Bild: Tesla
Neue Produkt-Vorstellungen von Tesla soll es erst einmal nicht geben, teilte Elon Musk Ende November nach der Präsentation des E-Pickups Cybertruck mit – sehr wohl aber einige „(größtenteils) unerwartete Technologie-Ankündigungen“ in 2020. Und die könnten es in sich haben: Ein YouTuber, der sich nach eigenen Angaben ein halbes Jahr lang mit der Materie beschäftigt hat, ist der Meinung, dass Tesla noch in diesem Jahr einen Akku vorstellen könnte, der haltbar genug für insgesamt 1 Million Meilen Laufleistung ist.
Bei dem YouTuber handelt es sich um Galileo Russell mit seinem Kanal HyperChange, der unter Tesla-Beobachtern nicht unbekannt ist: Im Frühjahr 2018 hatte er Gelegenheit, bei der Tesla-Telefonkonferenz zu den Geschäftszahlen im ersten Quartal Fragen an das Management zu stellen, wozu normalerweise nur professionelle Analysten eingeladen werden. Doch während einer von diesen von Musk nach einer ihm unangenehmen Frage barsch abgewiesen wurde (wofür er sich später entschuldigte), zeigte sich der Tesla-CEO von Russells Fragen zu Technologie und kommenden Produkten angetan.
The reason the Bernstein question about CapEx was boneheaded was that it had already been answered in the headline of the Q1 newsletter he received beforehand, along with details in the body of the letter
— Elon Musk (@elonmusk) May 4, 2018
Ohne zu behaupten, über irgendwelches Insider-Wissen zu verfügen, wagt Russell auf YouTube jetzt die Vorhersage, dass Tesla schon in diesem Jahr darüber informieren werde, mit der Produktion des Millionen-Meilen-Akkus begonnen zu haben oder sie konkret vorzubereiten. Musk selbst hatte schon im April 2019 gesagt, er werde „wahrscheinlich“ im Jahr 2020 eingeführt. Und laut dem Video gibt es mittlerweile eine ganze Reihe von Hinweisen darauf, dass die Technologie näher kommt.
Model 3 drive unit & body is designed like a commercial truck for a million mile life. Current battery modules should last 300k to 500k miles (1500 cycles). Replacing modules (not pack) will only cost $5k to $7k.
— Elon Musk (@elonmusk) April 13, 2019
Der wohl deutlichste der Hinweise ist ein Patent, das Tesla im September 2019 angemeldet hat. Darin geht es um eine neuartige Einkristall-Elektrode, die „besonders robust“ sein soll. Als Erfinder sind Mitglieder der Forschungsgruppe von Jeff Dahn angegeben, einem kanadischen Professor, mit dem Tesla eng zusammenarbeitet. Dieselbe Gruppe hatte kurz zuvor einen Fachaufsatz veröffentlicht, in dem – anders als in dem Patent – explizit davon die Rede ist, dass Zellen mit Einkristall-Kathoden und speziellen Additiv-Mischungen „ein Elektroauto für mehr als 1,6 Millionen Kilometer (1 Million Meilen) versorgen können“. Und im Dezember wurde ein weiterer Tesla-Patentantrag mit Dahns Gruppe als Erfinder veröffentlicht, in dem es ebenfalls um mehr Langlebigkeit geht.
Hinzu kommt, dass Tesla nach der ersten Erwähnung des Millionen-Meilen-Akkus durch CEO Musk zwei Unternehmen aufgekauft hat, die weitere Kompetenzen für die Batteriefertigung mitbringen: den Speicherspezialisten Maxwell Technologies und, wie erst im Oktober bekannt wurde, den kanadischen Produktionsspezialisten Hibar Systems. Und im Juni 2019 wurde gemeldet, dass Tesla in Palo Alto bereits ein „Geheimlabor“ betreibt, in dem die Produktion von Batteriezellen vorbereitet werde.
Für Russell sind das Indizien genug, um zu vermuten, dass mindestens eine Ankündigung zu Teslas eigener Super-Batterie bevorsteht. Das Unternehmen wollte ursprünglich schon gegen Ende 2019 zu einem Anlegertag zum Thema Batterien und Antriebsstrang einladen. Im Juli kündigte CEO Musk an, dass dieser jetzt in diesem Februar oder März stattfinden soll.