Seit der Erfolg von Tesla immer offensichtlicher wird, gehen viele traditionelle Hersteller, die zur Emissionsminderung lange auf Wasserstoff-Fahrzeuge setzten, auf Elektroauto-Kurs. So haben BMW und Mercedes ihre Brennstoffzellen-Pläne bei Pkw schon auf die lange Bank geschoben und bringen stattdessen Batterie-Modelle. Das gilt zum Teil selbst für Hyundai und Toyota, die zwar Wasserstoff-Autos auf dem Markt haben, aber mit Akkus deutlich mehr planen. Jetzt allerdings soll der Präsident von Toyota von „übertriebenem Hype“ um Elektroautos gesprochen haben – und wurde dafür massiv kritisiert.
„Elektroauto teuer und Stromnetz-Gefahr“
Toyota war mit seinem frühen Hybrid Prius Anfang des Jahrtausends führend bei Spritspar-Technologie und Umwelt-Image, ließ dann aber Tesla mit reinen Elektroautos in beider Hinsicht an sich vorbeiziehen. Soeben hat das Unternehmen eine Neuauflage seines Wasserstoff-Autos Mirai gestartet – kündigte aber fast gleichzeitig sechs Elektroauto-Modelle ab 2021 an.
Damit entstand der Eindruck, auch Toyota sei jetzt auf den Tesla-Zug aufgesprungen. Doch aktuelle Aussagen seines Präsidenten Akio Toyoda hören sich ganz anders an: Bei der Jahrespressekonferenz des japanischen Autohersteller-Verbandes warnte er vor ausfallender Stromversorgung durch Elektroautos sowie hohen Emissionen und Kosten für Infrastruktur und Verbraucher, berichtete am Donnerstag das Wall Street Journal (WSJ).
Japan würde im Sommer der Strom ausgehen, wenn alle Autos im Land batterie-elektrisch fahren würden, zitiert die Zeitung Toyoda. Der nötige Ausbau der Infrastruktur werde umgerechnet 135-358 Milliarden Dollar kosten. Zudem wiederholte der Toyota-Präsident ein Argument, das Elektroauto-Gegner gern vorbringen: Die Kohlendioxid-Emissionen bei der Stromerzeugung würden dafür sorgen, dass Elektroautos das Klima zusätzlich belasten. Zusätzlich könnten Autos zu teuer für normale Kunden werden.
Viel Kritik an Aussagen von Toyota-Chef
All das scheint schlecht zu den neuen Toyota-Plänen zu passen, auf Grundlage einer eigenen Plattform 2021 zunächst ein elektrisches SUV und später fünf weitere Akku-Autos auf den Markt zu bringen. Doch möglicherweise wollte Toyoda den Trend zu Elektroautos nur bremsen, nicht stoppen. Laut WSJ wird in Japan derzeit ein Verbot von Verbrenner-Fahrzeugen ab 2035 diskutiert. Toyoda habe sich konkret gegen diese Pläne ausgesprochen und gewarnt, sie könnten das aktuelle Geschäftsmodell der Auto-Industrie zerstören und Millionen Jobs kosten.
In Elektroauto-Kreisen kamen seine Aussagen jedenfalls nicht gut an. Auf Twitter wurde der WSJ-Artikel in vielen Sprachen einschließlich Deutsch diskutiert und Toyoda kritisiert. Der Blog Electrek schrieb, tatsächlich werde das Geschäftsmodell der Auto-Industrie wegbrechen – aber nur bei denjenigen Unternehmen, deren kurzsichtige Führung nicht mutig genug sei, den Übergang zu Elektroautos anzugehen.