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Warum BMW an Brennstoffzellen glaubt und VW nicht (und Tesla sowieso nicht)

Volkswagen – IAA 2019

Dr. Frank Welsch, Member of the Board of Management of the Volkswagen Passenger Cars Brand with responsibility for "Technical Development", presents the new Volkswagen ID.3.

Bild: Volkswagen-Entwicklungsvorstand Frank Welsch (Foto: Volkswagen)

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Schon bevor Elon Musk im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends mit Tesla kam, galt als weitgehend ausgemacht, dass die Zukunft der individuellen Mobilität in Elektroautos liegen würde – nur wurden die damals noch nicht so genannt, sondern Brennstoffzellen- oder Wasserstoff-Fahrzeuge. Inzwischen hat Tesla vier Elektroauto-Modelle auf den Straßen (und ab Mitte März mit dem Model Y ein fünftes), die Strom aus Akkus beziehen, statt ihn unterwegs aus Wasserstoff zu erzeugen, und Hersteller konventioneller Verbrenner-Autos ziehen nach, während Autos mit Brennstoffzelle immer noch seltene Ausnahmen sind. Volkswagen hat sich von der Technologie deshalb schon verabschiedet, aber bei BMW glaubt man weiter an sie.

BMW wie VW mit Batterie-Elektroautos

Woher kommt diese Uneinigkeit unter den deutschen Autoherstellern, deren Ausgangssituation doch eigentlich sehr vergleichbar ist? Beide betreiben ein riesiges Geschäft mit einer Antriebstechnologie, die schon wegen weltweit schärfer werdender CO2-Vorschrifen bestenfalls eine begrenzte Zukunft hat. Etwas Neues muss also her.

Dass man bei Tesla nichts von Wasserstoff hält, hat CEO Elon Musk schon mehrfach klar gemacht. Brennstoffzellen sind für ihn „fool cells“ (Idioten-Zellen, angelehnt an das englische Worte „fuel cells“), Wasserstoff-Technologie für Autos hat er zuletzt im Februar 2019 als „unfassbar dämlich“ bezeichnet.

Sowohl Volkswagen als auch BMW werden in diesem Jahr zwar ebenfalls neue Batterie-Elektroautos auf den Markt bringen. Aber anders als Volkswagen, wo es laut aktuellen Aussagen des Entwicklungschefs bezüglich Wasserstoff nur noch „einige kleinere Forschungs- und Vorentwicklungsaktivitäten bei Audi“ gibt, sieht BMW in dem ewigen Hoffnungsträger Wasserstoff immer noch eine gute Option für die Zukunft: „Es gibt Fahrzeugsegmente, für die es batterieelektrisch einfach zu schwer wird“, erklärte BMW-Vorstandschef Oliver Zipse nach Berichten zuletzt in einer Online-Fragerunde zum aufgefallenen Genfer Automobilsalon.

„Wasserstoff für schwere BMW“

„Größere Fahrzeuge werden eher auf Wasserstoff gehen, in kleineren Fahrzeugen ist dieser Antrieb zu teuer“, sagte Zipse weiter. BMW bewege sich aber in Segmenten, „wo das attraktiv werden kann“. Damit dürfte er die schweren Limousinen und vor allem SUV des Unternehmens meinen – „wir sind überzeugt, dass Wasserstoff eine Zukunft hat“.

„Die Entscheidung der Volkswagen-Gruppe ist klar“, heißt es dagegen in einem PR-Artikel auf der VW-Webseite anlässlich der neuen Aussagen von Entwicklungschef Frank Welsch zu Wasserstoff: „Als großer Volumen-Hersteller fokussiert sie sich auf batterieelektrische Autos für die Massen.“ Nur in diesem Maßstab könne die Mobilitätswende gelingen.

Bei BMW wiederum zeigt sich nicht nur das aktuelle Management skeptisch gegenüber Akkus und aufgeschlossen gegenüber Brennstoffzellen. Ende 2019 erklärte auch der frühere BMW-Forschungschef und heutige Chefaufseher beim Gas-Unternehmen Linde Wolfgang Reitzle, es sei klarer denn je, „dass wir uns in eine Wasserstoff-Gesellschaft hinein bewegen werden“. Dass Volkswagen inzwischen wohl entschlossener als jeder andere etablierte Hersteller auf Elektroautos setzt, erklärte er nicht etwa mit strategischem Weitblick, sondern mit Mangel an Optionen: Nur auf diese Weise könne der Golf- bis Porsche-Konzern kurzfristig strenge EU-Emissionsziele erfüllen (und so hohe Strafen vermeiden).

VW drohen viel höhere Strafen

Tatsächlich könnte das sogar wirklich ein Teil der Wahrheit sein. Nach einer Studie von PA-Consulting kommen auf keinen Hersteller in Europa ab 2021 so hohe CO2-Strafzahlungen zu wie auf Volkswagen – 4,5 Milliarden Euro könnten es werden, wenn nichts Einschneidendes passiert. BMW dagegen ist zwar deutlich kleiner, käme laut der Studie aber mit 754 Millionen Euro davon, was anders als bei VW nur einen einstelligen Anteil des Jahresgewinns vor Zinsen und Steuern 2018 ausmacht. Also ist der Leidensdruck in Bayern möglicherweise einfach noch nicht hoch genug, um nach dem Vorbild von Tesla und dann Volkswagen konsequent auf Akku-Autos zu setzen.

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