In den USA dürfte Tesla seinen weltweit höchsten Marktanteil bei Elektroautos haben – bis Ende Oktober 2021 betrug er dort knapp 70 Prozent. Denn nicht nur hat das Unternehmen in dem Land begonnen, es hat auch weniger strenge Emissionsregeln als China oder Europa, sodass etablierte Hersteller nicht gezwungen sind, rasch elektrisch zu werden. Die Richtung ist trotzdem klar – und in diesen Tagen haben die drei großen US-Autokonzerne eine Reihe neuer Modelle vorgestellt, die Tesla in verschiedenen Segmenten Konkurrenz machen sollen.
Chrysler wird reine Elektroauto-Marke
Eigentlich gibt es spätestens seit dem Zusammenschluss von Fiat-Chrysler mit der französischen PSA-Gruppe zu Stellantis im vergangenen Jahr nur noch zwei wirklich amerikanische Auto-Konzerne, nämlich General Motors und Ford. Die einst wichtige US-Marke Chrysler soll innerhalb des multinationalen Stellantis-Konzerns jetzt die Führung bei dessen Elektroauto-Offensive übernehmen, sagte ihre Chefin dem Börsen-Sender CNBC. Zunächst zeigte sie als Konzept den Crossover Chrysler Airflow, dessen Serien-Version für 2025 angekündigt wurde. Bis 2028 soll mindestens ein weiteres E-Modell folgen – und Chrysler ab dann nur noch Elektroautos anbieten.
Das ist erst in einigen Jahren und zudem eine überschaubare Auswahl. General Motors (GM) dagegen, dem US-Präsident Joe Biden zur Verwunderung nicht nur von Tesla-Fans die führende Rolle bei der Elektrifizierung der Auto-Industrie zuschrieb, konnte immerhin schon einige Elektroauto-Verkäufe melden – aber die sind fast peinlich. Laut dem Jahresbericht für 2021 lieferte GM in vierten Quartal exakt 1 Exemplar seines GMC Hummer EV aus, dessen Produktion nach der ersten Ankündigung im Oktober 2020 überraschend schnell begonnen hatte. Hinzu kamen 25 Chevrolet Bolt. Die Produktion dieses Elektroautos, das kurz vor dem Tesla Model 3 auf den Markt kam, ist wegen Batterie-Bränden seit August 2021 unterbrochen.
Pickup-Bestseller von GM 2023 elektrisch
Mit seiner zusammen mit LG Energy Solutions entwickelten Akku-Plattform Ultium aber will GM es besser machen. Sie liegt mehreren neuen Modellen zugrunde, die das Unternehmen bei der Elektronik-Messe CES in Las Vegas vorstellte. Als eines davon soll im Herbst 2023 der Chevrolet Equinox EV kommen, ein kompaktes SUV zu einem Preis, den GM mit rund 30.000 Dollar angibt. Das wäre also nah an den 25.000 Dollar, die Tesla-Chef Elon Musk für ein geplantes neues Elektroauto im selben Jahr genannt hat.
Zudem stellte GM ein Konkurrenz-Angebot im Pickup-Segment vor, in dem Tesla den Serien-Start seines Cybertruck auf ebenfalls 2023 verschoben hat. Der Chevrolet Silverado zählt als Verbrenner zu den beliebtesten US-Modellen überhaupt und soll ab Frühjahr 2023 als neues Elektroauto mit bis zu 400 Meilen Reichweite zu haben sein (s. Foto oben). Für dasselbe Jahr ist mit dem mittelgroßen Blazer zudem ein weiteres elektrisches SUV ungefähr in der Klasse des Tesla Model Y geplant.
Ford verdoppelt Planung für F-150 Lightning
Von Ford schließlich kann man sagen, dass das Unternehmen unter den etablierten US-Herstellern bei Elektroautos in 2021 führend war. Insgesamt 27.140 Exemplare des Mustang Mach-E habe man auf dem Heimatmarkt in dem Jahr verkauft, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Das ist zwar nur ein Bruchteil der Verkäufe beim vergleichbaren Tesla Model Y – aber tausendmal so viel wie an Elektroautos bei GM. Zudem soll schon in diesem Frühjahr die Produktion des elektrischen Pickups F-150 Lightning mit Preisen ab knapp 40.000 Dollar beginnen. Zunächst war eine Jahresproduktion von 40.000 Exemplaren geplant, doch im September erhöhte Ford das Ziel wegen der hohen Nachfrage auf 80.000 und in dieser Woche noch einmal auf 150.000 Stück.