Regierungen in vielen Ländern wollen für mehr Lademöglichkeiten für Elektroautos sorgen, und als große Hilfe dabei könnte sich Tesla erweisen. Nachdem sein Supercharger-Netz lange Zeit nur von Fahrzeugen derselben Marke genutzt werden konnte, machte das Unternehmen schon mit dem Start des Model 3 in Europa den Schritt zum CCS-Standard. Das bedeutete zunächst einmal nur, dass Tesla-Fahrer fremde Gleichstrom-Stationen nutzen können, ist aber zugleich die Grundlage dafür, dass auch umgekehrt fremde Elektroautos an Superchargern laden können. In den Niederlanden hat Tesla ein solches Angebot schon eingeführt. Und Großbritannien dürfte bald folgen.
„Tesla will Teil der Lösung sein“
Über eine Öffnung des Supercharger-Netzes beginnend in Europa wurde lange spekuliert. Im Sommer 2021 bestätigte Tesla-CEO Elon Musk, dass sie kommen soll, und zwar sogar weltweit. Im November begann ein erster Test mit zehn Supercharger-Stationen für beliebige Elektroautos in den Niederlanden, der später auf Frankreich und Norwegen ausgeweitet wurde. Von größeren Problemen dabei wurde nichts bekannt, und in diesem Februar teilte Tesla mit, dass jetzt alle seine Supercharger in den Niederlanden auch von fremden Fahrzeugen genutzt werden können.
Und wie aus einem aktuellen Bericht des Blogs Electrifying hervorgeht, dürfte als Nächstes die Öffnung in Großbritannien folgen. Dort hat die Regierung soeben Pläne für die Verzehnfachung der Lade-Infrastruktur im Land vorgestellt. Außerdem spricht sie mit großen Auto- und Infrastruktur-Unternehmen, wie sie dazu beitragen können, sagte Trudy Harrison, Staatssekretärin im britischen Verkehrsministerium, in einem Interview. Eines davon sei Tesla, und dort wolle man „absolut Teil der Lösung“ sein, erklärte Harrison. Die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen sei „brillant“.
Das klingt konstruktiv, und tatsächlich wurde die Staatssekretärin auf Nachfrage relativ konkret. In einem Video-Zusammenschnitt des Interviews in einem Skoda Enyaq sagte sie, bis zur Öffnung des Tesla-Netzes in Großbritannien würden voraussichtlich nur noch Wochen oder Monate vergehen, nicht etwa Jahre. In einem Text-Beitrag dazu wird Harrison (auf dem Foto oben auf dem Beifahrer-Platz zu sehen) sogar mit der Aussage zitiert, eine große Zahl von Elektroauto-Fahrern werde überaus erfreut sein, endlich das Supercharger-Netz nutzen zu können – „und zwar innerhalb von Wochen“. Eine Einigung mit Tesla in Großbritannien scheint also bevorzustehen.
Supercharger-Netz soll schnell wachsen
Gleichzeitig zeigte sich Morrison der Probleme bewusst, die dabei entstehen können. Unter Tesla-Besitzen werde die Öffnung gewiss umstritten sein, sagte sie. Schließlich seien die „zuverlässigen, schnellen und vielen“ Supercharger ein wichtiges Verkaufsargument, und es gebe schon Beschwerden, dass sie zunehmend überfüllt werden, weil die Tesla-Verkäufe stark steigen. Die Staatssekretärin äußerte aber die Hoffnung, dass die zusätzlichen Einnahmen durch die Öffnung für einen beschleunigten Ausbau des Netzes eingesetzt werden. Ungefähr das hatte CEO Musk im Juli 2021 angekündigt: Das Supercharger-Netz solle schneller wachsen als die Elektroauto-Produktion bei Tesla, sagte er in einer Telefon-Konferenz.