Seit er vor gut einem Jahr als neuer Präsident der USA eingeführt wurde, hat Joe Biden viel über Elektroautos gesprochen, dabei aber zunächst nie den Namen Tesla in den Mund genommen. Stattdessen lud er die CEOs etablierter Auto-Hersteller zu sich ein und besuchte sie und bescheinigte zum Beispiel der GM-Chefin Mary Barra, die gesamte Branche elektrifiziert zu haben. Das hartnäckige Verschweigen des Elektroauto-Pioniers regte nicht nur Fans zunehmend auf, sondern verwunderte auch neutrale Beobachter. Doch am Dienstag hat Biden sein öffentliches Tesla-Schweigen gebrochen.
Tesla-Fans und CEO drängeln bei Biden
Nicht nur Biden selbst, auch Mitglieder seiner Regierung schienen zuvor untereinander verabredet zu haben, das Wort Tesla möglichst zu vermeiden. Von CEO Elon Musk handelte sich der Präsident dafür unter anderem die Bezeichnung „feuchte Sockenpuppe“ auf Twitter ein. Seine Anhänger starteten eine Online-Petition, die Biden aufforderte, die Rolle von Tesla anzuerkennen und gut 58.000 Unterstützer fand. Und eine Werbeagentur spendierte dem Unternehmen auf einem riesigen Bildschirm in New York Platz für einen Musk-Tweet, in dem er Tesla für den Präsidenten buchstabierte.
Irgendetwas davon scheint geholfen zu haben. Vergangene Woche gelang es einer CNBC-Moderatorin immerhin schon, der US-Wirtschaftsministerin die Aussage abzuringen, dass Elon Musk mit einem Anruf von ihr zu Chip-Fragen rechnen solle. Für Dienstag dann war eine weitere Biden-Rede angekündigt. Nachdem er sich kurz vorher noch als stolzer „Gewerkschaftspräsident“ bezeichnete, standen die Zeichen dafür nicht unbedingt auf Annäherung. Doch tatsächlich nahm der Präsident dann wohl zum ersten Mal seit seinem Amtsantritt öffentlich das Wort Tesla in den Mund.
Tune in as I deliver remarks on our work to rebuild American manufacturing. https://t.co/nPXLUh6bG8
— President Biden (@POTUS) February 8, 2022
Seit 2021 habe die US-Wirtschaft mehr als 200 Milliarden Dollar Investitionen für Fabriken im eigenen Land angekündigt, sagte der Präsident, um dann konkret zu werden: Die Bandbreite reiche „von ikonischen Unternehmen wie GM und Ford, die neue Elektroauto-Produktion aufbauen, bis zu Tesla, dem größten Elektroauto-Hersteller unseres Landes, und bis zu innovativen jüngeren Unternehmen wie Rivian, die elektrische Trucks produzieren, oder ProTerra mit elektrischen Bussen“.
Wird Elon Musk für Chip-Tipps gebraucht?
Zusätzlich erwähnte der Präsident also bislang weniger bedeutende Startups, aber sein langes Tesla-Schweigen hat er gebrochen. Fans feierten das als Erfolg ihres Drängelns in der Petition und auf Twitter, manche glaubten sogar, Biden sei damit auf eine Bedingung eingegangen, die Musk für Gespräche mit der Regierung über die Chip-Krise gestellt habe. So oder so scheint jetzt ein Kommunikationskanal etabliert zu sein, was für beide Seiten nicht von Nachteil sein dürfte. Jeder wisse schließlich, dass Tesla ein bedeutender Produzent von Elektroautos sei, hielt ein Sprecher des Weißen Hauses auf Anfrage der Nachrichten-Agentur Reuters fest.