Die alte Auto-Industrie schrumpft, die Hersteller von Elektroautos wachsen rapide. So sieht es bekanntlich zunehmend weltweit aus, und der erste Teil der Aussage gilt auch für den deutschen Daimler-Konzern, der bislang wenig rein Elektrisches zu bieten hat und die Zukunft von Mercedes-Benz verschlankt nur noch im Luxus-Bereich sieht. Dafür sollen mehr als 10.000 Mitarbeiter weltweit mit großzügigen Angeboten zum Gehen bewegt werden. Und in Deutschland haben schon mehrere von ihnen das Geld genommen – und wechseln zu Tesla, um dort in der neuen Gigafactory in Grünheide bei Berlin zu arbeiten.
Drei Daimler-Ingenieure für Giga Berlin
Mit zunächst 7000-8000 Arbeitskräften will Tesla laut Berichten Mitte dieses Jahres mit der Produktion in Grünheide beginnen, einige hundert davon dürften Ingenieure sein. Und wenn in letzter Zeit über Neuzugänge für Giga Berlin berichtet wurde, dann fiel als früherer Arbeitgeber auffallend häufig der Name Daimler oder Mercedes.
Zuletzt erklärte der YouTuber Stefan Schwunk, seinen gut dotierten Job als Ingenieur bei Mercedes in Bremen aufzugeben, um im Februar bei Tesla anzufangen. Anfang November 2020 wurde zudem bekannt, dass ein anderer früherer Daimler-Manager zu Tesla gewechselt war – fälschlich wurde er sogar kurz für den Nachfolger des zuvor entlassenen Gigafactory-Chefs Evan Horetsky gehalten. Und einige Wochen später organisierte die IG Metall eine Protest-Aktion, weil der Leiter des Mercedes-Motorenwerks in Berlin ebenfalls zu Tesla ging.
Drei Ingenieure von einigen hundert sind nicht sehr viele. Doch von Wechseln von Mitarbeitern anderer deutscher Hersteller als Daimler zu Tesla war bislang viel seltener zu hören (ein früherer Ford-Manager wurde als Leiter der Gigafactory-Lackiererei eingestellt). Das spricht dafür, dass das Phänomen noch verbreiteter ist.
Tesla profitiert von deutschem Recht
Das wäre auch nicht verwunderlich, denn laut einem aktuellen Bericht der FAZ versüßt Daimler scheidenden Mitarbeitern den Abschied mit viel Geld. Wer 45 Jahre alt sei und bei dem Unternehmen 6500 Euro brutto im Monat verdiente, bekomme mindestens 215.000 Euro Abfindung, mit Express-Prämien sollen es 275.000 Euro sein.
Solche Summen sind die Folge des strengen deutschen Kündigungsschutzes und starker Betriebsräte: Wer sich als großes Unternehmen ohne viele Auseinandersetzungen verschlanken möchte, um Personalkosten zu sparen, muss erst einmal viel Geld dafür ausgeben. Wie die FAZ dazu weiter berichtet, war das Anfang 2020 gestartete Daimler-Programm anfangs attraktiver, weil scheidende Mitarbeiter vor Ausbruch der Coronavirus-Krise leichter einen neuen Job finden konnten. Aber zumindest in Teslas Giga Berlin dürften noch einige Stellen für Ingenieure oder auch einfache Produktionskräfte aus dem schrumpfenden Daimler-Konzern frei sein.