Elon Musk hat sich korrigiert – ein wenig jedenfalls: Ob es dem Unternehmen gelinge, das Problem des „Full Self-Driving“ technisch zu lösen, mache den Unterschied zwischen einem hohen Wert für Tesla und praktisch nichts aus, sagte der CEO in einem Interview im vergangenen Juni. Ähnlich, aber etwas zurückhaltender, erklärte er am Freitag bei einer Konferenz in Frankreich, der Wert von Tesla hänge „primär“ von der Autonomie-Frage ab. Von überragender Bedeutung ist sie für ihn aber so oder so – und wie gut das von Musk viel gelobte Tesla-System dafür wirklich funktioniert, wollen ein Anhänger und ein Kritiker jetzt in gemeinsamen Praxis-Tests klären.
Private Tesla-Anhänger sagten ab
Beide sind in Tesla-Kreisen bekannt: Ross Gerber ist ein auf Twitter sehr aktiver Fondsmanager, der in das Unternehmen investiert und es üblicherweise in Schutz nimmt, Dan O’Dowd der reiche Gründer der Software-Firma Green Hills, der Anfang 2022 eine Anzeigen-Kampagne gegen den Beta-Test der Tesla-Software FSD in den USA startete. In TV-Spots zeigte er unter anderem, wie ein Model 3 im FSD-Modus mehrfach einen Kinder-Dummy umfuhr. Tesla-Verteidiger wiesen auf Ungereimtheiten hin und hielten mit eigenen Tests dagegen, in einem Fall sogar mit einem echten Kind (s. Foto oben).
Damit steht bislang sozusagen Video gegen Video – wie man auch daran sieht, dass der Test mit dem echten Kind bei Youtube inzwischen entfernt wurde und dass Tesla von O’Dowd verlangt hat, seine zu löschen. Nächste Woche aber wollen Vertreter der beiden Lager zu einem gemeinsamen Test aufeinandertreffen, wie der Unternehmer am Wochenende mitteilte: Zusammen mit Gerber werde er das FSD-System am 22. Juni in Santa Barbara unter Realbedingungen testen, informierte er.
I am excited to announce that I will be testing @Tesla Full Self-Driving in real world situations with @GerberKawasaki on 22 June in Santa Barbara, as well as sitting down with Ross to discuss AI/Autonomous driving system safety. Stay tuned for further information.
— Dan O'Dowd (@RealDanODowd) June 16, 2023
Die Vorbereitungen für die Verabredung hatten die beiden Männer großteils öffentlich auf Twitter getroffen, also war damit zu rechnen, dass sie zustande kommt. Jetzt ist der gemeinsame Realtest der Beta-Software bestätigt. Zuvor hatte O’Dowd versucht, stattdessen oder zusätzlich private Tesla-Anhänger für ein solches Treffen zu gewinnen, die aber sämtlich absagten. Einer der Kandidaten dafür erklärte am Samstag, er habe die Sorge, selbst zum Ziel einer Kampagne des Milliardärs zu werden, falls diesem das Test-Ergebnis nicht gefällt.
Autonomie laut Musk weiter „bald“
Wie der spezielle FSD-Betatest am Donnerstag genau aussehen soll, verriet O’Dowd noch nicht, und sein Gegenüber Gerber äußerte sich zunächst gar nicht zu dem festen Termin. Dennoch dürfte er stattfinden – und von Anhängern beider Seiten argwöhnisch begleitet werden. Ein endgültiges Urteil über die Fähigkeiten von FSD ist aber schon deshalb nicht zu erwarten, weil sich die Tesla-Software immer noch in der Weiterentwicklung befindet. „Bald“ werde Tesla das Autonomie-Problem wohl gelöst haben, sagte CEO Musk laut einem Reuters-Bericht jetzt in Paris – nicht ohne selbst zu erwähnen, dass er das in wechselnden Formulierungen schon seit vielen Jahren in Aussicht stellt.