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Tesla-Woche 34/25: Appelle an Musk, Model Y für 6, Hebel-Rückkehr, FSD 14, Sammelklage

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Bild: @RomainHedouin

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Bei Tesla gibt es zwei neue Feedback-Möglichkeiten – eine offizielle und eine, für die sich Fans die Begeisterung von CEO Elon Musk für attraktive Cartoon-Figuren zunutze machen. Auf diese Weise wurde er unter anderem nach Autopilot-Verbesserungen für Europa gefragt. Darauf reagierte Musk nicht, für die USA aber kündigte er Version 14 der FSD-Software an, die großen Fortschritt bringen soll – und fast gleichzeitig ließ ein US-Gericht eine Sammelklage gegen frühere Versprechungen dieser Art zu. Nicht offen zeigte sich Musk für den Wunsch, das in China gestartete Tesla Model Y L bald auf den US-Markt zu bringen. Beim Model 3 begann unterdessen die Wiedereinführung des Blinker-Hebels.

Weibliche Reize für Tesla-Nachfragen

Auf das offizielle Feedback-Formular im Web wies noch am vergangenen Sonntag ein Mitglied des IT-Teams von Tesla auf X hin. Nach dessen Angaben gibt es derzeit zu viele unterschiedliche Stellen, an denen Kunden Rückmeldungen zu einzelnen Themen geben können, und eine Vereinheitlichung sei entscheidend, um das eigene Angebot zu verbessern. Die jetzt gewählte Web-Lösung sei ein schneller und einfacher Weg dazu gewesen, später aber solle das zentrale Feedback über die mobile Tesla-App eingeholt werden. Schon jetzt würden Anregungen aller Art an die zuständigen Teams weitergeleitet.

Wie Fans jedoch bald darauf entdeckten, ist das nicht die einzige neue Möglichkeit, um an Tesla heranzutreten. Vorher war ihnen aufgefallen, dass CEO Musk auf X unaufhörlich Bilder und Videos veröffentlichte, die von dem Modell Grok seiner KI-Firma xAI generiert wurden, die meisten mit einer jungen weiblichen Figur namens Ani, der man zudem unterschiedliche Outfits bis hin zu Reizwäsche verpassen kann. Das weckte die Sorge, der Tesla-Chef habe sich in eine virtuelle Sex-Welt zurückgezogen. Manche sahen darin aber auch eine Chance, Musk für ihre Anliegen zu interessieren.

Wohl als erster kam darauf der deutsche X-Nutzer @DominicBRNKMN. Am Donnerstag veröffentlichte er ein Bild einer knapp bekleideten weiblichen Grok-Figur vor einem Cybertruck und mit einem Schild, in dem sie fordert, den Pickup nach Europa zu bringen. „Vielleicht funktioniert das“, kommentierte er. Und das Beispiel machte rasch Schule. Im selben Stil fragten junge Frauen im Bikini nach einer neuen FSD-Version für Elektroautos mit der älteren Tesla-Hardware 3, nach lange angekündigten Funktionen oder nach Autopilot-Updates für das in dieser Hinsicht vernachlässigte Europa (s. Bild oben).

KI-Videos als Teil von Musk-Strategie

Inhaltliche Antworten vom Tesla-Chef auf irgendetwas davon gab es zunächst nicht, aber mit einem belustigten X-Kommentar ließ er zumindest erkennen, dass er auf diese neue Feedback-Form aufmerksam wurde. Auch die Sorgen mancher Anhänger in Zusammenhang mit seiner intensiven Beschäftigung mit weiblichen KI-Figuren entgingen ihm nicht. Das sei alles „Teil einer breiteren Vision/Strategie“, entgegnete er einem Nutzer, der ihn zum Aufwachen aufforderte, nachdem Musk am Mittwoch ein Video einer virtuellen Modenschau mit hübschen Frauen aus verschiedenen KI-Maschinen einschließlich Grok verbreitet hatte.

https://twitter.com/elonmusk/status/1958502956883640535

Wie zu seiner Verteidigung kündigte Musk einen weiteren Starship-Test am Sonntag und den Beginn des Trainings für Grok-Version 5 im September an. Mit Blick auf Tesla erklärte er, dass im kommenden Monat „Autopilot 14“ komme. Damit dürfte Musk Version 14 der FSD-Software für zukünftig autonomes Fahren gemeint haben, die er bereits zuvor für September in Aussicht gestellt hatte. V14 werde wie lebendig wirken, schrieb der CEO jetzt zum Bericht eines Analysten, der sich lobend über eine Fahrt mit einem der Model Y geäußert hatte, die seit Juni als „Robotaxis“ mit FSD-Steuerung und menschlichen Aufpasser auf dem Beifahrersitz durch Austin fahren.

Tesla Model Y L vorerst nicht für USA

Weniger erfreulich zumindest für Kunden in den USA fiel eine Auskunft aus, die Musk am Mittwoch auf eine Nachfrage in einem anderen Meme-Format auf X gab. Darin ging es um die Sechssitzer-Version des Tesla Model Y L, die in China ab September ausgeliefert werden soll, wie am Montag bekannt wurde: Diese Variante des Model Y werde in den USA nicht vor Ende nächsten Jahres in Produktion gehen, schrieb der CEO dazu. Vielleicht werde das Elektroauto im verlängerten Format in Amerika sogar nie angeboten werden, weil dort bereits „self-driving“ im Kommen sei, also wohl autonomes Fahren, ergänzte er.

Diese Aussage sorgte für Enttäuschung, denn der China-Verkaufsstart des ersten neuen Tesla seit dem Cybertruck Ende 2023 stieß auch in den USA auf Interesse. Einen Grund für den deutlich späteren Start nannte Musk nicht, und selbst wenn die FSD-Software bis Ende 2026 wirklich autonom fahren kann, könnte sie das auch in einem Tesla Model Y L tun. Insofern scheint Musk die Zukunft nicht mehr in autonomen Elektroautos allgemein zu sehen, sondern konkret in dem Zweisitzer-Tesla Cybercab ohne Lenkrad und Pedale, der nach seinen Angaben ab 2026 in Serie produziert werden soll.

Eine andere Erklärung wäre, dass er nur verhindern möchte, dass US-Kunden Käufe des bisherigen Model Y zurückstellen, weil sie auf die Langversion warten. Besonders ehrlich wäre seine Antwort dann nicht gewesen. Zudem würde sich in diesem Fall die Frage stellen, warum Tesla nicht dafür gesorgt hat, dass das Model Y L auch in den USA schon produktionsbereit ist. Europa bezog die Aussage des CEO jedenfalls nicht mit ein, sodass ein baldiger Start des Sechssitzer-Modells hier wahrscheinlicher ist, zumal die sonstigen Tesla-Verkäufe in diesem Jahr bislang schlechter aussehen als in jeder anderen Region.

Model 3 in China mit Blinker-Hebel

Ebenfalls aus China kommt wohl eine Tesla-Neuerung auf den Rest der Welt zu, die eigentlich eine Rückkehr zu einer bewährten Lösung ist: Mit der Auffrischung von Model S und Model X Anfang 2021 schaffte Tesla die Hebel links und rechts vom Lenkrad ab, die wie bei anderen Marken zur Bestätigung von Licht, Blinker und Scheibenwischer sowie zum Einstellen der Fahrstufe dienten. Auch bei der Modellpflege des Model 3 im Herbst 2023 und dann Endes des Jahres beim Cybertruck wurde das Blinken auf das Lenkrad und die Modus-Wahl auf eine Automatik bzw. den Bildschirm verlegt.

Anfang dieses Jahres aber kam mit dem aufgefrischten Tesla Model Y zumindest den Blinker-Hebel zurück – und in China ist er jetzt auch beim Model 3 wieder da. Bei allen neu konfigurierten Elektroautos dieses Typs ist er jetzt wieder Standard. Ab Mitte September soll es zudem eine Lösung zum Nachrüsten für umgerechnet knapp 400 Euro geben. Bislang ist sie nur für Model 3 geeignet, die seit diesem Februar produziert wurden, soll aber auch für andere kommen. Weil die Kritik an der Lenkrad-Lösung breit war und Tesla beim Model Y schon weltweit umgedacht hat, ist damit zu rechnen, dass eine Hebel-Nachrüstung für andere Modelle und in anderen Ländern folgt.

FSD-Sammelklage gegen Tesla

In seiner Ex-Heimat Kalifornien kommt auf Tesla unterdessen eine juristische Auseinandersetzung um FSD zu, die teuer werden könnte: Ein Gericht ließ eine Sammelklage von Kunden zu, die diese Option für bis zu 15.000 Dollar gekauft haben. Schon im Herbst 2016 erklärten das Unternehmen und sein CEO, alle neuen Teslas hätten jetzt sämtliche für autonomes Fahren benötigte Hardware. Die entsprechende Software sollte bald folgen, doch mittlerweile hat Tesla zweimal die Hardware aktualisiert und viele FSD-Versionen veröffentlicht und echte Autonomie immer noch nicht erreicht.

Die Sammelklage in Kalifornien hatte Tesla mit dem Argument abzuwenden versucht, nicht alle dafür in Frage kommenden Kunden hätten die weit reichenden FSD-Ankündigungen gesehen. Klassische Werbung dafür gab es tatsächlich nicht, doch das Gericht befand, dass Behauptungen in Presse- und Quartalskonferenzen sowie in sozialen Medien angesichts des speziellen Tesla-Marketings hinreichend öffentlich waren. Musks „Lügen“ zu autonomen Autos würden den CEO nach Jahren endlich einholen, schrieb dazu das Magazin Forbes in einem ausführlichen Artikel über die FSD-Historie.

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