Fast bekommt man den Eindruck, am liebsten würden die drei großen deutschen Autokonzerne bei Software komplett gemeinsame Sache machen, was nur von Kartell-Bedenken verhindert wird. Also verhandelt Daimler derzeit mit Volkswagen über die Möglichkeit einer gemeinsamen Entwicklung von Auto-Betriebssystemen auf Tesla-Niveau, berichtet die Süddeutsche Zeitung (SZ) – aber auch mit BMW. Somit spiele sich derzeit eine „brisante Dreiecksgeschichte“ in der deutschen Autoindustrie statt.
Deutsche Branche unter Tesla-Druck
Die traditionell starken deutschen Hersteller geraten zunehmend unter Druck durch Tesla. Der Elektroauto-Pionier ist zwar noch viel kleiner, wächst aber rasant und überzeugt nicht nur mit dem innovativen Antrieb, sondern auch mit seiner Computertechnik mit Funk-Updates, Spielen und Fahrzeug-Steuerung.
Laut SZ wird dieser zweite Teil zunehmend entscheidend für die Zukunft und Tesla hänge die deutsche Konkurrenz hier meilenweit ab. Software-Entwicklung brauche viel Zeit und Personal. An beidem mangele es den Deutschen im Wettkampf mit Tesla, also seien Kooperationen logisch.
Dass Software nicht die Kernkompetenz deutscher Autobauer ist, zeigt am deutlichsten das Beispiel Volkswagen – was allerdings auch daran liegen könnte, dass dieser Vertreter des deutschen Trios wohl am konsequentesten auf Elektroautos einschließlich moderner Software nach Tesla-Art setzt. Der Marktstart des als elektrisches Massenmodell angekündigten VW ID.3 steht nach offiziellen Angaben in diesem Sommer an. Doch tausende Exemplare dieses Autos wurden schon produziert und warten jetzt darauf, die fertige Software zu bekommen. Laut dem SZ-Artikel läuft außerdem auch die übrige Fertigung längst noch nicht rund.
Dreier-Allianz gegen Tesla kaum denkbar
Zu den möglichen Software-Allianzen schreibt die SZ ohne Angabe eines Datums, die Vorstände von Daimler und Volkswagen hätten sich getroffen, um darüber zu sprechen. Als dies vergangene Woche öffentlich wurde, hätten sich die Mercedes-Manager vor ihren Kollegen bei BMW blamiert: Denn auch mit dem bayerischen Konkurrenten habe der Stuttgarter Konzern „Annäherungsversuche“ für ein gemeinsames Betriebssystem gestartet.
Eine Dreier-Allianz gegen Tesla wäre möglicherweise am wirksamsten, laut SZ aber aus kartellrechtlichen Gründen fast ausgeschlossen und zudem schwer mit allen beteiligten Egos und Interessen zu vereinen. Somit werde am Ende einer der deutschen Konzerne wohl allein dastehen – mit größtmöglichen strategischen Konsequenzen und möglicherweise massiven Wettbewerbsnachteilen.