Als wenn die Produktion von Elektroautos im großen Stil nicht schon schwierig genug wäre, müssen sich ihre Hersteller auch noch mit geopolitischen Fragen herumschlagen. So wird in den USA der Ford-Plan in Frage gestellt, dort mit Unterstützung von CATL eine eigene Fabrik für LFP-Batterien zu bauen (s. Foto), weil das chinesische Unternehmen nicht von einer Förderung der heimischen Industrie profitieren soll. Umgekehrt wurde jetzt berichtet, dass der Weltmarktführer in seiner Heimat vergünstigte Preise für Elektroauto-Batterien anbietet – aber nur selektiv, und Tesla soll kein solches Angebot erhalten haben.
Tesla kein strategischer CATL-Kunde?
Nachdem die Preise für Batterie-Materialien wie allen voran Lithium im vergangenen Jahr sprunghaft gestiegen sind, haben sie sich inzwischen beruhigt, liegen aber immer noch weit über dem Niveau von Anfang 2022 und erst recht 2021. Diese Kosten werden von großen Batterie-Herstellern relativ direkt an die Kunden weitergeben, sodass die entweder ihre Elektroauto-Preise erhöhen oder sinkende Margen in Kauf nehmen müssen. CATL aber will ihnen laut einem Bericht von 36Kr entgegenkommen: Strategische Kunden sollen Lithiumcarbonat unter bestimmten Bedingungen für einen Preis weit unter dem aktuellen Markt-Niveau erhalten.
Entsprechend billiger würden auch die Batterien und damit potenziell die Elektroautos der Abnehmer. Allerdings soll das Sonderangebot nur für Unternehmen gelten, von denen CATL gute Verkäufe in China erwartet – und Tesla gehöre nicht dazu, zitierte die Publikation eine Quelle in der Branche. Genannt werden stattdessen rein chinesische Elektroauto-Hersteller wie Nio, Li Auto, Huawei und Zeekr. Wenn sie sich auf die Vereinbarung über drei Jahre einlassen, sollen sie für Lithiumcarbonat 200.000 Renminbi pro Tonne bezahlen. Der aktuelle Spotmarkt-Preis sei mehr als doppelt so hoch.
Eine weitere Bedingung ist laut dem Bericht, dass die Kunden mindestens 80 Prozent ihrer Elektroauto-Batterien bei CATL einkaufen. Schon dadurch könnte Tesla disqualifiziert sein, selbst wenn es sich nur auf die lokale Produktion bezieht. Denn für die Basis-Versionen von Model 3 und Model Y aus seiner chinesischen Fabrik nutzt Tesla zwar LFP-Batterien von CATL, aber die teureren Varianten mit Batterien von LG Energy Solutions dürften zumindest mehr als 20 Prozent ausmachen.
Gut 20% Rabatt auf Elektroauto-Batterien
Dennoch hält James Frith von der Anlagefirma Volta Energy für möglich, dass das CATL-Angebot als Chinas Antwort auf die neue Batterie-Förderung in den USA über den Inflation Reduction Act zu verstehen sei. Alternativ könne das (offiziell nicht-staatliche) Unternehmen schlicht einen Teil seiner Vorteile aus längerfristigen Lithium-Lieferverträgen für sich selbst an Kunden weitergeben, damit die nicht zu anderen Batterie-Herstellern abwandern; schrieb er in einem Twitter-Kommentar. Die Einsparungen sollen auf jeden Fall insgesamt erheblich sein: Frith zitierte Berechnungen der Unternehmensberatung Roland Berger, laut denen komplette NMC-Batterien mit dem CATL-Rabatt 23 Prozent weniger kosten als nach dem aktuellen Lithium-Spotpreis und LFP-Batterien 21 Prozent weniger.