Wer in Deutschland ein Elektroauto kauft, kann sich hinterher bis zu 6000 Euro Umweltbonus plus Innovationsprämie von Staat zurückholen. Das ist bereits seit der Aufstockung im Sommer 2020 so und weithin bekannt. Gegen Herbst 2021 aber kam eine weitere Subvention hinzu, die zunächst wie eine Kleinigkeit wirkte, aber zunehmend in ebenfalls interessante Höhen steigt: Jedes Elektroauto trägt zur Verminderung von CO2-Emissionen bei, und dieses rechnerische Treibhausgas-Guthaben lässt sich über Vermittler an Mineralöl-Konzerne verkaufen. Mittlerweile bieten manche mehr als 400 Euro pro Jahr. Und jetzt steigt auch Tesla in diesen Markt für „THG-Quoten“ ein.
Tesla zahlt für THG-Quote mit Supercharging
Das meldeten am Donnerstag mehrere deutsche Kunden. Offenbar bekommen das Angebot nur Besteller zu sehen, deren neuer Tesla noch vor der Auslieferung steht. Über die App oder die Website werden sie gefragt, ob sie ihre Emissionsgutschriften „gegen einen jährlichen Bonus“ an Tesla übertragen wollen. Mit einem einfachen Klick auf Ja oder Nein kann man darüber entscheiden. Das scheint allerdings nicht endgültig zu sein, denn wie ein Leser teslamag.de berichtete, erscheint die Frage beim nächsten Aufruf des eigenen Tesla-Kontos erneut.
Wer das Angebot nutzt, kann seine THG-Quote also mit einem Extra-Klick an Tesla verkaufen, ohne wie bei freien Vermittlern noch einmal seine Daten eingeben zu müssen. Möglicherweise wird man durch die Abfrage auch zum ersten Mal auf diese Möglichkeit aufmerksam – auch wenn Elektroauto-Medien im Internet mittlerweile voller Berichte und Affiliate-Werbung über diesen zusätzlichen Bonus sind.
Allerdings zeigt sich Tesla im Vergleich zu anderen THG-Brokern relativ wenig großzügig. Die ersten Angebote im Spätsommer 2021 lagen noch bei etwa 50 Euro, begannen dann aber rapide zu steigen – wobei nicht klar ist, ob das an höheren Preisen im Großhandel oder an einem Wettbieten unter der zunehmenden Zahl von Vermittlern lag. Inzwischen werden teilweise knapp über 400 Euro pro Elektroauto in Aussicht gestellt, und neben Startups sind auch Energie-Unternehmen in den Vermittler-Markt eingestiegen. Tesla aber bietet statt Geld freien Supercharger-Strom für 1500 Kilometer.
Das gilt offenbar sowohl für Model 3 als auch für Model Y in allen Varianten – und ist nach ersten Umrechnungen von Tesla-Kunden nicht sehr viel. Der Besteller eines Model 3 in der sparsamen Basis-Version kam auf einen Gegenwert von 100 Euro bis 140 Euro, abhängig davon, welchen Verbrauch Tesla für die 1500 kostenlosen Supercharger-Kilometer ansetzt. Mit einem Model Y Performance als dem aktuell energiehungrigsten unter den in Deutschland verfügbaren Teslas wäre es entsprechend etwas mehr, aber immer noch unter dem Niveau der freien Vermittler mit den höchsten Angeboten.
Elektroauto-Einnahme lässt sich spenden
Einer davon wies allerdings vor kurzem darauf hin, dass die THG-Zahlungen für manche Elektroauto-Fahrer schon zu weit gestiegen sein könnten: Nebeneinkünfte müssten ab 410 Euro pro Jahr von allen Arbeitnehmern versteuert werden und von Selbstständigen sowieso. Es gebe aber eine Freigrenze von 256 Euro pro Jahr, und bei dem Anbieter konnte man per Klick auf die restliche Zahlung verzichten, um Steuern oder den Aufwand der Erklärung zu sparen. In einer E-Mail an Kunden bot ZusammenStromen vor kurzem zudem an, die THG-Prämie bis auf 1 Euro zur Abrechnung als Ukraine-Nothilfe zu spenden. Das ist aktuell vielleicht eine bessere Idee, als die Differenz zwischen den voraussichtlich möglichen Einnahmen und den Kosten für 1500 Kilometer Supercharger-Strom Tesla zu schenken.