Nach der Übernahme von Twitter im Oktober 2022 regierte Tesla-Chef Elon Musk dort eine Weile über Abstimmungen. So fragte er die Nutzer des Dienstes, ob der frühere US-Präsident Trump dort wieder zugelassen werden sollte, ob Journalisten gesperrt bleiben sollten, die über seinen Echtzeit-Aufenthaltsort berichtet hätten – und ob er selbst als Twitter-CEO zurücktreten sollte. An das Ergebnis werde er sich halten, erklärte Musk zu dem letzten Punkt, und 57,5 Prozent der Teilnehmenden sprachen sich für den Rücktritt aus. Diesen Wunsch will der Tesla-Chef weiter erfüllen, wie er jetzt sagte, aber wohl erst gegen Ende des Jahres.
Musk fühlt sich bei Twitter gebraucht
Die Twitter-Übernahme durch Musk wirkte sich nach Ansicht von Beobachtern in mehrerer Hinsicht negativ auf Tesla als das Unternehmen aus, dessen CEO er seit 2008 ist. Das gilt zunächst einmal für die Aktie: Musk verkaufte über Monate Tesla-Anteile in zweistelliger Milliarden-Höhe, was er bei manchen dieser Transaktionen selbst mit Twitter-Finanzbedarf begründete. Außerdem belasteten seine Twitter-Entscheidungen und -Äußerungen nach Umfragen sein eigenes Image und das von Tesla. Und zusätzlich wurde befürchtet, durch den neuesten CEO-Job bleibe ihm zu wenig Zeit für das Elektroauto-Unternehmen.
Das könnte das Ergebnis der Abstimmung mit geprägt haben, und tatsächlich half es der Ende 2022 gebeutelten Tesla-Aktie zumindest kurzfristig auf die Sprünge. Allerdings blieb Musk bei Twitter weiter am Ruder und ist es bis heute – tatsächlich hatte er zwar erklärt, dem Nutzer-Votum Folge zu leisten, aber keinen Zeitrahmen dafür genannt. Das holte er jetzt auf Nachfrage in einem Video-Interview während der Konferenz World Government Summit in Dubai nach: „Gegen Ende es Jahres“ werde wahrscheinlich ein guter Zeitpunkt sein, jemand anderes für die Twitter-Führung zu finden.
Das ist insofern eine Verschiebung, als der Tesla-Chef kurz nach der Abstimmung erklärt hatte, er werde den Posten dort räumen, sobald er jemanden gefunden habe, der dumm genug sei, ihn anzunehmen. Mehrere Kandidaten hatten sich zuvor von sich aus gemeldet, kamen bei Musk aber nicht an. Zudem berichtete CNBC im Dezember, dass er sogar schon vor der Twitter-Frage begonnen habe, konkret einen Ersatz zu suchen und weiterhin suche. Jetzt aber will Musk das übernommene Unternehmen erst einmal stabilisieren, finanziell gesund machen und eine klare Produkt-Roadmap definieren, wie er in Dubai sagte.
Tesla-Chef wünscht sich 80-Stunden-Woche
Dort kam außerdem noch einmal die aktuelle Arbeitsbelastung durch Twitter zur Sprache, die er sich zusätzlich zu Tesla, SpaceX und Boring aufgehalst hat. Der Vorlage, dass er regelmäßig 20 Stunden pro Tag arbeite, widersprach Musk zwar – das bezeichnete er relativ als selten, schmerzhaft und nicht einmal hilfreich, weil er in der langen Zeit dann weniger schaffe. Sechs Stunden pro Tag schlafe er normalerweise, erklärte Musk. Fast die gesamte wache Zeit über aber arbeitet er nach eigenen Angaben tatsächlich, vom Aufstehen bis zum Schlafengehen, meist an sieben Tage pro Woche.
In einem Prozess hatte er das vor kurzem in 120 Stunden pro Woche ausgedrückt. Wie viel davon Twitter ausmacht, sagte Musk auch bei der Konferenz nicht, ließ aber erkennen, dass Tesla ihn im Vergleich zu früheren Zeiten viel weniger Zeit kostet: Das Unternehmen stehe heute nicht mehr am Rand des Überlebens wie in guten Teilen von 2017-2019 und sei mit weniger Aufwand zu betreiben. Twitter dagegen erfordere viel Arbeit, um in eine stabile Position zu kommen, erklärte der Vierfach-CEO. Bis Ende des Jahres dürfte es so weitergehen – aber ewig will Musk auch nicht „wie verrückt“ arbeiten, wie er sagte: „Ich wäre mit einer Arbeitswoche von nur 80 Stunden zufrieden, das wäre in Ordnung.“