove? (30.12.)
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