Die Live-Übertragung der Präsentation von CATL auf Youtube hätte vielleicht noch stärker beeindruckt, wenn der Ton nicht so schlecht gewesen wäre, aber auch so war die Veranstaltung am Mittwoch bemerkenswert. Im westlichen Show-Stil (aber mit tiefen Verbeugungen zur Begrüßung) stellten Führungskräfte des Unternehmens eine neue Batterie vor, die als erste der Welt auf Basis der LFP-Chemie „superschnell“ geladen werden kann. Reichlich Abnehmer dafür gibt es bereits, wie CATL zeigte – aber der große Kunde Tesla kam als Partner in der aufwendigen Präsentation nicht vor.
LFP-Elektroautos laden mit 300 kW
Für die Veranstaltung in Peking hatte CATL einige Tage im Vorfeld Werbung gemacht, und weil sich gleichzeitig die Anzeichen für eine baldige Auffrischung des Tesla Model 3 mehrten, wurde spekuliert, das US-Unternehmen würde vielleicht als erster Abnehmer von der Innovation des chinesischen Weltmarktführers profitieren. Dabei kreisten die Erwartungen um so genannte M3P-Batterien, an denen CATL ebenfalls arbeitet: eine Weiterentwicklung der LFP-Chemie, die höhere Energie-Dichten ermöglicht.
Zum Beispiel ein Tesla Model 3 Highland mit M3P von CATL könnte immer noch kommen, aber am Dienstag ging es um eine andere Produkt-Neuheit – und andere Hersteller. Gezeigt wurde eine als Shenxing bezeichnete Batterie, die nach den Angaben dazu nicht für höhere Dichte, sondern für besonders schnelles Laden optimiert wurde. Laut CATL ist sie die erste weltweit auf LFP-Basis, die 4C verträgt, also das Vierfache ihrer Kapazität, wenn man die Zeiteinheit darin weglässt. Ein Shenxing-Akku mit 75 Kilowattstunden etwa ließe sich also mit 300 Kilowatt laden.
Erreicht wurde das nach den CATL-Angaben mit Innovationen bei Material, Struktur wie Systemen, und in Tests viele Male überprüft. Selbst bei -10 Grad Umgebungstemperatur soll ein leerer Elektroauto-Akku mit den neuen Batterien innerhalb von 30 Minuten wieder zu 80 Prozent voll sein; die Beschleunigung auf 100 km/h (die schnelles Entladen bedeutet) soll bei Frost voll erhalten bleiben. Für gemäßigtere Umfelder nannte CATL 10 Minuten Laden für 400 Kilometer neue Reichweite. Das dürfte sich auf die milde chinesische Norm beziehen und würde nach WLTP für Europa eher immer noch ansehnliche 350 Kilometer bedeuten.
Zudem will CATL mit den Shenxing-Batterien nicht an die technische Spitze, sondern in die Masse. Schon der Name ist eine Kombination aus chinesischen Ausdrücken für „schnell“ und „zugänglich“, erklärte der Chef des inländischen Elektroauto-Geschäfts. Vergleichbar hohe Ladeleistungen seien bislang nur in einigen High-End-Fahrzeugen verfügbar gewesen und sollen jetzt breite Kundenschichten erreichen. Im Rückblick werde es heißen, am Tag der CATL-Veranstaltung habe das Zeitalter des umfassenden superschnellen Ladens begonnen, erklärte der Manager.
Großkunde Tesla kommt nicht zu Wort
Die Shenxing-Produktion soll vor Ende dieses Jahres beginnen, und für das erste Quartal 2024 stellte CATL die ersten Elektroautos damit in Aussicht. Es könnten sogar eine Menge sein, denn zum Abschluss der Übertragung spielte das Batterie-Unternehmen kurze Videos ein, in denen Manager von chinesischen Elektroauto-Herstellern die neue Technologie loben und CATL als Partner bezeichnen.
Eine solche Einspielung mit Tesla, das 2022 die meisten LFP-Batterien von CATL kaufte, oder einem anderen westlichen Unternehmen kam jedoch nicht vor. Stattdessen erklärten die mindestens sechs chinesischen Batterie-Kunden, zusammen mit mehreren Vertretern des Staates, dass sie alle dem Weltmarktführer aus dem eigenen Land „vollständigen Erfolg“ wünschen.