Bild: Herbert Diess / VW
Schon kurz nachdem das Flugzeug von Tesla-CEO Elon Musk nach seinem Abflug aus Berlin am vergangenen Donnerstag überraschend noch auf dem VW-Flughafen Braunschweig-Wolfsburg landete, wurde bekannt, dass er dort VW-Chef Herbert Diess getroffen und dessen neues Elektroauto ID.3 probegefahren hatte. Jetzt veröffentlichte Diess, der sowohl bei Auto-Technologie als auch neuerdings bei der Nutzung sozialer Medien auf Tesla-Kurs ist, sogar ein Video von der spät abendlichen Test-Fahrt mit Musk – und zeigte dabei Wissenslücken in Bezug auf den VW ID.3.
Nettigkeiten zwischen Tesla und VW
„Wir sind bereit zum Abheben“, steht über dem Video mit dem Tesla-CEO, das der Vorstandschef des Volkswagen-Konzerns am Montag auf LinkedIn veröffentlichte. Ähnlich wie Musk auf Twitter meldet sich Diess seit einigen Monaten verstärkt mit persönlichen Beiträgen bei dem Business-Netzwerk zu Wort, vor kurzem zum Beispiel mit einem Bericht über eine Sommer-Reise mit seiner Tochter im VW ID.3 nach Italien. Technologisch und an der Börse bezeichnet er Tesla ebenfalls als Vorbild. Musk wiederum hat VW bei seinem Gigafactory-Besuch für die dortige „sehr ernsthafte“ Arbeit an Elektroautos gelobt.
Insofern ist durchaus logisch, dass der Tesla-Chef am Ende seiner dreitägigen Deutschland-Tour noch bei seinem deutschen Kollegen vorbeischaute. Ob mit Musk abgesprochen war, dass sein Besuch an dem Flughafen bei Wolfsburg, den VW intensiv für Firmen-Flüge nutzt, gefilmt und in sozialen Medien ausgewertet wird, geht aus dem Video von Diess nicht hervor. Es scheint aber mit mehreren Kameras aufgenommen zu sein, und auch Bilder und der Ton aus dem Innenraum des ID.3, den der Tesla-Chef fährt, sind darin enthalten.
Here’s @elonmusk driving the ID.3 with Diess pic.twitter.com/CW7iE3Ht0h
— Whole Mars Catalog (Supervised) (@WholeMarsBlog) September 7, 2020
Abgesehen davon, dass Elon Musk am Steuer des grauen VW-Elektroautos sitzt und neben ihm der Chef von Volkswagen, ist an dem Video nichts Spektakuläres. Der Tesla-Chef fährt auf einer der Flughafen-Bahnen und kurvt ein wenig herum, woraufhin Diess die Lenkung des ID.3 als „hübsch“ lobt und Musk mit „nicht schlecht für ein nicht-sportliches Auto“ antwortet. Einmal scheint er die maximale Beschleunigung des Elektro-Volkswagen auszuprobieren. „Was ist das Schlimmste, das passieren könnte?“, fragt er in typischer Musk- und Tesla-Manier, als Diess neben ihm nervös lacht, wohl wegen der zunehmenden Geschwindigkeit.
Kennt VW-Chef eigene Elektroauto-Daten nicht?
In einem Kommentar zu seinem eigenen Video bestätigte Diess, dass Musk die Grenzen des Elektroautos austesten wollte. Der Tesla-Chef habe das nachlassende Drehmoment bei höherem Tempo kritisiert, schrieb er, worauf er geantwortet habe, mit dem ID.3 müsse man nicht abheben, er sei ja kein Sportwagen.
Bei LinkedIn kam Diess‘ Video-Beitrag schon bis Montagnachmittag auf mehr als 60.000 Abrufe und 170 meist positive Kommentare. Wohl intensiver und kontroverser wurden Weitermeldungen davon auf Twitter diskutiert. Unter anderem entstand dort der Eindruck, dass der VW-Chef Wissenslücken über sein erstes Fahrzeug auf der neuen MEB-Plattform hat, das den Konzern-Auftakt in die Elektroauto-Zukunft darstellen soll.
Musk wollte wissen, wie die Batterie-Größen darin sind, was Diess mit „55 bis 83“ beantwortete. VW gibt in Presse-Mitteilungen Kapazitäten von 58 Kilowattstunden netto beim mittleren ID.3-Akku und von 77 Kilowattstunden beim größten an. Mit 83 könnte Diess die Brutto-Kapazität der großen Batterie gemeint haben, aber für seinen unteren Wert von 55 gibt es beim ID.3 keine Fundstellen. Aktualisierung: Leser wiesen allerdings darauf hin, dass eine Akku-Größe von 55 Kilowattstunden brutto in einem MEB-Elektroauto aus dem Konzern zumindest beim Skoda Enyaq vorgesehen ist.