Noch hat, so weit bekannt, niemand die Behauptung aufgestellt, die Regel sei von der alten Autoindustrie bewirkt worden, um Tesla auszubremsen, aber ganz buchstäblich hat eine Vorschrift der National Hot Rod Association (NHRA) in den USA diesen Effekt: Wer die klassische Viertelmeilen-Distanz (gut 400 Meter) in höchstens 9,99 Sekunden zurücklegt, darf sie nur erneut fahren, wenn er sein Auto vorher mit reichlich Sicherheitsextras aufrüstet. Bislang schafften das nur extrem teure oder ohnehin umgebaute Sportwagen. Aber mit dem Tesla Model S Plaid bleibt jetzt auch eine viertürige Limousine unter dieser Drag-Marke – wenn sie nicht rausfliegen wollen, müssen sich ihre Besitzer beim Rennen also zurückhalten.
Volvo startet, Tesla bleibt stehen
Wie das aussieht, zeigt ein Video von einem Drag-Vergleich mit Freunden in einem Volvo (korrigiert), das @EmmetPeppers Ende vergangener Woche veröffentlichte. Er ist einer der wenigen Kunden, die das neue Model S Plaid schon bekommen haben: Die ersten 25 Auslieferungen gab es am 10. Juni bei einer Veranstaltung mit CEO Elon Musk bei Tesla in Fremont.
Aus dem Cockpit des Verbrenners gefilmt, ist in dem Video zu sehen, wie das laute der beiden Autos beim Start-Signal sofort losschießt – während sich der Tesla zunächst nicht von der Stelle bewegt. Doch dessen Fahrer hatte den Start nicht etwa verpasst, sondern er wartete schlicht noch 4 oder 5 Sekunden, wie er dazu auf Twitter schrieb – und den so entstandenen Rückstand holte er bis zur Ziel-Marke unter dem fassungslosen Lachen der Leute im Volvo noch locker auf.
Aus den weiteren Kommentaren von @EmmetPeppers geht hervor, dass er mit seinem Spät-Start vermeiden wollte, von der Strecke geschickt zu werden. In diesem Zusammenhang wurde klar, dass es die eingangs erwähnte 9,99-Sekunden-Regel der NHRA gibt. Durchgesetzt wurde sie auf der Drag-Strecke, auf der das Video entstand, allerdings so milde wie möglich: Das Personal dort habe ihm nach seinem ersten Durchlauf mit 9,717 Sekunden erklärt, dass er zumindest am selben Tag nicht mehr mitfahren dürfe, wenn er noch einmal unter 10 Sekunden bleibe, berichtete der Plaid-Fahrer.
Volles Plaid-Tempo braucht Käfig
So kam es zwischendurch zu seinen Drag-Rennen mit sozusagen angezogener Handbremse, buchstäblich umgesetzt durch Abwarten beim Start oder auch Antippen der Bremse auf dem kurzen Weg. Derlei Tricks dürfte man, wenn weitere Model S Plaid ausgeliefert sind, auf US-Rennstrecken demnächst öfter beobachten können. Denn zu den NHRSA-Vorschriften für ihre zweitschnellste Klasse (es gibt noch eine für 6-7,49 Sekunden) zählt unter anderem ein Überroll-Käfig – und mit so etwas werden sich nicht viele stolze Besitzer eines der neuen Plaid-Teslas den deutlich aufgewerteten Innenraum verbauen wollen.