Für seine entstehende Gigafactory in Grünheide bei Berlin braucht Tesla tausende Mitarbeitende für verschiedene Hierarchie-Stufen und Bereiche. Dabei wird natürlich nicht jeder Wechsel von einem traditionellen Autohersteller zu dem Herausforderer bekannt, aber auf der Management-Ebene zeigte sich bereits eine Häufung von früheren Daimler-Beschäftigten, die sich für die deutsche Gigafactory gewinnen ließen. Jetzt warb eine Personal-Managerin bei Tesla auf LinkedIn und Twitter um Schichtleiter für Prozesstechnik in Grünheide und erwähnte, wer bereits zu dem Team dort gehört – und von den fünf genannten Personen haben drei bis vor kurzem bei Daimler gearbeitet.
Tesla-Subvention durch Daimler-Abfindungen
Der wohl bekannteste Wechsler zu Tesla in Grünheide wurde im vergangenen November sogar zum Politikum, denn die IG Metall protestierte dagegen: Der frühere Leiter des Daimler-Motorenwerks in Berlin-Marienfelde hatte sich nach ihren Angaben entschieden, in Zukunft in der neuen Fabrik des Elektroauto-Konkurrenten zu arbeiten. Das ist insofern auch nicht verwunderlich, als das Berliner Werk für Verbrenner-Komponenten nach Angaben der Gewerkschaft schrittweise stillgelegt werden soll.
Doch Daimler spart nicht nur in Berlin – und wie sich im Zuge eines weiteren Wechsels herausstellte, hat das zur Folge, dass der Traditionskonzern mit hohen Abfindungsangeboten Verstärkung für das entstehende Gigafactory-Team bei Tesla geradezu subventioniert: Wer zum Beispiel 45 Jahre alt ist und bei Daimler 6500 Euro brutto pro Monat verdiente, kann laut einem Bericht mit 215.000 Euro oder mit Express-Zuschlag sogar mit 275.000 Euro als Abschiedsgeschenk rechnen.
https://twitter.com/human_way_to_RX/status/1356624541645221890
Das war zum Beispiel auch für den auf YouTube bekannten Ingenieur Stefan Schwunk attraktiv, der in diesem Januar ein (inzwischen auf „privat“ gestelltes) Video über seinen Wechsel von Daimler zu Tesla veröffentlichte. Darin erwähnte er die attraktiven Abfindungen, aber auch andere Gründe wie zu wenig Elektroauto-Überzeugung und zu viel Bürokratie bei seinem alten Arbeitgeber sowie bessere Aufstiegschancen bei Tesla.
Wechsel zur Gigafactory nach 31 Jahren
Und wie die aktuelle LinkedIn-Werbung für Schichtleiter-Stellen zeigt, haben sich noch mehrere (Ex-)Kollegen von Schwunk der Karawane nach Grünheide angeschlossen – selbst die Personal-Managerin, die sie veröffentlichte, gibt in ihrem Profil zumindest einen kurzen Daimler-Aufenthalt an. In dem Beitrag zu der Job-Anzeige nennt sie als „Möglichkeit, das Team kennenzulernen“ fünf Personen einschließlich Links zu deren LinkedIn-Profilen. Und diesen ist zu entnehmen, dass drei davon ebenfalls von Daimler kommen. Die längste vorige Dienstzeit dort hatte mit 31 Jahren und 3 Monaten, beginnend mit einer Ausbildung zum Industriemechaniker und zuletzt als Führungskraft in der Produktion in Berlin-Marienfelde, ein Wechsler, der bei Tesla jetzt den Titel Associate Manager trägt.
Aktualisierung: Aus Tesla-Kreisen verlautete am Donnerstag, bei der Häufung von früheren Daimler-Managern in dem vorgestellten Team handele es sich um einen Zufall. Allgemein sei die Zahl der Neuzugänge von dem deutschen Auto-Konzern nicht sehr hoch. Man wolle aus Tesla ja kein Daimler machen, hieß es dazu.