Ob Tesla-CEO Elon Musk derlei Marktforschung überhaupt zur Kenntnis nimmt, ist fraglich, aber Manager bei Ford dürften sich über eine aktuelle Befragung der Beratungsfirma Cox Automotive freuen: Von 155 Personen in den USA, die in den nächsten zwei Jahren einen Pickup kaufen wollen, zeigten sich 39 Prozent an einem Elektroauto in dieser Kategorie interessiert – aber unter den vier vorgeschlagenen Modellen schnitt der Ford F-150 Electric mit Abstand am besten ab, deutlich vor dem Tesla Cybertruck.
Ford-Marktführer auch als Elektroauto vorn
Möglicherweise zeige sich hier, dass Vertrautheit attraktiv ist, kommentiert Cox dieses Ergebnis. Denn der Pickup von Tesla soll laut CEO Musk zwar mindestens so nützlich sein wie der konventionelle F-150 als der aktuelle US-Marktführer in diesem Segment und zusätzlich so schnell wie ein Porsche 911 – aber er sieht eben auch aus wie ein „gepanzerter Truppen-Transportwagen aus der Zukunft“.
Darauf hatte Musk vor der Präsentation im November 2019 so und mit ähnlichen Worten mehrfach hingewiesen, was aber nichts daran änderte, dass der Cybertruck selbst unter Tesla-Fans zumindest einen kurzen Schock auslöste. Der legte sich bald, und 250.000 Vorbestellungen in wenigen Tagen schienen das radikale Konzept zu bestätigen: Dies galt umso mehr, als der genannte Start-Preis mit 40.000 Dollar noch 10.000 Dollar niedriger ausfiel als vorher von Musk – zum Unglauben vieler – in Aussicht gestellt.
Vor diesem Hintergrund wirken die Ergebnisse der Cox-Umfrage enttäuschend für Tesla und ermutigend für Ford. Denn zur elektrischen Variante des Marktführers F-150 ist bislang zwar nicht viel mehr bekannt, als dass ein Prototyp dafür, wie schon im Sommer 2019 in einem Video gezeigt, einen ganzen Güterzug mit 42 Exemplaren seiner aktuellen Verbrenner-Version ziehen kann. Das darin zu sehende Design dürfte keineswegs endgültig gewesen sein, aber Stahlkeil-Experimente wie bei Tesla sind von Ford gewiss nicht zu erwarten – und das scheint in den USA insgesamt viel besser anzukommen.
Tesla punktet mit Marke und Daten
Cox zeigte den 155 Teilnehmern an der Umfrage zunächst vier elektrische Pickups ohne Marken-Emblem und Daten, von Ford vermutlich den E-Prototyp und dazu den Hummer EV, den Rivian RT1 und eben den Cybertruck. In diesem reinen Optik-Test schnitt der Tesla sogar am schlechtesten ab – nur 19 Prozent fanden ihn attraktiv, während es bei dem Ford 59 Prozent waren. In einem zweiten Test zeigte sich, dass Tesla zumindest über einige Marken-Strahlkraft bei Elektroautos verfügt und mit Leistung überzeugen kann: Wenn das Logo zu sehen war und Daten genannt wurden, mochten 32 Prozent den Cybertruck. Allerdings kam der Ford mit 45 Prozent erneut viel besser an.
Entgegenhalten könnte man der Studie zum einen, dass sie nicht repräsentativ ist. Laut Cox Automotive sind die Ergebnisse „direktional“, zeigen also eine Tendenz, lassen sich aber nicht einfach auf die Gesamtbevölkerung hochrechnen. Außerdem ist die Beratungsfirma selbst an Rivian beteiligt – was allerdings nicht dazu führte, dass der RT1 in irgendeiner Kategorie zum Sieger gekürt wurde.