Vergangene Woche haben sich zwei Männer mit sehr unterschiedlichen Haltungen gegenüber Tesla zu einem Test der Beta-Software FSD für das Autopilot-System getroffen: Ross Gerber, der als Fondsmanager Aktien des Unternehmens hält und es häufig verteidigt, und der Software-Unternehmer Dan O’Dowd, der eine Kampagne mit dem Ziel betreibt, den Test der Tesla-Software auf öffentlichen Straßen zu verbieten. Das Zusammentreffen in Kalifornien hätte eine Chance sein können, beide Seiten näher aneinander zu bringen – doch stattdessen führte es zu neuem Streit.
Tester muss FSD-Tesla stoppen
Denn die Interpretationen der FSD-Fahrt mit einem Model S durch die Stadt Santa Barbara hätten unterschiedlicher kaum sein können. Der Tesla-Investor Gerber schrieb anschließend auf Twitter von „einer netten langweiligen Stunde“ mit „beinahe null Interventionen“. O’Dowd dagegen griff eine Szene heraus, bei der Gerber am Steuer eingreifen musste, um einen Unfall zu verhindern. Die Software habe versucht, die Insassen des Test-Tesla zu töten, schrieb er dazu, und wiederholte seine Forderung, den FSD-Betatest zu verbieten.
Die fragliche Szene ist in einem Twitter-Ausschnitt aus dem Live-Stream der Fahrt zu sehen, den O’Dowd organisiert hatte. Darin fährt der Tesla auf einer Straße in einer Wohngegend unter FSD-Steuerung mit 35 Meilen pro Stunde (gut 56 km/h) auf eine Kreuzung mit Stopp-Schild für die eigene Richtung zu. Das Verkehrsschild wird auf dem Display des Model S auch angezeigt, also offensichtlich erkannt. Allerdings scheint das Auto trotzdem kaum verlangsamt in die Kreuzung einzufahren – bis Gerber voll auf die Bremse tritt.
In my ride along with Ross Gerber, @Tesla Full Self-Driving ran a stop sign at 35mph. If Ross hadn't slammed on the brakes, FSD would have T-boned a car obeying the rules.
FSD tried to kill us in an hour of city driving! Everyone should demand it be banned immediately. @NHTSAgov pic.twitter.com/OnV7A5MBUB
— Dan O'Dowd (@RealDanODowd) June 23, 2023
Ansonsten hätte sein Tesla wohl einen weißen Audi gerammt, der sich von der rechten Seite näherte. „Ich habe gebremst“, bestätigt Gerber in dem Video auf Nachfrage von O’Dowd. Er habe nicht abwarten wollen, ob das Tesla-System doch noch von selbst anhält. Das hätte es vermutlich getan, denn kurz ist auf dem Bildschirm auch eine eingeplante Stopp-Linie zu sehen. Die liegt allerdings mehrere Meter hinter der Einmündung, also fast mitten auf der Kreuzung mit der vorfahrtsberechtigten Straße.
„Falsche Werbung“ soll entfernt werden
Ohne das Eingreifen Gerbers hätte der Tesla den weißen Audi also wohl tatsächlich gerammt. Gerber schrieb hinterher trotzdem, Tesla-Hasser täten sich schwer, die Realität zu akzeptieren, dass FSD 11.4.4 (die aktuelle Version der Beta-Software) „wirklich gut“ sei. O’Dowd dagegen heftete den Video-Ausschnitt mit dem Beinahe-Unfall als obersten Betrag an sein Twitter-Profil und machte ihn sogar zu (Anti-)Werbung, die anderen Nutzern als „promoted“ angezeigt wird. Damit war offensichtlich Gerber nicht einverstanden, denn er forderte den Test-Partner auf, „falsche Werbung“ zu entfernen, in der ohne Genehmigung Bilder von ihm verwendet werden.