Mit dem Model 3 führte Tesla eine zusätzliche Kamera ein, die statt des Geschehens um die Elektroautos herum den Innenraum im Auge behält. Zunächst in den USA und inzwischen auch in Europa wird sie genutzt, um zu kontrollieren, ob die Person am Steuer trotz Autopilot-Nutzung aufmerksam bleibt; seit einiger Zeit gibt es außerdem Warnungen, wenn der Fahrer müde erscheint. Doch wie ein neuer Patent-Antrag von Tesla zeigt, ließe sich mit dieser Hardware noch viel mehr anfangen.
Tesla-Patent für Komfort und Sicherheit
Der Antrag beim US-Patentamt wurde in diesem Juli gestellt und Anfang November veröffentlicht. Er trägt den umständlichen Titel „personalisiertes System und Methode für ein Fahrzeug auf der Grundlage von Positionen von Körperbereichen der Insassen“. In einfacherer Sprache bedeutet das: Die Kamera soll Personen beim Einsteigen in einen Tesla an ihrem Gesicht erkennen und die für sie gespeicherten Einstellungen vornehmen. Außerdem werden Systeme wie Audio und Klimaanlage dynamisch auf die individuelle Besetzung abgestimmt.
Diese Aspekte dienen dem Komfort der Insassen und können Energie sparen, wie Tesla erklärt – die Lautsprecher im Auto werden so angesteuert, dass alle einen möglichst guten Klangeindruck haben, und die gezielte Klimatisierung benötigt weniger Strom. Darüber hinaus geht es in dem Antrag aber auch um mehr Sicherheit. Ähnlich wie bei der schon realisierten Müdigkeitswarnung soll die Kamera anhand definierten Kriterien beobachten, in welchem Zustand die Person am Steuer ist. Bei Auffälligkeiten wird sie gefragt, ob ein medizinisches Problem vorliegt. Antwortet sie mit Ja oder gar nicht, will Tesla ein Notfall-Programm aktivieren.
Diese Reaktion besteht zum einen darin, dass ein Notruf-Signal nach dem eCall-System abgesetzt wird. In einfacherer Form gibt es auch das bereits – der automatische Hilferuf erfolgt, wenn Sensoren einen Unfall erkennen. Bei Tesla aber soll es auf Fahrer-Beobachtungen beruhen, könnte also schon wirksam werden, bevor es zu einem Unfall aufgrund medizinischer Probleme kommt.
Autonome Krankenhaus-Fahrt bei Notfall
Noch weiter in die Zukunft weist die nächste Funktion, die Tesla in diesem Zusammenhang schildert. Wenn die Person am Steuer auf die Nachfrage nicht reagiert, also möglicherweise bewusstlos ist, soll das Auto überprüfen, ob es sich noch sicher fahren lässt. Ist das der Fall, soll ein autonomer Modus aktiviert werden, in dem es selbstständig das nächste Krankenhaus oder Notfall-Zentrum ansteuert. Die Entscheidung über das Ziel kann auf im Profil gespeicherten Präferenzen basieren, und Freunde oder Familie werden über die Route dorthin auf dem Laufenden gehalten.
Mit der relativ einfachen Kamera im Tesla-Innenraum lässt sich also, einstweilen theoretisch, einiges mehr anfangen. Ob die Konzepte in dem Patent-Antrag umgesetzt werden, ist wie immer bei solchen Anmeldungen vorerst offen. Tesla hätte dafür wohl noch einige Arbeit vor sich, weil heutige Nutzer zum Beispiel klagen, dass die Fahrer-Beobachtung während der Autopilot-Nutzung viel zu sensibel auf vermeintliche Unaufmerksamkeit reagiert. Auch wirklich autonomes Fahren ist mit Tesla bislang nicht möglich.