Bild: @Tesla_Optimus
Elon Musk ist zurück. Nachdem er Ende April angekündigt hatte, wieder mehr von seiner Zeit der Aufgabe als CEO von Tesla zu widmen, scheint er sich tatsächlich verstärkt damit zu beschäftigen. Am Dienstag veröffentlichte Musk auf X ein Video, das einen Optimus-Roboter von Tesla beim Tanzen zeigt, und bei einem Besuch in Saudi-Arabien führte er diese neue Fähigkeit laut Berichten ebenfalls vor. Zuvor musste er allerdings einen möglichen Rückschlag einstecken: Die US-Verkehrsbehörde NHTSA schickte Tesla eine lange Liste von Fragen, die vor dem geplanten Start eines testweisen Robotaxi-Dienstes im Juni beantwortet werden sollen.
Tesla vor Start von Robotaxi-Test
Laut Musk sind autonome Elektroautos und Roboter für die Zukunft von Tesla viel wichtiger als das reine Fahrzeug-Geschäft. Beim ersten Punkt liegt er weit hinter früheren Ankündigungen zurück – schon vor Jahren wollte Tesla seine FSD-Software so weit entwickelt haben, dass sie sicheres autonomes Fahren möglich macht. Zugelassen ist sie dafür noch nirgendwo auf der Welt, und konkrete Angaben zur Unfall-Quote gibt es nicht. Ab diesem Juni aber, so heißt es seit Januar, will Tesla in der US-Stadt Austin erste echte Robotaxi-Dienste anbieten.
In der gleichen Telefon-Konferenz im April, in der er seine Rückkehr zu Tesla ankündigte, bekräftigte Musk diese Pläne. Wie fast immer bei solchen Autonomie-Aussagen schränkte er sie leicht ein, in diesem Fall, indem er sagte, derzeit liege man im Plan dafür. Diese Aussicht dürfte dazu beigetragen haben, dass sich Tesla an der Börse zuletzt trotz weltweit sinkender Verkaufszahlen relativ gut halten konnte. Doch jetzt rückt der mehrfach als Startmonat genannte Juni näher – und kurz vorher schickte die Verkehrsbehörde NHTSA ein umfangreiches Auskunftsersuchen an Tesla.
NHTSA will FSD-Auskunft von Tesla
In dem neun Seiten langen Schreiben erinnert die Behörde daran, dass bei ihr bereits eine Untersuchung der FSD-Software in der überwachten Version für Tesla-Kunden in Nordamerika läuft. Darüber hinaus will sie wissen, was in Austin konkret geplant ist, unter anderem die Zahl der Fahrzeuge, die anfangs sowie nach 12 und 24 Monaten eingesetzt werden sollen. Und die NHTSA verlangt Auskunft darüber, wie sich das für Austin vorgesehene Robotaxi-System hinsichtlich Hardware und Software von dem unterscheidet, was Tesla aktuell als überwachtes FSD an Kunden verkauft.
Die vielen Fragen sollen bis zum 19. Juni beantwortet werden, andernfalls droht laut der Behörde eine Sanktion von bis zu 27.874 Dollar pro Tag und Verstoß. Ob sie auch in der Lage wäre, den heiß erwarteten Robotaxi-Start zu untersagen, falls die Auskünfte nicht erteilt werden oder nicht zufriedenstellend ausfallen, blieb zunächst offen. Zumindest aber macht die Aufforderung deutlich, dass die NHTSA auch unter dem Musk-Verbündeten Donald Trump als Präsident die Autonomie-Pläne von Tesla genau im Auge behält.
Tesla-Autonomie auch für Roboter
Eine Verzögerung des testweisen Robotaxi-Starts wäre laut Analysten klar negativ, weil ein erheblicher Teil der Tesla-Bewertung von zuletzt wieder mehr als 1 Billion Dollar auf die von Musk geschürten Autonomie-Hoffnungen zurückzuführen ist. Seit August 2021 gibt es diese aber sozusagen doppelt: Damals ließ Musk bei einer KI-Veranstaltung überraschend eine Person im Roboter-Dress wilde Tänze aufführen. Solche humanoiden Roboter könnten für Tesla viel wichtiger werden als Elektroautos, erklärte er im Januar darauf.
Bei der Tesla-Hauptversammlung im Juni 2024 nannte Musk Zahlen dazu: Er schloss sich einer Studie der Anlage-Firma Ark Invest an, laut der schon autonome Autos für Tesla einen Börsenwert von 5-7 Billionen Dollar ermöglichen würden. Humanoide Roboter hätten bei 100 Millionen Stück pro Jahr das Potenzial für einen Gewinn von 1 Billion Dollar, was an der Börse sogar 25-30 Billionen Dollar denkbar mache. Damit würde Tesla zum mit Abstand wertvollsten Unternehmen der Welt.
Musk und Manager mit Optimus-Videos
Schon Erfolg mit autonomem Fahren soll Tesla also in ganz neue Dimensionen bringen – und nachdem die Umsetzung der früheren Ankündigungen dazu auf sich warten ließ, führte CEO Musk mit dem Roboter-Projekt rechtzeitig einen weiteren Hoffnungsträger ein. Davon gab es ab Dienstag – ob als Reaktion auf das Bekanntwerden der NHTSA-Fragen zum Robotaxi-Dienst oder nicht – mehr zu sehen. Zunächst veröffentlichte Musk selbst ein X-Video, das einen Optimus-Prototypen beim Tanzen zeigt (s. Foto oben). Später folgten darauf weitere Videos und Erklärungen von anderen Tesla-Managern.
Was just getting warmed up https://t.co/dN6rSXiLVS pic.twitter.com/JbJ8TxyaAz
— Tesla Optimus (@Tesla_Optimus) May 14, 2025
Teils sorgten sie für Begeisterung, teils auch für Skepsis. Angesichts der schnellen und flüssigen Bewegungen wurde gemutmaßt, es könne sich um reine Computer-Animationen handeln, was Tesla aber zurückwies. Das Gleiche gilt für die Vermutung, der maschinelle Tänzer könne wie die Optimus-Roboter bei der Cybercab-Vorstellung im vergangenen Oktober ferngesteuert gewesen sein. Milan Kovac aus dem zuständigen Team erklärte auf X, alle gezeigten Tänze seien in Echtzeit gefilmt und vollständig in einer Simulation mit direktem Transfer in die Realität ohne Anpassungen gelernt worden.
Tausende Roboter für Tesla-Fabriken
Ungefähr so tanzen wie im August 2021 der Mensch im Roboter-Kostüm bei Tesla können echte Optimus-Prototypen mittlerweile also offenbar, wenn es ihnen vorher in einer simulierten Umgebung beigebracht wird. Wie CEO Musk ergänzte, ist dergleichen schon jeden Tag im Labor von Tesla in Palo Alto zu sehen; mehrere Optimus-Roboter würden dort rund um die Uhr herumlaufen und sich bei Bedarf selbst aufladen. Noch handle es sich dabei um ein Entwicklungsprogramm, sagte Musk auf Nachfrage in diesem April. Noch in diesem Jahr sollten aber tausende Tesla-Roboter produziert und in eigenen Fabriken nützlich eingesetzt werden.