Den quartalsweisen „safety report“ über die Unfall-Quote seiner Elektroautos in den USA hat Tesla offenbar eingestellt, aber nach den letzten veröffentlichten Daten ist sie außergewöhnlich niedrig: Mit aktivierten Autopilot-Funktionen gab es nach Tesla-Angaben nur alle 4,85 Millionen gefahrene Meilen einen Unfall und selbst ohne diese Hilfe alle 1,4 Millionen Meilen, was immer noch nur etwa halb so häufig ist wie im Durchschnitt aller US-Autos. Ein Versicherungsportal kam jetzt allerdings zu Ergebnissen, die mit diesen Informationen schlecht vereinbar sind.
Daten-Diskrepanz bei Tesla-Unfällen
Die Tesla-Seite mit den Safety-Report-Daten seit dem dritten Quartal 2018 gibt es immer noch, doch seit Q4 2022 kam kein neuer Eintrag mehr hinzu. Die Vergleichszahl für die gesamte US-Flotte stammt nach den jüngsten Angaben von 2021 und lautete ein Unfall pro 652.000 gefahrene Meilen. Damit sind sowohl die Elektroautos von Tesla als auch durchschnittliche US-Autos deutlich sicherer geworden: Für Q4 2018 hatte Tesla einen Unfall mit Autopilot pro 2,84 Millionen Meilen gemeldet, also fast doppelt so häufig wie zuletzt, und der Durchschnitt aller Marken lag bei 481.000 Meilen.
Warum Tesla diese Daten seit Ende 2022 nicht mehr aktualisiert, ist nicht bekannt – die Entscheidung wurde weder vorher angekündigt noch hinterher begründet, doch extreme Veränderungen dürfte es seitdem nicht gegeben haben. Zweifel an der Korrektheit weckte jetzt aber eine Auswertung des Finanzportals lendingtree: Auf der Grundlage von Anfragen für Auto-Versicherungen soll sich gezeigt haben, dass es pro Fahrer bei keiner Marke mehr Unfälle gab als bei Tesla.
Ohne näher zu definieren, welche Arten berücksichtigt wurde, nennt lendingtree für Tesla eine Quote von 23,54 Unfällen pro 1000 Fahrer. Das ist mehr als bei Ram und Subaru, die ebenfalls mehr als 20 Unfälle verzeichneten, und der höchste Wert überhaupt. Am unteren Ende der Liste stehen Ford, Chevrolet und GMC mit jeweils etwas mehr als 14 Unfällen pro 1000 Fahrer, die sich bei lendingtree nach Versicherungen erkundigten und dazu Angaben über ihre Crash-Historie machten.
Elektroautos fahren pro Jahr weniger
Die Auswertung des Portals beruht also auf vermutlich nicht überprüften Aussagen von potenziellen Kunden und dürfte zudem nicht repräsentativ sein, auch wenn laut lendingtree viele Millionen Versicherungsanfragen berücksichtigt wurden. Was dort als Unfall gilt, wird ebenfalls nicht definiert, während Tesla angibt, dass nur solche Ereignisse zählen, bei denen Airbags oder ein aktives Rückhaltesystem ausgelöst wurden. In der Praxis soll das jeder Crash mit Geschwindigkeiten oberhalb von 20 km/h sein, und die Daten dazu kommen von der gesamten Flotte, also nicht nur aus Stichproben.
Zudem bildet Tesla seine Quoten anhand der gefahrenen Meilen, während lendingtree die Unfälle ins Verhältnis zur Zahl der anfragenden Fahrer setzt. Eine deutliche höhere Kilometer-Leistung bei Autos von Tesla wäre insofern eine einfache Erklärung für die Daten-Diskrepanz, doch in der Praxis scheint es eher andersherum auszusehen: In diesem Mai kam ein anderes US-Portal zu dem Ergebnis, dass sie zwar pro Jahr deutlich mehr gefahren werden als andere Elektroautos, aber weniger als durchschnittliche Verbrenner.