Hartnäckig hält Tesla daran fest, kein Geld für bezahlte Anzeigen auszugeben – daran scheint auch kein Bedarf zu bestehen, denn bei der Eröffnung der deutschen Gigafactory diese Woche sagte CEO Elon Musk erneut, dass die Nachfrage nach seinen Elektroautos weitaus höher sei als die Produktionskapazität. Ebenso hartnäckig und möglicherweise aus demselben Grund beantwortet das Unternehmen in den USA keine Anfragen von Journalisten. In China aber gibt sich Tesla mehr Mühe mit Medien, und das steht jetzt offenbar auch in Europa bevor: Mit Sitz in der neuen Fabrik in Grünheide wird eine Person gesucht, die von dort aus ziemlich klassische PR-Arbeit leisten soll.
Tesla-Testwagen verwalten und übergeben
Zwar bezeichnet Tesla die Stelle im Titel nicht explizit als Job in Public Relations, Öffentlichkeitsarbeit oder Kommunikation. Doch der oder die „Content and Programs Specialist (m/w/d)“ soll in Grünheide ungefähr das erledigen, was auch PR-Beschäftigte bei anderen Auto-Herstellern machen: Presse-Mitteilungen schreiben, Anfragen beantworten und versuchen, Artikel in führenden Publikationen zu platzieren. Auch dass als Zielgruppe dafür nicht nur klassische Medien genannt werden, sondern auch Blogs und Influencer, ist heutzutage nichts Besonderes mehr.
Tatsächlich scheint Tesla sogar mit einer Praxis zu brechen, die manchen Auto-Journalisten missfällt und für manche Beobachter Anlass war, deren Objektivität in Frage zu stellen: Noch ist es so gut wie unmöglich, eines seiner Elektroauto zum Testen gestellt zu bekommen. Wer darüber berichten will, kann sich als normaler Kunde für eine kurze Probefahrt anmelden oder versuchen, von professionellen oder privaten Verleihern einen Tesla zu leihen. Andere Hersteller sind dagegen seit jeher großzügig mit Presse-Leihwagen und präsentieren ihre neuesten Modelle gern an exklusiven Orten, zu deren Besuch sie die Medien-Vertreter einladen.
Ein wenig davon soll die neue Inhalte-Person offenbar auch zu Tesla bringen. Laut der englischen Beschreibung in der Anzeige ist Teil des Jobs das „Verwalten und Übergeben von Autos für Presse-Testfahrten/Leihwagen“. Also wird man in Zukunft wohl zumindest in Europa auf offiziellen Wegen an einen Tesla zum Testen herankommen können. Auch um Antworten auf einfache Fragen zu bekommen, werden Journalisten vielleicht nicht mehr auf eine Twitter-Äußerung von CEO Elon Musk hoffen oder Kontakte bemühen müssen.
Selektive Medien-Arbeit zum Gigafactory-Start
Interessant dürfte dann zu beobachten sein, ob das Unternehmen bei Auskünften und Leihgaben für europäische Medien so selektiv vorgeht wie zuletzt beim offiziellen Start der deutschen Fabrik in dieser Woche (s. Foto oben): Unter den YouTuber-Influencern wurde vorab dem Tesla-Kenner Ove Kröger der Zutritt zum Delivery Day verwehrt. Und vom ZDF durfte laut dem Medien-Magazin Zapp überhaupt kein Journalist auf das Gelände in Grünheide. Als Grund dafür vermutet Zapp die Tatsache, dass die frontal-Redaktion des Senders ein Jahr zuvor mit einem kritischen Bericht über die deutsche Gigafactory den Unmut von CEO Musk erweckt hatte.