Mit neuen Funktionen oder Erweiterungen hat Tesla seine Kunden in letzter Zeit nicht mehr unbedingt verwöhnt – so macht das Autopilot-System in Europa kaum noch Fortschritte und wurde vor kurzem sogar regulatorisch ein weiteres Mal beschränkt. Doch während das dafür erzwungene Update noch nicht einmal abgeschlossen ist, hat in Nordamerika schon ein weiteres begonnen, das in eine erfreulichere Richtung geht: Es enthält drei Neuerungen, für die Tesla zum Teil intensiver seine zunehmende Kamera-Intelligenz nutzt.
Straßen-Daten für Model S und Model X
Anfang des Monats registrierten Tracker-Dienste die Installation der Software-Version 2022.20 auf ersten Elektroautos von Tesla in den USA und Kanada. Einige Tage später gab es noch nicht sehr viel mehr davon. Am aktivsten war am Dienstag noch die Verteilung der Version 2022.16.2, die das gefürchtete Downgrade einer Funktion in den Autopilot-Extras EAP oder FSD enthält. Laut den Software-Hinweisen ist beim Navigieren unter Autopilot-Steuerung in Europa jetzt auch beim Autobahn-Wechsel eine Einleitung oder Bestätigung durch die Person am Steuer erforderlich.
In diesem Fall wohl zur Freude von Besitzern mit bezahlter EAP- oder FSD-Option hat es 2022.16.2 bislang aber offenbar nur vereinzelt auf europäische Teslas geschafft. Unser eigenes Model X mit EAP zum Beispiel ist aktuell auf dem Stand 2022.12.3.16, der die Autopilot-Beschneidung nicht enthält. Tesla könnte die 16er-Version von uns aus deshalb auch gern auslassen. Aber bei 2022.20 wäre das schade, denn diese Software soll das Fahren sicherer und komfortabler machen.
Das gilt in diesem Fall für Model S und Model X in besonderem Maß, denn nur die beiden größeren Teslas haben bislang adaptive Luft-Federungen. Damit reagierten sie schon vorher mit einer höheren Position auf schlechte Straßen, aber mit der neuen Software sollen sie es vorausschauend tun: 2022.20 lädt Daten über unebene Abschnitte herunter, gesammelt von anderen Tesla-Fahrern, die vorher dort vorbeigekommen sind, und stellt die Federung rechtzeitig darauf ein.
Ampel-Gong und Gurt-Straffung für alle Teslas
Zwei weitere neue Funktionen in der neuesten Tesla-Software sind zum einen auch für Model 3 und Model Y gedacht. Zum anderen basieren sie anders als die für Model S und Model X nicht auf (potenziell schlechten) Erfahrungen von Vorgängern, sondern auf eigener Vorausschau mit Hilfe der eingebauten Kameras und künstlicher Intelligenz. Die erste heißt auf Englisch „Green Light Light Chime“ und besteht darin, dass ein Gong abgespielt wird, wenn man vor einer Ampel steht und diese auf Grün schaltet. Das ist nur eine Kleinigkeit, aber praktisch für Leute, die während des Wartens den Blick etwas schweifen lassen oder in Tesla-Menüs stöbern möchten. Für EAP- und FSD-Kunden gab es das schon vorher, mit dem Update auf 2022.20 scheint der Grün-Gong auch mit dem Basis-Autopilot zu kommen.
Die zweite neue Funktion für alle schließlich hat den deutlichsten Sicherheitsaspekt. Hier hat Tesla laut den Versionshinweisen den Unfall-Schutz durch seine Elektroautos weiter verbessert: Wenn das Autopilot-System einen nahenden Front-Aufprall erkennt, werden automatisch die Gurte gestrafft. Dabei hilft nach Tesla-Angaben das eigene Vision-System, also die Auswertung von Kamera-Bildern mit Hilfe von künstlich intelligenter Software, die laut CEO Elon Musk so gut werden kann, dass nicht einmal mehr Radar gebraucht wird, um sicherer zu fahren als Menschen. Die erweiterte Vorab-Gurtstraffung habe mit die beste Performance bei Frontal-Crashs gezeigt, heißt es in den Hinweisen weiter. Dieses Update wäre also sicher auch in Europa wieder sehr willkommen.