Manchmal ist die Abhilfe schlimmer als das Problem: Airbags in Autos haben schon viele Leben gerettet, aber ihre explosive Aufblähung kann selbst zu Verletzungen führen. Aus diesem Grund lösen sie schon heute nur aus, wenn Sensoren zum Beispiel extreme Verzögerungen melden, wie sie allein durch Bremsen nicht erreicht werden. Aber Tesla will es noch besser machen: In einem Video zeigt das Unternehmen, wie es mit Hilfe von massenhaft gesammelten Daten daran arbeitet, dass sich die Airbags in seinen Elektroautos nur dann öffnen, wenn es wirklich nötig ist.
Crash-Tests mit realen Tesla-Daten
Bei offiziellen Crash-Tests in den USA wie Europa bekommt Tesla regelmäßig Bestnoten, aber wie einer der Ingenieure in dem Video erklärt, decken die nur einen kleinen Ausschnitt der Realität auf den Straßen ab. Diese sei weitaus vielfältiger, als mit Standard-Tests erfasst werden könne, sagt er. Jeder echte Crash sei unterschiedlich – und mit neuen Technologien habe Tesla jetzt die Chance, seine Autos optimal darauf abzustimmen.
Konkret bedeutet das, dass Tesla Unfall-Daten seiner Flotte analysiert und auf dieser Grundlage feinkörniger festlegen kann, wann die unterschiedlichen Airbags auslösen sollen und wann lieber nicht. Die Ergebnisse dieser Arbeit scheinen schon in aktuelle Software eingeflossen zu sein: Innerhalb von 10 Millisekunden werde bei realen Unfällen erkannt, um was für eine Art handelt, und auf dieser Grundlage über die Airbag-Auslösung entschieden, heißt es in dem Video. Dabei würden auch Daten über die aktuelle Sitz- und Lenkrad-Position berücksichtigt.
Ein weiterer Mitarbeiter des Tesla Crash Lab erklärt in dem Video, bei den offiziellen Tests werde oft davon ausgegangen, dass ein seitlicher Aufprall auf der Höhe der Türen erfolgt. Die eigenen Flotten-Daten hätten aber gezeigt, dass dies nicht der Normalfall sei. Also simuliere Tesla Seiten-Crashs an mehreren Positionen, um festzustellen, wann die Airbags wirklich gebraucht werden und wann nicht. Für jede Art von Unfall soll so die optimale Reaktion der Sicherheitssysteme festgelegt werden.
Schwerer Pickup rammt Model 3
Bei solchen theoretischen Überlegungen bleibt es in dem Tesla-Labor natürlich nicht – um die Berechnungen zu überprüfen, finden dort auch reale Crash-Tests statt. Einer davon wird in dem Video gezeigt: Ein dicker Pickup wird in der Halle mit hohem Tempo gegen ein Tesla Model 3 gezogen und erwischt es seitlich ungefähr auf der Höhe des linken Vorderrades. Dadurch wird es aus dem Weg geschleudert und vorne schwer beschädigt, aber ein Mitarbeiter bezeichnet das Ergebnis als „vollen Erfolg“: Die Airbags seien exakt auf die vorgesehene Weise zum Einsatz gekommen, und die von den im Tesla sitzenden Dummys aufgezeichneten Verletzungsdaten würden „schön“ aussehen, sagt er.