Bilder: Skoda
Das erste reine Elektro-SUV aus dem Volkswagen-Konzern kann man nicht bei VW selbst bestellen und auch nicht bei der Premium-Tochter Audi, sondern bei der eher im preiswerten Segment angesiedelten Marke Skoda: Am Dienstag wurde das Enyag iV genannte Elektroauto offiziell präsentiert – und „in Kürze“ sei es in Deutschland bestellbar, hieß es dazu. Bis zu den Auslieferungen soll es noch bis Frühjahr 2021 dauern. Damit dürfte der VW ID.4 im ähnlichen Format, der auf derselben Volkswagen-Plattform MEB basiert, zwar früher zu den ersten Kunden kommen. Aber anders als der Skoda-Bruder soll er erst Ende des Monats in seiner Serien-Form präsentiert werden.
Reichweite mit gut 500km auf Tesla-Niveau
Gleichzeitig dürfte der Skoda Enyaq noch stärker als der schon gestartete VW ID.3 zu einem Elektroauto werden, das bei fast allen entscheidenden Faktoren an Tesla heranreicht – außer beim Preis. Zu vergleichen ist er wie der ID.4 im Format mit dem Tesla Model Y, das für Europa aber wohl erst ab Sommer 2021 produziert wird. Ähnlich wie der VW soll der Skoda Enyaq mit Hinterrad-Antrieb und dem größten Akku eine Norm-Reichweite von 510 Kilometern bieten, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Tesla gibt für das allradgetriebene Model Y in Deutschland derzeit bis 505 Kilometer nach WLTP an.
Nachladen lassen sich die bislang verfügbaren und angekündigten MEB-Elektroautos von Volkswagen mit bis zu 125 Kilowatt. Das ist deutlich langsamer als bei Tesla Model 3 und Model Y, die an V3-Superchargern kurz bis zu 250 Kilowatt erreichen, aber solide. Laut Skoda lässt sich der Enyaq dadurch in 38 Minuten von 5 Prozent auf 89 Prozent Akku-Stand bringen. Innen fällt wie bei den anderen neuen VW-Elektroautos der zentrale Touchscreen im Quer-Format wie bei Teslas beiden Volumen-Modellen auf, wie beim ID.3 ist aber zusätzlich ein Head-up Display bestellbar.
Wer rein elektrisch und dazu im gefragten Crossover- oder SUV-Format fahren will, bekommt damit eine weitere Alternative aus dem Volkswagen-Konzern, der in diesem Segment für 2021 auch schon den Audi Q4 e-tron angekündigt hat. Selbst dessen Preis könnte noch unter dem des Tesla Model Y liegen, und für den Skoda Enyaq ist schon jetzt klar, dass er weitaus weniger kosten wird. Den Preis für das Modell mit netto 77 Kilowattstunden Akku-Kapazität gibt Skoda mit 43.950 Euro an, während Tesla für das Model Y in Deutschland derzeit mindestens 59.600 Euro verlangt.
Nur laden teurer als bei Tesla
Beim Enyaq dürften 2021 zudem noch 9570 Umweltprämie abzuziehen sein, bei dem Tesla maximal 7975 Euro, weil er wegen des höheren Grundpreises weniger gefördert wird. So ergeben sich End-Preise ab 34.380 Euro für den Skoda Enyaq und 51.625 Euro für Tesla Model Y. Auch das Model 3 von Tesla kostet aktuell nach Prämien etwa 50 Prozent mehr als der VW ID.3 mit vergleichbarer Reichweite. Der Abstand bei den E-SUV von Skoda und Tesla dürfte nach den jetzt veröffentlichten Preis-Angaben also ähnlich groß ausfallen. Unterschiede in der Ausstattung sind dabei aber nicht berücksichtigt – beispielsweise hat das Model Y bislang stets Allrad-Antrieb, der beim Enyaq Aufpreis kostet.
Dennoch ist der Preis-Unterschied erheblich und könnte zusammen mit der voraussichtlich früheren Auslieferung selbst Tesla-Interessenten zum Nachdenken bringen, die eigentlich auf das deutsche Model Y warten wollten. Gleichzeitig wird klar, dass VW ID.4 und wohl erst recht der Audi Q4 e-tron einen etwas kleineren Preis-Vorteil gegenüber Tesla haben dürften, denn diese beiden Marken sind im Konzern oberhalb von Skoda positioniert. Einen Nachteil wiederum haben all die Tesla-Alternativen in Form des nicht vorhandenen eigenen Supercharger-Netzes. Zudem kann das schnelle Laden bei ihnen deutlich teurer werden, denn ausgerechnet der CCS-Betreiber Ionity, an dem Volkswagen beteiligt ist, verlangt ohne spezielle Karten oder Verträge pro Kilowattstunde etwa 2,5-mal so viel wie Tesla an deutschen Superchargern.