Entweder war das kein politischer Termin oder ein ungeplanter: Am Montagabend veröffentlichte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer auf seiner Instagram-Seite ein Foto von sich selbst im Gespräch mit Tesla-CEO Elon Musk und im Hintergrund der Gigafactory-Baustelle bei Berlin – dabei hatte es vorher geheißen, der neue Überraschungsbesuch von Musk ab Anfang dieser Woche habe nur technischen Charakter, und es seien dieses Mal keine Politiker-Treffen vorgesehen. Für Scheuer scheint der Tesla-Chef eine Ausnahme gemacht zu haben, wobei nach dem Treffen zunächst keine Inhalte bekannt wurden. Aber immerhin klärte Musk selbst später auf Twitter einen wichtigen Punkt mit Blick auf das Model Y in neuer Konstruktion.
Tesla-Chef geht System durch und lobt
„Baustellenbesuch am Montagabend bei Tesla. Was hier in Brandenburg entsteht, ist Zukunft“, schrieb Scheuer zu seinem Foto zusammen mit dem CEO auf Instagram, ohne über Anlass, Themen oder Umstände zu informieren. Von gemeinsamem Interesse könnte das Feld des autonomen Fahrens sein. In diesem Februar hat das deutsche Regierungskabinett einen Gesetzentwurf dazu vorgelegt, der es laut Scheuer „aus den Forschungslaboren auf die Straße“ holt, in Deutschland als dem ersten Land weltweit. Das bezieht sich aber vorerst nur auf abgegrenzte Bereiche und lässt sich nur realisieren, wenn die EU-Kommission keinen Einspruch erhebt, schränkte das Verkehrsministerium ein.
Musk selbst ließ dann am Dienstagvormittag zumindest etwas genauer wissen, warum er jetzt zum wiederholten Mal zu der Gigafactory-Baustelle in Grünheide nahe der deutschen Hauptstadt geflogen ist: Er werde mit dem Team vor Ort „alle Aspekte des Produktionssystems der nächsten Generation für das deutsche Model Y durchgehen“, schrieb er zu einem Artikel über seinen Besuch auf Twitter.
Going through all aspects of next gen Model Y production system with team. Lot of talented people at Giga Berlin. This place will rock!
— Elon Musk (@elonmusk) May 18, 2021
Außerdem äußerte der Tesla-Chef erneut ein Lob für die „vielen talentierten Leute bei Giga Berlin“ – schon bei früheren Gelegenheiten hatte er positiv über den hiesigen Fachkräfte- und Maschinenbauer-Pool gesprochen und geschrieben. Und Musk ließ erkennen, dass er trotz oder wegen der aktuellen Verzögerungen bei der Realisierung der neuen Fabrik kaum erwarten kann, bis sie loslegt. „This place will rock!“
Zum ersten Mal auf der Welt will Tesla darin nach früheren Aussagen von ihm Elektroautos praktisch bauen wie Spielzeuge: Der komplette vordere Teil des Rahmens für das Model Y wird in riesigen Druckgussmaschinen oder Giga-Pressen an einem Stück produziert, ebenso wie der hintere, und dazwischen kommt nur noch ein Element, in dem die vielen Batterie-Zellen stecken und das mit ihnen zusammen zur tragenden Struktur gehört. Das Heck-Teil für Model Y in den Tesla-Fabriken in den USA und China kommt bereits fertig aus Giga-Pressen, die deutsche Gigafactory sollte laut Musk die erste sein, die sie auch für das vordere Element nutzt.
Neue Model Y sofort mit 4680-Zellen
Dabei könnte sie noch von dem Tesla-Projekt im US-Bundesstaat Texas überholt werden, das später begonnen wurde, aber zuletzt schneller vorankam – ein deutscher Ingenieur hat in dieser Woche darüber informiert, dass dort soeben das erste Front-Gussteil für ein Model Y produziert worden sei. So oder so brauchen beide Standorte für die neue Konstruktion auch die neuen Batterie-Zellen im XL-Format 4680, die Tesla im September 2020 vorstellte. In Deutschland wie Texas sollen sie in den Gigafactorys vor Ort produziert werden – und wie Musk jetzt klar machte, von Anfang an: „4680“, lautete seine kurze Antwort auf die Frage, ob das Model Y in Austin möglicherweise zunächst wie in Fremont und China mit 2170-Zellen produziert werden könnte.
Die Aussage dürfte auch für Giga Berlin gelten, und damit scheint klar, dass Tesla hier anders als zwischenzeitlich spekuliert keine Kompromisse in Bezug auf seine neuen Struktur-Pläne macht. Auf der anderen Seite kann man Musk so verstehen, dass es keine deutschen Model Y geben wird, bevor auch die Zellproduktion auf dem Gigafactory-Gelände steht, die bislang nicht einmal beantragt ist. Er hoffe auf einen Start der deutschen Tesla-Fabrik vor Ende des Jahres, sagte Musk dort am Montagabend – schränkte aber ein, dass dafür „alle Elemente vorhanden“ sein müssten.