Mitte April will Mercedes mit dem EQS sein erstes von Grund auf neu entwickeltes Elektroauto im Detail vorstellen – und lädt in der Zwischenzeit mit Teil-Informationen zu Diskussionen und Spekulationen ein. Wie anfangs Tesla startet Mercedes damit im Premium- oder sogar Luxus-Segment. Preise wurden noch nicht genannt, aber die Marke von 100.000 Euro dürfte mit Extras und in höheren Versionen leicht zu überschreiten sein. Dafür soll der EQS aber immerhin zwei Elektroauto-Rekorde übertreffen. Bei der besonders wichtigen Reichweite ist der Ausgang des Vergleichs mit Tesla allerdings noch offen.
Tesla stapelt bei Model S in Europa tief
Kurz nacheinander meldete Mercedes vergangene Woche erst den Produktionsstart von Batterie-Systemen für den EQS im Werk Hedelfingen und informierte dann ausführlich über sein Design einschließlich des schon vorher gezeigten Innenraums voller Bildschirme. Laut der ersten Mitteilung bekommt die lange Limousine einen Akku mit einer nutzbaren Kapazität von 108 Kilowattstunden – so viel wie noch bei keinem anderen Batterie-Pkw. Und mit dem Design-Infopaket benannte Mercedes ihren Luftwiderstandsbeiwert, der bei nur 0,2 liegen soll. Tesla hatte diesen cw-Wert beim aufgefrischten Model S nach eigenen Angaben auf 0,208 gesenkt.
Ein großer Akku mit wenig Luftwiderstand kann eine hohe Reichweite bedeuten – Mercedes nennt für den EQS schon länger mehr als 700 Kilometer nach WLTP. Aktuell bedeutet das ebenfalls einen Rekord auf dem europäischen Markt: Tesla gibt die Reichweite für das in diesem Januar aufgefrischt präsentierte Model S Long Range in Deutschland mit 663 Kilometer an. Das ist allerdings fast garantiert tiefgestapelt, denn es wird als „geschätzt“ bezeichnet und entspricht exakt der US-Angabe nach der strengeren EPA-Norm.
Reichweite Lucid Air schlägt Mercedes EQS
Schon bei einem Faktor EPA- zu WLTP-Reichweite käme das Tesla Model S auf einen Wert weit jenseits der 700 Kilometer (729 km), die Mercedes mit dem EQS um einen ungenannten Wert übertreffen will. Wie dieses Rennen ausgeht, ist also offen. Das Gleiche gilt für den Lieferstart. Das Refresh des Tesla Model S kann man schon seit der Vorstellung auch in Deutschland bestellen. Der voraussichtliche Termin dafür verschob sich aber von September auf November 2021. Mercedes will laut Gerüchten Ende April die Bestellungen freigeben und im August mit den Lieferungen beginnen, gibt selbst bislang aber nur allgemein vor Jahresende an.
Bei der Akku-Größe nicht unbedingt, aber bei der Reichweite dürfte sich der Mercedes EQS, selbst wenn er in diesem Jahr vorn liegt, allerdings bald nicht nur wieder Tesla geschlagen geben müssen, sondern auch Lucid. Für das ebenfalls luxuriöse Elektroauto des US-Startups ist eine EPA-Reichweite von bis zu 832 Kilometern angegeben. Eigentlich sollte es jetzt schon in der Produktion sein, doch die wurde vor kurzem zusammen mit dem Start der Auslieferungen auf die zweite Jahreshälfte verschoben. Tesla wiederum kündigte im Januar zusätzlich das Model S Plaid+ mit 837 Kilometer EPA-Reichweite an. Auch dessen Start verschob sich allerdings vor kurzem von Ende dieses Jahres auf Mitte 2022 laut Teslas US-Website (in Deutschland steht weiter Ende 2021, aber das dürfte ein Versehen sein).