Elektroautos und Anhänger passen auf der einen Seite bestens zusammen, in anderer Hinsicht aber weniger. Zwar hilft beim Ziehen das ansatzlos hohe Drehmoment der Motoren, aber die zusätzliche Last und die verschlechterte Aerodynamik gehen merklich auf Kosten der Reichweite – und zumindest am Tesla-Supercharger muss man zum Nachladen fast immer Abkoppeln, weil man mit einem Gespann nicht an die kurzen Kabel kommt. Ein möglichst geringer Mehrverbrauch spart deshalb Zeit und Aufwand. Und der Hersteller eines Luxus-Wohnanhängers aus den USA hat jetzt bemerkenswerte Daten von einem Test mit einem Tesla Model X geliefert.
Tesla-Anhänger mit wenig Mehrverbrauch
Dass ein Anhänger nicht unbedingt drastisch auf Kosten der Reichweite gehen muss, hat in diesem Jahr bereits das Startup Polydrops mit einem Tesla Model 3 Long Range gezeigt: Mit seinem kleinen und leichten Wohnwagen mit Cybertruck-Anleihen bei Design im Schlepptau kam es auf einer gemischten Strecke 390 Kilometer weit, also etwa 32 Prozent weniger als nach der EPA-Norm für die USA.
Der Polydrops ist auf wenig Gewicht und Luftwiderstand optimiert, weil die Gründer bei seiner Entwicklung früh an Elektroautos dachten. Und wie jetzt ein anderer US-Hersteller zeigt, funktioniert das bei Zug-Fahrzeug wie Anhänger auch eine Nummer größer: Bowlus, anders als Polydrops schon 90 Jahre alt, gab Ergebnisse eines Tests mit seinem Luxus-Anhänger Terra Firma an einem Tesla Model X bekannt – und es soll dabei sogar weniger als 30 Prozent seiner Norm-Reichweite verloren haben.
Rein optisch wirkt der Terra Firma nicht auf Windschlüpfrigkeit optimiert. Aber das kann täuschen, wie zum Beispiel ein Test mit einer rückwärts montierten Dachbox auf einem Model 3 schon gezeigt hat. Bowlus legt jedenfalls Wert darauf, dass seine luxuriösen Wohnanhänger sowohl leicht als auch aerodynamisch sind – anfangs nicht mit Elektroautos im Sinn, sondern weil nicht jeder einen schweren Verbrenner-Truck zum Ziehen brauchen sollte.
Ziehen mit Porsche Panamera oder Model X
Auf der Website des Unternehmens wird der Terra Firma unter anderem an einem Porsche Panamera gezeigt. Es gebe aber auch schon mehrere Kunden, die ihn mit einem Tesla Model X ziehen, und das Interesse auch mit anderen Elektroautos nehme zu. Aus einem älteren Test berichtet Bowlus, das Model X habe mit dem eigenen Anhänger bis zu 200 Meilen geschafft, mit einem anderen aber nicht einmal die Hälfte. Auch mit einer dicken Batterie wie in dem Tesla-SUV und erst recht in kommenden Elektro-Pickups sei hohe Effizienz deshalb wichtig.
In dem aktuellen Test soll eine volle Akku-Ladung des Model X jetzt für 235 Meilen (378 km) Fahrt mit dem Luxus-Anhänger am Haken gereicht haben. Als Vergleichswert nach EPA werden 330 Meilen angegeben, sodass 71 Prozent davon erhalten blieben; nach Angaben des Hersteller ist das ein Bestwert in der Branche. Dabei soll die Strecke ungefähr dem EPA-Testzyklus entsprochen haben. Notfalls ließe sich das ziehende Auto laut Bowlus sogar ein wenig mit dem im Anhänger eingebauten LFP-Akku aufladen. Das alles hat allerdings einen hohen Preis: Für den Terra Firma muss man mindestens 285.000 Dollar anlegen.