Vielleicht hat sich Tesla in den USA für das neue Jahr vorgenommen, die Öffentlichkeit häufiger von sich aus zu informieren, vielleicht wurden auch irgendjemandem einfach die Drohnen-Flüge zu viel. Jedenfalls veröffentlichte das Unternehmen ohne PR-Abteilung für seinen Heimatmarkt vergangene Woche in seinem Twitter-Konto ein interessantes Video über eine Modernisierung der Produktion in seinem Elektroauto-Stammwerk Fremont: In einem Unterstand neben dem Hauptgebäude arbeitet jetzt eine der als als Giga-Presse bezeichneten riesigen Druckguss-Maschinen, die große Rahmen-Teile für das Model Y an einem Stück produzieren.
„Größte Druckguss-Maschine“ der Welt bei Tesla
Die erste Giga-Presse wurde laut Berichten im vergangenen Sommer zu Tesla geliefert und hat dort inzwischen offenbar begonnen, den kompletten hinteren Teil des Rahmens für das Model Y zu gießen. Dem von Tesla veröffentlichten Video lässt sich das nicht direkt entnehmen, denn es ist nur mit „die größte Druckguss-Maschine der Welt“ überschrieben. In einer Antwort darauf informiert Tesla außerdem allgemein, dass sie vordere und hintere Teile von Fahrzeug-Rahmen an einem Stück gießen kann.
Dass sich das auf das Tesla Model Y und bislang nur auf den Heck-Rahmen bezieht, lässt sich aber Aussagen von CEO Elon Musk entnehmen, der zu verschiedenen Gelegenheiten über die Leistungsfähigkeit der Riesen-Pressen von dem italienischen Hersteller Idra geschwärmt hat. Zuletzt berichtete er in einem Gespräch mit dem Industrie-Berater Sandy Munro davon. Statt aus rund 70 Einzelstücken wie beim Model 3 bestehe das hintere Rahmen-Element beim Model Y jetzt nur noch aus einem Teil aus der Giga-Presse, erklärte er.
World’s biggest die casting machine pic.twitter.com/MegnFPKQfh
— Tesla (@Tesla) February 5, 2021
Dadurch spare Tesla 300 Roboter und den dafür nötigen Platz ein, führte Musk weiter aus. Und wenn auch der Vorder-Rahmen des Model Y aus einem Guss entsteht, sollen noch einmal 300 der (wohl beim Model 3) insgesamt benötigten 1000 Roboter wegfallen. Außerdem bedeute der Verzicht auf Stückwerk, dass sich kleinste Toleranzen bei Einzelteilen nicht mehr zu größeren am fertigen Produkt summieren könnten, sagte Musk.
Giga Berlin bekommt acht Giga-Pressen
Auch beim Model 3 will Tesla irgendwann zu größeren Gussteilen übergehen, aber erst sollen nach seinen Angaben die neuen Gigafactorys bei Berlin in Deutschland und bei Austin in den USA zum Laufen gebracht werden. Zu dem Werk im deutschen Grünheide ist schon bekannt, dass Tesla dort acht Giga-Pressen einsetzen möchte, um auch das vordere Rahmen-Element des Model Y am Stück zu gießen. In Texas soll unter anderem ebenfalls das Model Y produziert werden, und dort ist die erste Giga-Presse (von einer bislang unbekannten Gesamtzahl) sogar schon installiert.
Dass die Maschine in Fremont zwar unter einem Dach, aber praktisch im Freien arbeitet, dürfte der Tatsache geschuldet sein, dass dieses erste Werk von Tesla ohnehin schon aus allen Nähten platzt. Aus dieser Not machte Tesla eine Tugend: Für das Model 3, dessen Produktion sich weniger weitgehend automatisieren ließ als von CEO Musk erhofft, wurde eine zusätzliche Linie in einer zeltähnlichen Spann-Struktur neben der Fabrik eingerichtet. Ungeachtet des Spotts mancher Beobachter baute Tesla für das Model Y später ein weiteres Zelt auf das Gelände – und wie jetzt das Video der Giga-Presse im Unterstand zeigt, versucht das Unternehmen nicht, seine Improvisationskunst zu verstecken.