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Schon gefahren: Unsere ersten Eindrücke vom Tesla Model Y Long Range für Europa

tesla model-y zentrum hannover

Bilder: teslamag.de

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Vergangene Woche haben nicht nur die Auslieferungen schon vorher bestellter Tesla Model Y an europäische Kunden begonnen, sondern auch die Probefahrten für neue Interessenten. Wer das Elektroauto im modernen Crossover-Format probieren möchte, kann sich bei Tesla online dafür anmelden. Eine dazu verschickte E-Mail führt zu einer Auswahl von 16 Standorten in ganz Deutschland. Einer davon ist Hannover, wo auch teslamag.de seinen Sitz hat. Beim hiesigen Tesla-Zentrum war noch ein Termin innerhalb weniger Tage zu bekommen, und natürlich haben wir den genutzt.

Tesla-Crossover in hoher Liga

Für die Vorstellung in der Woche vor den Auslieferungen in mehreren deutschen Städten hatte Tesla offenbar durchgängig Model Y mit den optionalen 20-Zoll-Rädern in Schwarz gewählt. Die machen sich an dem windschlüpfrigen Elektroauto optisch gut, kosten allerdings 2200 Euro extra und ein wenig Effizienz. In Hannover bekamen wir jetzt ein Model Y Long Range (LR) in fast totaler Basis-Ausstattung mit 19-Zoll-Rädern und schwarzem Innenraum. Die Außenfarbe war allerdings grau – was erfreulich gut zu den Serien-Rädern mit silberner Aero-Abdeckung passt.

So ausgestattet, kostet das Tesla Model Y LR aktuell 54.170 Euro nach Abzug von Hersteller- wie Staatsanteil am deutschen Umweltbonus. Wer es jetzt bestellt, soll im September beliefert werden, Performance-Modelle sind erst für Dezember angekündigt. Der Preis-Abstand zum vergleichbaren Model 3 beträgt zunächst 7000 Euro, wegen der niedrigeren Kaufprämie bei Elektroautos über 40.000 Netto-Listenpreis in der Basis werden aber rund 8600 Euro daraus.

Damit spielt das Model Y in einer hohen Liga, und wir wollten ansatzweise herausfinden, wie es sich darin macht. Normalerweise dauern die Tesla-Probefahrten nur 30 Minuten, wir bekamen 50 Minuten, weil es zufälligerweise keinen direkten Anschlusstermin gab. Danach wartete aber schon ein Paar auf das Model Y zum Testen, das vorher noch nie Tesla gefahren war, wie es erklärte. Zurzeit gibt es in Hannover nur eines davon, war zu hören. Auf dem Hof standen einige wenige zur baldigen Abholung, und bald soll Nachschub kommen.

Bequemer Einstieg ins Model Y

Seit seiner Einführung in Nordamerika und dann in China feiert das Model Y Verkaufserfolge. Das ist kein Wunder, denn auch bei unserem ersten Test zeigte sich, dass es alles kann, was das Model 3 kann, dabei aber mehr Platz und Übersicht bietet. Und weil schon das Model 3 in vieler Hinsicht immer noch hervorragend ist, gilt das somit für das Model Y erst recht. Zusätzlich erfordert es von frühen Käufern weniger Verständnis als vor gut zwei Jahren das Model 3: Die Elektroautos aus der Tesla-Fabrik in China haben bei der Qualität einen viel besseren Ruf als die aus Fremont, von wo das Model 3 anfangs nach Europa geliefert wurde.

Besonders hoch sitzt man im Model Y trotz der von höheren SUV abgeleiteten Crossover-Form nicht, aber man steigt bequem ohne großes Bücken ein. Wenn man innen den Blick schweifen lässt, bleibt er an nicht viel hängen als dem großen Bildschirm in der Mitte, über den fast alle Funktionen gesteuert werden. Schneller und exakt wie erwartet ließ sich aber vor Beginn der Fahrt die Sprachbedienung nutzen: „Spiegel einstellen“, zaubert Erklärungen und die Auswahl zwischen links und rechts auf dem Display hervor. Auch hinten sitzt man mit 1,87 Körperlänge ohne Kontakt zum stark abfallenden Dach bequem.

Bei der Test-Fahrt einmal quer durch die Stadt und dann über ein Stück Autobahn hat uns der neue Tesla für Europa ebenfalls bestens gefallen. Spektakulär daran ist höchstens, dass es so unspektakulär ist – dabei kann man auch mit einem Tesla ohne Performance-Zusatz wie diesem fast bei jedem Tempo noch sich selbst und erst recht Mitfahrende mit ansatzloser Beschleunigung erschrecken. Auf der Autobahn sind so schnell Geschwindigkeiten weit jenseits des Richtwerts erreicht. Bis nah an Tempo 200 heran blieb das Model Y sowohl leise als auch stabil (217 km/h sollen möglich sein, aber das haben wir nicht probiert).

Bei jedem Elektroauto erwähnen muss man das Thema Laden. Nur bei Tesla kann man es jedenfalls für Fernstrecken gleich wieder abhaken, denn es gibt das Supercharger-Netz, das in die Fahrzeug-Navigation eingebunden ist, zuverlässig funktioniert und in Deutschland zudem abgesehen von Marken-Sondertarife den niedrigsten Strom-Tarif bietet.

Warten auf den besseren Tesla?

Hat das Model Y auch Schwächen? Die tropfenartige Form mit dem dadurch winzigen Heckfenster und auch nicht eben riesigen hinteren Seitenfenstern muss man mögen, aber das scheint aktuell bei vielen Auto-Käufern der Fall zu sein. Der Kofferraum ist groß, mit der großen Elektro-Klappe praktisch und flexibel – aber muss wirklich ein Metallstab aus dem linken hinteren Sitz stehen, wenn man den mittleren davon wegklappt? Einen wenig hochwertigen Eindruck machen auch die vier Fenster-Tasten an der Fahrerseite aus dünnem Plastik. So etwas ist im Wortsinn Kleinkram, passt aber trotzdem schlecht zu einem Auto in dieser Preisklasse.

Vom Kauf abhalten würde uns das nicht. Aber abwarten dürfte sich trotzdem lohnen, wenn man die Zeit und Geduld dafür hat. Schon bald könnte Tesla das Model Y LR mit einem etwas größeren Akku für 542 Kilometer statt derzeit 507 Kilometer WLTP-Reichweite liefern. Bei der EU angemeldet ist er schon, ebenso wie eine Basis-Variante mit LFP-Akku wie beim Model 3.

Zudem steht der Start der Produktion von Model Y in der deutschen Gigafactory an, der eine deutliche Preis-Senkung für Europa erwarten lässt. So war es jedenfalls, als Anfang dieses Jahres die chinesische Fabrik die Produktion von Model Y für den lokalen Markt aufnahm. In dieser Hinsicht sind Teslas also wie frühe Computer: schon ziemlich gut, aber sie werden immer noch besser und billiger.

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