Das Elektroauto mit dem kurzen Namen 2 des chinesisch-schwedischen Herstellers Polestar (eine Marke von Volvo und dessen Besitzer Geely Group) muss sich vor den Modellen von Tesla weniger verstecken als manches andere: In Format und Preis liegt es zwischen Model 3 und Model Y, und wie diese wurde er von Grund auf elektrisch entwickelt, auch wenn der etwas größere Akku nur für etwas weniger Reichweite ausreicht. Jetzt aber muss der Polestar 2 offenbar einen schweren Rückschlag einstecken: In Medien wurde von einem Rückruf „aller“ bislang ausgelieferten Exemplare berichtet – und das sollen bislang nicht mehr als 2200 sein.
„Kritisches“ Problem bei Polestar 2
Ihren Ausgang nahm die Meldung wie heutzutage nicht selten in Internet-Foren und wurde dann zuerst von der schwedischen Zeitung Dagens Industri aufgegriffen. Der Polestar 2 weise eine Reihe von Software-Fehlern auf, die dazu führen könnten, dass das Elektroauto während der Fahrt plötzlich anhalten könne, heißt es in dem Artikel laut Google Translate; das entscheidende Wort „Motorstopp“ kann man aber auch im Original verstehen. In Schweden seien drei von diesen Fällen aufgetreten, und jetzt rufe Polestar „alle“ bislang ausgelieferten 2 zurück.
Ein Nutzer im deutschen Polestar-Forum hatte ungefähr zur selben Zeit Ähnliches zu berichten. Er stellte ein Rückruf-Schreiben für seinen Polestar 2 ein, in dem von einem Software-Problem im „Batterie-Energiekontrollmodul“ die Rede ist. Ein anderer zitierte Polestar-Post aus einem norwegischen Forum, die mehr Details enthält: Es gebe zwei Probleme, von denen eines „kritisch“ sei, weil der Antrieb des Elektroautos aussetzen könne, was zum Stoppen führe. Aus diesem Grund sei ein manuelles Software-Update erforderlich, schrieb das Unternehmen, und bat wie in dem kürzeren deutschen Brief in die Werkstatt.
Der Bericht von Dagens Industri ist im Volltext nicht frei zu lesen, aber ab Samstag beschäftigte sich auch die deutsche Zeitschrift auto, motor und sport mit dem Thema. Polestar rufe alle in Deutschland ausgelieferten 2 zurück, meldete sie – auch bei dem eigenen Testwagen sei übrigens das Stopp-Problem aufgetreten. Ein Polestar-Sprecher habe den Rückruf bestätigt und als freiwillig bezeichnet. Betroffen seien nur wenige Fahrzeuge, soll er gesagt haben.
Widersprüchliche Zahlen-Angaben
Wie bei Dagens Industri ist auch bei auto, motor und sport nur im Vorspann das Wort „alle“ zu finden. Die Nachrichten-Agentur Reuters zitierte die schwedische Meldung mit der Angabe, „alle neuen Polestar 2“ würden zurückgerufen und nannte die Zahl von 2200. Polestar ist nicht Tesla, doch nur 2200 europaweite Verkäufe des modernen Elektroautos in den ersten etwa drei Monaten wären überraschend wenig.
Zum doppelten Glück für Polestar spricht aber einiges dafür, dass bei der stillen Internet-Post zwischen sozialen und klassischen Medien einschließlich Übersetzungen etwas falsch verstanden wurde. Dagens Industri berichtet von 600 Polestar 2 in Schweden, in Norwegen wurden nach der Statistik des Verbands OFV in diesem Jahr bislang 1453 zugelassen, in Deutschland laut KBA bis August 244. Allein das macht rund 2300 Polestar 2, sodass entweder die genannte Zahl von 2200 Rückrufen nicht stimmt oder die Angabe, dass dies „alle“ bislang gelieferten seien. Für Polestar wäre die zweite Variante sicher positiver.