Tesla kann nicht nur seine Model 3, Model S und Model X verkaufen, sondern auch ein interessantes Nebenprodukt: Weil das Unternehmen ausschließlich Elektroautos produziert, deren CO2-Ausstoß mit 0 Gramm angesetzt wird, liegt es weit unter dem zulässigen Flotten-Höchstwert von 120 Gramm CO2 pro Kilometer, den alle Autohersteller in diesem Jahr in der EU einhalten müssen. Diesen Vorsprung kann Tesla gegen Bezahlung an andere Hersteller abgeben – und der Partner Fiat Chrysler zahlt laut einem Analysten so viel dafür, dass allein damit die Finanzierung der neuen Gigafactory in Brandenburg gesichert ist.
Wie die Agentur Bloomberg berichtet, hat Fiat Chrysler (FCA) im vergangenen Frühjahr mit Tesla eine Vereinbarung getroffen, laut der die Flotten der beiden Seiten für die CO2-Berechnung in der EU in einem Pool zusammengelegt werden, wie es EU-Regeln zulassen.
Die Kosten bei FCA dafür werden auf 1,8 Milliarden Euro bis 2023 geschätzt, schreibt Bloomberg. Dies entspreche 150 bis 180 Millionen Euro pro Quartal in dem Zeitraum. Laut dem Analysten Ben Kallo von Baird & Co. werden diese Zahlungen an Tesla im ersten Quartal dieses Jahres zu fließen beginnen. Anleger würden solche Sondereffekte zwar von der eigentlichen operativen Entwicklung unterscheiden, zitiert Bloomberg den Analysten – „aber der Wirkung nach finanzieren sie die europäische Fabrik von Tesla“.
Die Entscheidung zum Bau seiner europäischen Gigafactory in der Gemeinde Grünheide östlich von Berlin hatte Tesla-Chef Elon Musk überraschend im November 2019 verkündet. In Berichten darüber war von Investitionen von bis zu vier Milliarden Euro die Rede, was allerdings auch spätere Ausbaustufen einschließen dürfte; Tesla selbst hat bislang keine Angaben dazu gemacht. Auf dem Gelände für die Gigafactory laufen bereits erste Bauvorbereitungen, und der bislang dafür vorgesehene Kaufpreis von gut 40 Millionen Euro wird in Berichten als ausgesprochen niedrig bezeichnet.