Der im November 2017 mit bis zu 805 Kilometern Reichweite angekündigte Tesla Semi ist noch nicht bei Kunden, aber andere Hersteller haben begonnen, bescheidenere Elektro-Lastwagen zu produzieren und zu liefern. So meldete in dieser Woche die Schweizer Carlsberg-Tochter Feldschlösschen, jetzt alle 20 Renault D Wide ZE mit bis zu 200 Kilometern Reichweite bekommen zu haben (s. Foto), die im vergangenen Jahr bestellt wurden. Eine Studie zeigt unterdessen, dass der von Tesla genannte Wert besser wäre, als die technische Entwicklung in den nächsten neun Jahren erwarten lässt – allerdings soll auch weniger ausreichen, um mit Diesel-Lastwagen gleichzuziehen.
Tesla will viel mehr Effizienz
Mit der Studie zu Reichweiten in Abhängigkeit von Akku-Größen will die Organisation International Council on Clean Transportation (ICCT) Informationen für die EU liefern, die 2022 über neue CO2-Grenzwerte für den Lastverkehr befindet, wie es darin heißt. Dazu hat sie mit Hilfe eines detaillierten Modells untersucht, wie weit beladene elektrische Lastwagen bei variierender Kapazität mit einer Strom-Ladung realistisch kommen würden. Einmal wurden dafür heutige Verbrauchswerte verwendet, einmal zukünftige, die mit Effizienz-Verbesserungen bis 2030 erreicht werden sollen.
Demnach bräuchte man heute einen Akku mit 900 Kilowattstunden Kapazität, um auf 485 Kilometer Lastwagen-Reichweite im Fernverkehr zu kommen. Daran gemessen ist Tesla dem Stand der Technik beim Semi (der jetzt allerdings erst 2022 kommen soll) weit voraus. Für den nannte CEO Elon Musk in diesem Februar eine Kapazität um 500 Kilowattstunden. Damit dürfte er die ebenfalls angekündigte Variante mit 300 Meilen (482 km) Reichweite gemeint haben. Aber selbst das würde bedeuten, dass Tesla mit rund 44 Prozent weniger Batterien so weit kommen will.
Der ICCT rechnet vorsichtiger. Bis zum Jahr 2030, so heißt es in der Studie weiter, seien verschiedene Verbesserungen beim Verbrauch absehbar. Eine wichtige Rolle dabei spielt die Energie-Dichte der verwendeten Batterie-Zellen und -Pakete: Je höher sie wird, desto weniger wiegt jede Kilowattstunde Kapazität und der ganze Elektro-Lastwagen, was wiederum mehr Reichweite bedeutet. Laut ICCT dürfte sich diese Dichte bis 2030 verdoppeln. Weitere Effizienz-Steigerungen werden durch bessere Aerodynamik und Reifen sowie Leichtbau am Fahrzeug erwartet.
E-Laster 2030 ohne Gewichtsnachteil
Unter diesen Annahmen kommen für einen Fernverkehr-Lastwagen mit 900 Kilowattstunden Akku in 2030 schon 660 Kilometer Reichweite heraus, also rund 23 Prozent mehr als mit heutiger Technologie. Um zumindest mehr als 500 Kilometer ohne Nachladen zu schaffen, wären laut der Studie dann noch 700 Kilowattstunden erforderlich. Auch gegenüber diesem Wert will Tesla mit seinem Semi 2022 also schon weiter sein. Doch laut ICCT würden auch die berechneten allgemeinen Daten schon ausreichen, um bis 2030 einen Punkt zu erreichen, ab dem Elektro-Lastwagen mit 500 Kilometern Reichweite genau so viel Ladung mitnehmen können wie konventionelle Diesel.