BMW ist unter den drei deutschen Auto-Konzernen wohl derjenige, der am wenigsten entschlossen auf Elektroautos setzt. Volkswagen befindet sich mit vielen Modellen auf reinen E-Plattformen ab diesem Spätsommer und eigenen Akku-Investitionen ohnehin auf Tesla-Kurs, Daimler hat zumindest den Mercedes EQS als elektrische Konkurrenz für die eigene S-Klasse angekündigt. BMW dagegen will nicht einmal reine Elektroauto-Plattformen entwickeln, sondern neue Autos je nach Bedarf fossil, hybrid oder rein elektrisch antreiben. Manche Beobachter finden das gefährlich – nicht aber Bayerns Ministerpräsident Markus Söder: Der war jetzt bei BMW zu Besuch und sagte, Autos bauen könnten deutsche Unternehmen immer noch besser als Tesla.
Deutsche laut Söder vor Tesla
Die Äußerungen Söders fielen anlässlich einer Veranstaltung im Werk Dingolfing am Donnerstag, in dem BMW ein neues Kompetenzzentrum für Elektro-Antriebe eröffnete. Dabei wiederholte Vorstandschef Oliver Zipse die hinlänglich bekannte BMW-Strategie der Misch-Plattformen – obwohl der Betriebsrat nach Berichten mittlerweile von Management fordert, wie Tesla (sowie VW, Mercedes und viele weitere) auch eine rein elektrische zu entwickeln. Laut Zipse aber setzt BMW auch so „Standards für die Transformation unserer Branche“.
Bei einer Tesla-Marktkapitalisierung von inzwischen rund 225 Milliarden Dollar und nur noch gut 37 Milliarden Dollar bei BMW scheint die Börse das anders zu sehen. Doch von einem Rückstand, wie ihn Beobachter auch konkret bei den bayerischen Autos im Vergleich zu denen von Tesla erkennen, war in den Materialien zu der Veranstaltung am Donnerstag nichts zu hören. Zur Unterstützung kam sogar Ministerpräsident Söder zu dem Termin. Und laut einem Bericht des Handelsblatts sagte er dort, die deutschen Auto-Hersteller würden immer noch vor Tesla liegen.
BMW als FC Bayern der Wirtschaft
Dabei erwähnte Söder den Namen Tesla nicht direkt. Bayern werde immer wieder herausgefordert, erklärte er laut der Zeitung zunächst, auch in der Auto-Industrie und deren Transformation zu Elektromobilität. „Wir brauchen da aber keine amerikanischen Hersteller, das machen wir selbst“, soll er dann gesagt haben, und: „Was Elon Musk in der Raumfahrt macht, ist wirklich allererste Klasse“ – beim Auto-Bau aber sei Deutschland noch „ein bisschen vorne“.
Schon in dem Handelsblatt-Artikel wird dieser Aussage die Einschätzung eines Strategie-Beraters gegenübergestellt, laut dem der Vorsprung in Wirklichkeit bei Tesla liege – immerhin hätten andere Hersteller jetzt noch die Chance, als „Fast Follower“ aufzuholen. Söder aber hielt sich mit solchen Analysen nicht weiter auf und machte weiter gute Stimmung. BMW sei doch der FC Bayern der Wirtschaft, soll er weiter gesagt haben. Aber dann ist Tesla wahrscheinlich Brasilien oder eine Fußball-Weltauswahl.