Wenn die NASA in den kommenden Monaten einen zweiten Mondlander ausschreibt, wird SpaceX nicht dabei sein. Das System soll bis 2027 entwickelt und gebaut werden, damit die amerikanische Raumfahrtagentur langfristig auf zwei unterschiedliche Möglichkeiten für eine permanente Präsenz am und auf dem Mond zurückgreifen kann. Der neue Mondlander soll auch an die Raumstation Lunar Gateway andocken können, die in einer Mondumlaufbahn geplant ist. Elon Musks Raumfahrt-Unternehmen SpaceX hatte im Frühjahr 2021 den Auftrag für einen ersten Mondlander auf Basis seines Starships bekommen. Der soll 2025 zwei Menschen auf den Mond bringen. Zusammen mit der neuen Mond-Ausschreibung teilte die NASA vergangene Woche mit, dass SpaceX ein zweites Exemplar davon bauen soll, das voraussichtlich 2027 eine weitere bemannte Mondlandung ermöglicht. Erst danach soll auch das System des neuen Anbieters zum Einsatz kommen.
Zweite Chance für Musk-Konkurrent Bezos
Wer das sein wird, dürfte die NASA Anfang nächsten Jahres bekannt geben. Zu rechnen ist mit einer Bewerbung von Blue Origin. Das Raumfahrt-Unternehmen von Amazon-Gründer Jeff Bezos war SpaceX zuvor bei der Auftragsvergabe für das erste Landesystem unterlegen. Daraufhin verwickelte Bezos, der seit längerem nur mehr zweitreichster Mensch der Welt hinter Elon Musk ist, die NASA und SpaceX in einen viele Monate andauernden Prozess von Protesten und Klagen, der erst im November endete.
Einer der zentralen Unterschiede bei den beiden Mondlander-Entwicklungen – der aktuell laufenden von SpaceX und der eines künftigen zweiten Anbieters – wird im Missionsprofil liegen. Der SpaceX-Lander soll bei seinen zwei Einsätzen aus Zeit- und Budgetgründen ähnlich simpel funktionieren wie bei Apollo vor über 50 Jahren: Im Mondorbit soll er an das NASA-Raumschiff andocken und von dort zwei der vier Crewmitglieder zur Oberfläche und wieder zurückbringen. Nach 2027 sollen Mondlandungen dann von der Lunar-Gateway-Raumstation im Mondorbit aus erfolgen. Der dafür vorgesehene Lander wird dann wohl wiederverwendbar sein und am Gateway auftanken können. Ein in Europa entwickeltes Stationsmodul soll Auftank-Kapazitäten bereitstellen.
Auch wenn die amerikanischen Mondpläne, nach vielen teuren Veränderungen und Verzögerungen unter den Präsidenten seit George W. Bush, nun eine klare Gestalt angenommen haben: Das mittlerweile Artemis genannte Programm kommt weiterhin nur langsam in Gang. Im Mai oder Juni könnte die NASA endlich ihre Schwerlastrakete SLS erstmals testen und eine unbemannte Orion um den Mond schicken. Nach einer bemannten Mondumkreisung mit Orion im nächsten oder übernächsten Jahr dürfte die Landung mit dem SpaceX-Lander im besten Fall 2025 stattfinden. Unter Trump sollte dieses Ziel unbedingt schon 2024 erreicht werden. Und George W. Bush, unter dem die Entwicklung von SLS und Orion begann, hatte damals noch von 2020 gesprochen.
SpaceX-Starship muss weiter warten
Auch SpaceX muss eine weitere Warterunde einlegen, was seinen lange ersehnten ersten Orbitaltest des Starship-Systems angeht. Nachdem die seit Herbst andauernde Umweltprüfung der US-Behörde FAA nach mehreren Verschiebungen eigentlich Ende März abgeschlossen sein sollte, spricht die Behörde jetzt von Ende April. Und auch dann ist noch nicht sicher, ob umgehend ein Testflug im texanischen Boca Chica erlaubt wird oder weitere Prüfungen oder Auflagen folgen werden. Der SpaceX-Mondlander basiert auf der Oberstufe eines Starship, wird aber von einem kompletten Starship, der größten Rakete der Welt, von der Erde aus gestartet.
Solange dieses Starship nicht genügend verlässliche Orbitalflüge vorweisen kann, kann auch der Mondlander nicht für einen sicheren bemannten Flug eingesetzt werden. Elon Musk hat aber mittlerweile einen Reserve-Plan. Am US-Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida, wo seine Falcon-Raketen seit Jahren starten und keine behördlichen Hürden bestehen, entsteht seit Dezember eine Startplattform auch für Starship. Der Baufortschritt ist bereits erkennbar, dennoch wird die neue Anlage wohl erst ab Herbst Starship-Starts ermöglichen.