Nicht immer reagieren Aktien merklich auf neue Analysten-Einstufungen, doch bei Tesla scheint eine Studie der Investmentbank Goldman Sachs in dieser Woche große Wirkung gehabt zu haben. Am Mittwoch war Tesla an der Börse zunächst schwach, wohl weil CEO Elon Musk vor einem platzenden Kurs für den Fall von ausbleibenden Zukunftsgewinnen gewarnt hatte, erholte sich nach Veröffentlichung der Goldman-Einschätzung aber. Am Donnerstag dann erreichte die Aktie einen neuen Schluss-Rekord und startete am Freitag freundlich. In diesem Umfeld gratulierte ein bekannter Tesla-Leerverkäufer jetzt CEO Musk – gibt sich aber noch nicht geschlagen.
„Schmerzhaftes“ Jahr durch Tesla-Anstieg
In den US-Handel am Freitag ging die Tesla-Aktie bei rund 595 Dollar, knapp über dem Vortag, an dem sie einen neuen Schluss-Rekord verzeichnet hatte. Die Marktkapitalisierung lag bei gut 560 Milliarden Dollar, mehr als zum Beispiel bei der riesigen Anlagefirma Berkshire Hathaway von Warren Buffet (der vor kurzem ein Tesla-Einstieg nachgesagt wurde). Vor der Goldman-Studie mit einem Kursziel von 780 Dollar hatte ab Mitte November die Nachricht von Teslas kommender Aufnahme in den wichtigen Index S&P 500 für Schub gesorgt.
„Guter Job bisher“, würde er zu CEO Musk sagen, wenn er ihn treffen würde, sagte dazu jetzt der bekannte Leerverkäufer Jim Chanos, der seit fünf Jahren auf fallende Kurse bei der Tesla-Aktie setzt. Die ersten vier Jahre über sei die Position nicht schlecht gewesen, erzählte er der Nachrichten-Agentur Bloomberg – Tesla habe sich zumindest nicht deutlich besser entwickelt als der Gesamtmarkt. Die vergangenen 12 Monate aber seien mit 700 Prozent Plus bei Tesla eine ganz andere Geschichte gewesen: „Das war eindeutig schmerzhaft.“
Laut Analysefirmen hat die Zahl der leerverkauften Tesla-Aktien in den vergangenen Monaten deutlich abgenommen, doch wegen des steilen Kursanstiegs steht trotzdem immer mehr Geld damit im Risiko. Ähnlich sieht es bei Chanos‘ Fondsfirma Kynikos Associates aus: Er habe die Tesla-Position auf einen Wert unterhalb der maximal zulässigen 5 Prozent reduziert, sagte er Bloomberg, ohne eine genaue Angabe zu machen. Er sehe aber weiterhin Probleme mit dem Geschäftsmodell und der Bewertung von Tesla.
Leerverkäufer nimmt IBM ins Visier
Auch allgemein ergeht es dem Fonds von Chanos laut Bloomberg in diesem Jahr nicht sehr gut. Er investiere sowohl mit normalen Käufen als auch mit Leerverkäufen, wobei sich der Gründer auf den Short-Aspekt konzentriere. Außerdem biete er ein reines Short-Portfolio zur Absicherung gegen Markt-Risiken an. Doch seitdem die Fed in diesem März erneut die Zinsen senkte und deutlich Unterstützung signalisierte, geht es nicht nur bei Tesla aufwärts mit den Kursen. Das kostet Kynikos Performance – und sorgt für weniger Nachfrage nach seiner Short-Absicherung.
Normalerweise würden etwa zwei Drittel seiner Leerverkäufe funktionieren wie geplant, berichtete Chanos weiter, derzeit sei es nur ein Drittel. Privatanleger würden aktuell „wirklich dumme Sachen mit ihrem Geld machen“. Das könne durchaus noch eine Weile so weitergehen. Er hoffe aber, mit der Zeit wieder vorne zu liegen. Neben der verkleinerten Tesla-Position soll dabei auch Spekulation gegen IBM helfen. Das Geschäft des IT-Riesen schrumpfe seit Jahren und er versuche, das mit „Finanz-Engineering“ zu verdecken, sagte Chanos.