Im zweiten Quartal dieses Jahres stammten wie schon im gesamten Vorjahr die meisten neuen Elektroautos von Tesla aus der Gigafactory in China – die 247.217 Model 3 und Model Y von dort machten rund 53 Prozent der 466.140 Tesla-Auslieferungen weltweit aus. Nach Berichten von dieser Woche werden dort jetzt trotzdem weniger Beschäftigte gebraucht, allerdings nur im Batterie-Bereich. Spekuliert wurde, dass dies mit dem harten Elektroauto-Wettbewerb in China oder mit Subventionsregeln in den USA zusammenhängt. Es könnte aber auch Teil der Vorbereitungen für ein aufgefrischtes Model 3 sein.
Rätseln über Entlassungen bei Tesla
Von den Entlassungen im Batterie-Bereich bei Tesla in China berichtete am Freitag zuerst die Nachrichten-Agentur Bloomberg. Anfang der Woche seien einige Betroffene darüber informiert worden. Dabei geht es um die Produktion von Batterie-Modulen und -Paketen aus einzelnen Zellen, die von den Zulieferern LG Energy Solution und CATL kommen. Ein Großteil dieser Arbeit soll bislang in der Tesla-Fabrik erledigt werden, die jetzt aber offenbar weniger Personal dafür braucht.
Bloomberg stellte diese Neuigkeit in Zusammenhang mit dem Preiskampf auf dem chinesischen Elektroauto-Markt, berichtete aber, die Zahl der Entlassungen sei ebenso unbekannt wie die konkreten Gründe dafür. Eine Quelle soll gesagt haben, dass Tesla derzeit Anlagen für das Ersetzen menschlicher Arbeit bei der Produktion von Akku-Paketen aus Batterien entwickelt.
Dass es in China derzeit Akku-Entlassungen gibt, wurde nach deren Berichten mehreren lokalen Medien bestätigt, die über Ausmaß und Gründe aber ebenfalls nicht viel erfuhren. Jiemian News brachte als Erklärung die Tatsache ins Spiel, dass eine neue US-Subvention für Elektroauto-Käufer Batterien aus China ausschließt. Allerdings ist es zulässig, für die Berechnung der Nordamerika-Quoten einen Durchschnitt zu bilden. Wohl dadurch wird laut Tesla für alle Model 3 in den USA die höchste Steuer-Gutschrift gewährt, obwohl der Akku für die kleinste Version CATL-Batterien aus China enthält.
Zusammenhang mit Model 3 Highland möglich
Weder Nachfrage-Schwäche in China noch Batterie-Regeln der USA können als Erklärung für die Entlassungen also überzeugen. Doch der Bericht von Jiemian enthält eine weitere, obwohl der Zusammenhang darin nicht explizit hergestellt wird: Von einem externen Mitarbeiter der Tesla-Fabrik sei zu erfahren gewesen, dass die Vorbereitungen für die Produktion des Model 3 in der aufgefrischten Highland-Version dort weit fortgeschritten sind. Laut anderen Berichten aus China soll zumindest seine Basis-Variante Akkus aus neuen M3P-Batterien von CATL bekommen – und die werden möglicherweise gleich als fertige Pakete an Tesla geliefert.
Denn bei CATL gibt es noch weitere Innovationen – unter anderem cell-to-pack (CTP), also die Integration von Batterien zu kompletten Akku-Paketen ohne den Zwischenschritt über Module. Tesla macht das mit seinen 4680-Batterien ebenfalls, doch die Produktion ist offenbar noch nicht hoch, und nach Angaben von CATL ist das eigene CTP-System deutlich effizienter. Also könnte sich Tesla fertige Pakete für das Model 3 liefern lassen.
Dazu würde auch passen, dass die aktuellen Entlassungen nur den Akku-Bereich für dieses Elektroauto betreffen sollen, nicht den für das Model Y. Laut dem Jiemian-Bericht läuft in der chinesischen Tesla-Fabrik nach Angaben des extern Beschäftigten bereits eine Produktionslinie für Prototypen des Model 3 Highland, die am Wochenende auf den Straßen auf dem Gelände getestet werden. Das würde auch erklären, warum Tesla seit kurzem offenbar den Luftraum über der Gigafactory vor Drohnen abschirmt.