Die groben Ergebnisse wurden noch während der Veranstaltung bekanntgegeben und brachten keine Überraschungen, und jetzt hat Tesla die exakten Stimmverhältnisse zu den Vorschlägen gemeldet, die bei der Hauptversammlung Mitte Mai auf der Agenda standen. Demnach wurden Elon Musk, die Vorsitzende Robyn Denholm und der Tesla-Mitgründer JB Straubel mit komfortablen Mehrheiten ins Board gewählt, die bei Musk am deutlichsten ausfiel. Genau null Ja-Stimmen erhielt der Vorschlag einer Aktionärsgruppe, die Tesla-Lieferketten extern auf mögliche Kinder- und Zwangsarbeit überprüfen zu lassen – was aber jetzt trotzdem geschehen soll.
1,8 Mrd. Tesla-Stimmen für Musk
Stimmberechtigt waren laut der Veröffentlichung von Montagabend gut 2,4 Milliarden Tesla-Aktien. Die größte Mehrheit unter allen Vorschlägen bekam mit zusammen nur rund 30 Millionen Ablehnungen und Enthaltungen die Berufung von PricewaterhouseCoopers zum Wirtschaftsprüfer für dieses Jahr. Für die Wiederwahl von CEO Musk ins Tesla-Board wurden gut 1,8 Milliarden Aktien-Stimmen abgegeben, gegen ihn rund 86 Millionen, und 2 Millionen waren Enthaltungen. Bei noch einmal einer halbe Milliarde Tesla-Aktien hatten die Besitzer ihren Brokern keine Instruktionen gegeben, sodass für diese bei den meisten Anträgen nicht abgestimmt wurde.
Nur unter den abgegebenen Stimmen hatte Musk damit eine Mehrheit von 95 Prozent der Tesla-Aktien; wenn man die „Broker Non-Votes“ bei der Aktien-Gesamtzahl berücksichtigt, kam er auf rund 75 Prozent. Zur Wiederwahl stand auch die Board-Chefin Denholm, die rund 1,4 Milliarden Ja-Stimmen erhielt, also etwa 74 Prozent bzw. 58 Prozent. Dazwischen lag das Ergebnis für JB Straubel. Der langjährige Technik-Vorstand, der sich wie Elon Musk als Tesla-Mitgründer bezeichnen darf, hatte das Unternehmen 2019 verlassen. Jetzt ist er zumindest wieder Mitglied des Boards, gewählt mit gut 1,6 Milliarden Stimmen, also einer Mehrheit von 85 Prozent oder zumindest gut zwei Dritteln.
Kinderarbeit-Auditierung soll kommen
Im Vorfeld hatten sich verschiedene Aktionärsgruppen gegen die Wahl aller drei Board-Mitglieder gestellt. Zu Straubel zum Beispiel hieß es, dieser erfülle aufgrund seiner früheren Arbeit für Tesla nicht das Kriterium der Unabhängigkeit. Der Vorsitzenden Denholm wurde vorgeworfen, Musk zusammen mit dem Rest des Gremiums zu wenig zu kontrollieren, und der CEO selbst dafür kritisiert, Tesla nicht genügend Aufmerksamkeit zu widmen.
Wie die Ergebnisse der Abstimmung bestätigen, hatten diese Initiativen aber relativ wenig Wirkung. Sogar keine einzige Stimme erhielt nach den neuen Informationen ein während der Hauptversammlung vorgetragener Vorschlag: Eine Vertreterin einer Gruppe namens Investor Advocates for Social Justice erklärte, Tesla müsse über die Informationen in seinem Impact Report hinaus Fragen möglicher Menschenrechtsverletzungen in seiner Lieferkette adressieren. Als konkrete Punkte nannte sie Kinderarbeit im Kongo und Zwangsarbeit unter Uiguren in China.
And I will review the audit personally.
If you drive a Tesla, you should be able to believe in it to your core.
— Elon Musk (@elonmusk) May 18, 2023
Dass es dafür keine Mehrheit gab, zeigte sich schon während der Hauptversammlung. Der frisch wiedergewählte Musk erklärte anschließend jedoch, unabhängig von dem Ergebnis die von der Aktivisten-Gruppe vorgeschlagene Auditierung von außen doch vornehmen zu lassen. Wohl eher im Scherz erklärte er, Tesla werde Kameras an seinen Kobalt-Minen anbringen lassen, und wenn irgendjemand dort Kinder arbeiten sehe, solle er Bescheid sagen. Das Thema scheint ihm aber ernster zu sein, denn zu einem Bericht über die geplante Überprüfung kündigte er später auf Twitter an, er werde sich mit den Ergebnissen persönlich beschäftigen. Wer einen Tesla fahre, müsse zutiefst an dieses Auto glauben könne, erklärte Musk.