Gegen diese Spielerei dürfte selbst die US-Behörde NHTSA nichts haben: Vor kurzem verkündete sie einen Rückruf wegen der Funktion Boombox, die Tesla Ende 2020 per Funk-Update in den USA eingeführt hatte. Damit kann man beliebige Musk und Geräusche über den Außenlautsprecher abspielen, was für die Behörde ein Sicherheitsrisiko ist, das mit einer neuen Software-Version abgeschafft werden muss. Erst einmal aber verbreitet Tesla mit einem anderen Update eine andere nicht zwingende Funktion, für die wohl kein Rückruf-Risiko besteht.
Weltweite Tesla-Funktion aus China
Zuerst bekamen Anfang Februar chinesische Kunden die neue Funktion, die auf Englisch als Colorizer bezeichnet wird: Man kann damit frei einstellen, in welcher Farbe der eigene Tesla in der App und auf dem Fahrzeug-Bildschirm erscheint. Statt der fünf Tesla-Farben steht also jetzt die volle Palette zur Verfügung, und zusätzlich kann man sie als normale, metallische oder matte Lackierung auswählen. Nach dem Speichern wird der jeweilige Tesla in App und Auto derart individualisiert dargestellt, aber die ursprüngliche Farbe steht als Backup zur Verfügung.
Nachdem der Colorizer mit der Software-Version 2022.2.1 zunächst China erreichte, kam er mit 2022.4.5 ab vergangener Woche auch in den Westen. Wie sich auf Twitter herausstellte, wurde die Funktion auch in China entwickelt. Das schrieb erst ein bekannter Tesla-Beobachter von dort und wurde dann von CEO Elon Musk bestätigt, indem er dieser Nachricht ein Like gab. Tesla betreibt in seiner Gigafactory in dem Land ein eigenes F&E-Zentrum für Software bis Hardware und will nach aktuellen Berichten zusätzlich ein Design-Zentrum in Peking aufbauen.
Software developed by Tesla Software Team in Shanghai, China.
“Tesla China team rocks!” @elonmusk $TSLA credit: @klwtts pic.twitter.com/hVUJQeMjXQ
— Jay in Shanghai 电动 Jay (@JayinShanghai) February 12, 2022
Dass die Colorizer-Funktion aus China kommt, passt insofern gut, als Autos dort offenbar häufiger in individuellen Farben foliert werden als im Westen. Im Sommer 2020 richtete Tesla sogar selbst einen Dienst dafür in fünf Städten ein. Wer dieses oder ein anderes Folien-Angebot genutzt hat, muss jetzt also nicht mehr damit leben, dass sein Tesla auf dem Bildschirm und in der App nicht in der korrekten Farbe erscheint. Und natürlich kann sich auch jeder andere mit dem Colorizer ansehen, wie dem eigenen Auto eine andere Lackierung stehen würde, oder einfach damit spielen.
BMW mit echtem Farbwechsel-Elektroauto
Das hat zum Beispiel der YouTube-Kanal The Kilowatts schnell erkannt, der vergangene Woche auf Twitter ein kurzes Video (s. oben) dazu veröffentlichte. Die Tesla-Software 2022.4.5 sei ein „Game Changer“, schrieb er, und zeigte, wie sich bei Nutzung des Colorizer nicht nur die angezeigte Tesla-Außenfarbe änderte, sondern auch die echte. Das war natürlich nur ein Trick, wie andere Twitter-Nutzer anhand kleiner Fehler schnell feststellten. Unmöglich aber wäre es nicht: Auf der Messe CES in diesem Januar präsentierte BMW sein Elektroauto iX mit einer Spezial-Hülle, die zumindest von Weiß über Grau bis Schwarz die Außenfarbe verändern konnte.