An dem Streik gegen Tesla in Schweden beteiligen sich laut einer Zählung von lokalen Anhängern nur 13 der 130 Service-Beschäftigten dort – aber mittlerweile unterstützen ihn fast ebenso viele Gewerkschaften in dem Land selbst und bei skandinavischen Nachbarn. Auch gegenüber der Politik muss sich Tesla für seine Verweigerung eines Tarif-Vertrags rechtfertigen und sucht jetzt einen Experten für dieses Gebiet. Wenn es nicht bald Fortschritte gibt, soll ab Weihnachten auch kein Müll aus schwedischen Tesla-Werkstätten mehr abgeholt werden.
Skandinavische Gewerkschaften gegen Tesla
Die deutsche IG Metall, die selbst um mehr Mitglieder und einen Tarif-Vertrag in der deutschen Tesla-Fabrik bemüht ist, ließ in dieser Woche wissen, dass sie den Kampf der schwedischen Kollegen nicht mit eigenen Aktionen unterstützen könne – solche Solidar- oder Sympathie-Streiks seien in Deutschland nicht zulässig. In Skandinavien aber besteht diese Möglichkeit und wird gegen Tesla intensiv genutzt: Erst schlossen sich weitere Gewerkschaften in Schweden und dann auch in Dänemark, Norwegen und Finnland an.
Bei der geografischen Ausweitung geht es offenbar darum, Auslieferungen neuer Elektroautos von Tesla in Schweden zu verhindern. Das würde das Unternehmen finanziell direkt treffen, weshalb es die Blockade zunächst mit Straßen- statt Schiff-Transporten zu umgehen versuchte. Dänische und norwegische Gewerkschaften kündigten dann an, keine Teslas mehr zu bewegen, die für Schweden bestimmt in ihre Länder gebracht werden. Zusätzlich machen Neuzulassungen Schwierigkeiten, denn Post-Beschäftigte weigern sich, Kennzeichen zu Tesla zu befördern, und die Behörde, sie direkt auszuhändigen.
Nach früheren Berichten müssten inzwischen auch schon schwedische Elektriker die Reparatur von Service-Technik oder Superchargern verweigern und Putzkräfte die Reinigung von Tesla-Gebäuden. Und ab Weihnachten soll das Unternehmen mit neuen Stichen weiter unter Druck gesetzt werden: Laut einem Bericht von Reuters kündigte die Transport-Gewerkschaft an, ab Weihnachten keinen Müll mehr aus Tesla-Werkstätten abzuholen, wenn es vorher keine Einigung mit der IF Metall für das Service-Personal gibt.
CEO Musk lehnt Kollektiv-Konzept ab
Ärger bekommt Tesla unterdessen auch mit skandinavischen Fondsgesellschaften, von denen manche große Positionen in der Elektroauto-Aktie halten. Eine dänische will aussteigen und der riesige Staatsfonds Norwegens zusammen mit anderen darauf drängen, dass das US-Unternehmen Arbeitsrechte einschließlich kollektiver Tarif-Verhandlungen respektiert. Vergangene Woche wurde sein Norwegen-Chef im Parlament befragt, wo er erklärte, es gebe bei Tesla keine globale Vorgabe dagegen. CEO Elon Musk sagte allerdings vor kurzem, er lehne das Konzept von Gewerkschaften ab, und soll persönlich eine unnachgiebige Linie für Schweden vorgegeben haben.
Wenn zumindest die Beschäftigten der solidarisch streikenden Gewerkschaften mitziehen, dürfte es für Tesla immer schwieriger und teurer werden, dem standzuhalten und in Schweden aktiv zu bleiben. Das scheint inzwischen auch das Unternehmen selbst zu befürchten, denn auf seinen Karriere-Seiten sucht es einen „Public Policy and Business Development Manager“. Arbeiten soll er oder sie von Sitz in Stockholm oder Oslo aus und dazu beitragen, dass der politische und regulatorische Rahmen in Skandinavien die Mission von Tesla unterstützt.