Den Begriff der Gigafactorys für Fabriken, in denen pro Jahr Batterie-Zellen mit mindestens 1 Gigawattstunde Kapazität produziert oder verarbeitet werden, hat Tesla selbst erfunden – aber das neue Wort für riesige Anlagen, die darin eine immer wichtigere Rolle spielen, stammt von einem Lieferanten: Als Giga Press bezeichnet der italienische Maschinenbauer Idra Group seine Druckguss-Maschinen mit tausenden Tonnen Presskraft, von denen die erste seit vergangenem Sommer für Tesla arbeitet. In einem Video erklärte der Geschäftsführer des Unternehmens jetzt, was das Besondere an ihnen ist.
Erstes Tesla-Teil hat Zweifel „zerschmettert“
Erstmals im Sommer 2019 erwähnte der damalige Automotive-President Jerome Guillen, dass Tesla mit Hilfe der deutschen Tochter Grohmann eine „riesige, riesige, riesige Maschine“ für die Produktion bauen wolle. Im April 2020 dann ließ CEO Elon Musk wissen, dass Tesla zwei Exemplare der größten Druckguss-Maschine der Welt bestellt habe, eine in Italien und eine in China (wo der Idra-Eigentümer LK Technology produziert). Eine davon präsentierte Tesla in diesem Februar bei der Arbeit auf dem Gelände seiner Fabrik in Fremont.
Den Namen Idra ließen weder Guillen noch Musk fallen, aber der Geschäftsführer des Unternehmens lässt in seinem aktuellen Video keinen Zweifel daran, woher Tesla diese Giga-Pressen hat. Ein „führender Elektroauto-Hersteller“ habe sie gekauft und als die größten der Welt bezeichnet, wird ihm als Frage-Stichwort eingeblendet. Daraufhin erklärt er, die Produktion des ersten verwendbaren Teils mit einer Giga-Presse im August 2020 sei eine wichtige Validierung für das ganze Idra-Team gewesen.
Damals seien alle Zweifel, die in der Branche an dem Giga-Konzept herrschten, „zerschmettert“ worden, sagt der Geschäftsführer. Schon vor gut drei Jahren habe Idra zu überlegen begonnen, wie man die Produktion von Aluminium-Komponenten in der Auto-Industrie am besten unterstützen könne. Zu dieser Zeit sei die Entscheidung für die Entwicklung der Giga-Presse gefallen, obwohl die Auto-Industrie noch unsicher gewesen sei, in welche Richtung sich die Produktionstechnik entwickeln werde.
Giga-Pressen für alle Hersteller?
Das Konzept umzusetzen, habe viele Herausforderungen mit sich gebracht, sagte der Idra-Geschäftsführer weiter. Der wichtigste Fortschritt bei den Giga-Pressen sei das neue Injektionssystem, mit dem etwa 100 Kilogramm flüssiges Aluminium innerhalb von 60-100 Millisekunden in die Form geleitet werde. Auf diese Weise ließen sich größere Teile per Druckguss herstellen, was die Zahl der Einzel-Elemente und damit Komplexität und Kosten verringere. Konkret sei es möglich, den Rahmen eines Autos damit aus nur noch drei Teilen herzustellen – genau das hat Tesla laut CEO Musk beim Model Y aus der neuen Gigafactory in Deutschland vor.
Weder nennt der Idra-Geschäftsführer Tesla direkt, noch lässt er erkennen, dass es schon irgendwelche anderen Bestellungen von Giga-Pressen gegeben hat. Aber mit den Riesen-Maschinen sieht er sich (und damit Tesla als bislang wohl einzigen Käufer) zwei Jahre vor der Konkurrenz. Die Entwicklung sei überaus anspruchsvoll gewesen, aber auch sehr lohnenswert – „so erfolgreich, dass sich mittlerweile alle führenden OEMs der Welt damit beschäftigen, ähnliche Lösungen einzuführen“. Wenn diese Aussage stimmt und der Prüfung Taten folgen, würde das bedeuten, dass Tesla dem Rest der Auto-Branche wieder einmal etwas vorgemacht hat – dieses Mal nicht mit Antrieben oder Software, sondern in der Produktion.