Die USA haben Elon Musk, Deutschland hat immerhin Rafael Laguna, einen früheren Software-Unternehmer, der als Gründungschef der neuen Bundesagentur für Sprunginnovation (Sprind) auch der Bundesrepublik zu lukrativen Disruptionen verhelfen soll. Dass er selbst einen Tesla fährt, und zwar schon den dritten, wie Laguna vor kurzem auf Twitter erkennen ließ, ist vielleicht kein schlechtes Zeichen. Und jetzt gab der staatliche Innovationsförderer den deutschen Autokonzernen einen interessanten Tipp, wie sie – vielleicht – gegen den Software-Teil der Herausforderung Tesla bestehen können.
Hinweis auf Linux bei Tesla
Anlass für Lagunas Rat war ein Bericht, laut dem Daimler, VW und BMW als Reaktion auf Tesla und Google eigene Betriebssysteme für Elektroautos entwickeln. „Fürs Protokoll: Tesla nutzt Linux, das gibt’s schon“, schrieb er in einer Reaktion auf den Artikel, in dem erneut auch von möglichen Software-Allianzen der deutschen Autofirmen die Rede war. Und die Frage, ob sie nicht zumindest für das Kern-System ihre Kräfte vereinen sollten, bejahte der Sprind-Chef: „Das geht meines Erachtens nur in Zusammenarbeit.“
Damit meinte der Tesla-Fahrer aber nicht etwa eine klassische Kooperation und auch kein Joint-Venture und kein Kartell, sondern ein „Open Source Modell“ wie zum Beispiel Linux, wie er schrieb. Solche freie Software ist sozusagen Lagunas Spezialität. Mehrere der im Lauf seiner Karriere gegründeten und finanzierten Unternehmen haben mit Open Source zu tun, also mit Software, deren Quellcode offengelegt wird und frei veränderbar ist. Mit Anpassungen, Service und Diensten lässt sich trotzdem Geld damit verdienen, bei weitaus besserer Qualität, wie er schon 2005 erklärt und mit Unternehmen wie OpenXChange gezeigt hat.
Das geht meines Erachtens nur in Zusammenarbeit, im Open Source Modell, auf Basis bereits existierender Komponenten, ja, zB. #Linux
— Rafael Laguna de la Vera (@rafbuff) May 25, 2020
Eines der Beispiele, die Laguna damals nannte, war Apple. Das Unternehmen ist seitdem zum wechselnd erst- oder zweitwertvollsten Tech-Konzern der Welt herangewachsen (interessanterweise in einem Rennen mit Microsoft, das aber mittlerweile ebenfalls stark auf Open Source setzt). Das aktuelle Apple-Betriebssystem Mac OS X basiert zwar nicht direkt auf Linux, aber auf dem verwandten und ebenfalls offenen FreeBSD. Und wie Laguna erwähnte, liegt auch Teslas Auto-System Linux zugrunde – einige Beiträge dazu wurden auf der Plattform GitHub veröffentlicht; nach früheren Berichten kam Tesla der Open-Source-Pflicht zum Freigeben von Weiterentwicklungen allerdings nicht zuverlässig nach.
Agentur-Chef im dritten Tesla
Über die Macht von Linux oder Open Source allgemein sind sich Deutschlands Sprungagentur-Chef und der Tesla-CEO also offenbar einig. Darüber hinaus schätzt Laguna die von Musks Unternehmen gebauten Elektroautos, aber nicht unbedingt den Umgang mit der aufpreispflichtigen FSD-Option für teils aktuelles, großteils aber zukünftiges autonomes Fahren. Das ließ er vergangene Woche auf Twitter erkennen, als Musk eine Preiserhöhung für FSD ankündigte: Ob man die Option denn beim nächsten Tesla kostenlos haben könne, wenn man sie schon für drei Autos bezahlt, aber die Funktionen noch nicht bekommen habe, fragte er den Tesla-Chef leicht provokativ, aber natürlich nur „für einen Freund“.