Bild: Elektroauto-Projekt Trinity (Foto: Volkswagen)
Mehrere etablierte Autohersteller einschließlich Ford und General Motors haben in den vergangenen Wochen feste Zieldaten für den Ausstieg aus dem Verkauf von Verbrenner-Modellen genannt, Volkswagen in Deutschland aber will sich weiterhin nicht festlegen. Zwar will das Unternehmen seine „globale E-Offensive noch einmal stark beschleunigen“, wie es am Freitag in einem Strategie-Update mitteilte. Trotzdem aber sollen alle Kernmodelle „noch einmal“ konventionelle Nachfolger bekommen. Und insgesamt sieht VW laut CEO Ralf Brandstätter eine „echte Disruption“ kommen, bei der Elektroautos nur der Anfang gewesen seien.
Funk-Updates wie bei Tesla starten
„Die wirklich große Disruption steht uns noch bevor“, schrieb Brandstätter in einem LinkedIn-Beitrag zu der neuen Marken-Strategie. Sie bestehe darin, Integration von Software im Fahrzeug und das digitale Kundenerlebnis zu neuen Kernkompetenzen des Autoherstellers zu machen. Volkswagen werde sich damit in den kommenden Jahren so stark verändern wie nie zuvor. Das Vorbild dafür ist offensichtlich Tesla.
Einen kleinen Schritt in die angestrebte Zukunft als Digital-Anbieter hatte VW schon zwei Tage zuvor gemeldet und erwähnte ihn auch jetzt wieder: Neu produzierte Elektroautos der Typen ID.3 und ID.4 können ab sofort, wie es Tesla vorgemacht hat, per Funk mit neuer Software bespielt werden. Diese angekündigte „over the air“-Fähigkeit fehlte dem ID.3 bei seinem Marktstart im vergangenen September zunächst – wer ihn schon hat, muss sich die OTA-Version 2.1 der ID-Software noch in der Werkstatt aufspielen lassen. Ab Sommer soll es dann Updates für alle im Drei-Monats-Rhythmus geben.
Auf diese Weise werde das Auto zum softwarebasierten Produkt, schreibt VW dazu, was wiederum die Voraussetzung für datenbasierte Geschäftsmodelle sei. An anderer Stelle zeigt das Unternehmen, wie weit es sich noch davon entfernt sieht: Für 2026 kündigte es jetzt das Elektroauto-Trinity an, in dem alles stecken soll, „was sich Volkswagen für die Zukunft vorgenommen hat“. Dazu aufgezählt werden eine neue Elektronik-Plattform mit „modernster Software“, eine Vereinfachung des Hardware-Angebots und intelligente Produktion in Wolfsburg.
VW will in 2030 in Europa 70% Elektroautos
Bei Elektroautos sieht sich VW laut Brandstätter schon jetzt „auf einem guten Weg, Weltmarktführer zu werden“. Um das zu unterstützen, will Volkswagen jedes Jahr mindestens ein neues reines E-Modell herausbringen. Bis 2030 soll der Elektroauto-Anteil an den Europa-Verkäufen jetzt 70 Prozent statt zuvor 35 Prozent erreichen; für die USA und China nimmt sich VW 50 Prozent reine Elektroautos vor.
Als erster neuer E-VW wird der schon bekannte ID.4 GTX in der ersten Hälfte dieses Jahres genannt, im zweiten Halbjahr soll der „sportliche“ ID.5 kommen. Vorerst nur in China ist für Herbst außerdem der ID.6 X geplant, ein SUV-Elektroauto mit sieben Sitzen. Auch ein Elektroauto unterhalb des ID.3 bestätigte VW jetzt: Die Pläne dafür würden um zwei Jahre vorgezogen auf 2025. Zuvor war von Preisen von 20.000-25.000 Euro dafür die Rede gewesen, eine Region, die laut CEO Elon Musk auch Tesla mit einem neuen Elektroauto möglicherweise zunächst aus China für 2023 anstrebt.