Viermal nacheinander hat Tesla jetzt Quartalsgewinne nach den offiziellen GAAP-Richtlinien gemeldet und damit belegt, dass man mit überzeugenden Elektroautos selbst in einem Krisen-Umfeld Geld verdienen kann. Der Aktie von Tesla dürfte der jüngste Gewinn den Weg in den wichtigen Index S&P 500 ebnen, weshalb sie schon vor Bekanntgabe der Zahlen steil angestiegen war. Anschließend aber gab sie trotz positivem Ergebnis und bekräftigtem Ausblick nach. Ein Grund dafür könnte sein, dass CEO Elon Musk vor Anlegern erklärte, Tesla wolle auf längere Sicht nur so viel Geld verdienen, dass es zum Weitermachen reicht.
Analyst fragt nach Tesla-Zielkonflikt
So geht der CEO schon seit der Anfangszeit von Tesla vor – und hat selbst berichtet, dass das Unternehmen erst mit dem Model S und später mit dem Model 3 in existenzbedrohende Finanz-Nöte gekommen war. Diese Zeiten scheinen angesichts eines Kapital-Polsters von 8,6 Milliarden Dollar nach den neuesten Zahlen erst einmal vorbei, und Tesla strebt nach eigenen Angaben auf lange Sicht „branchenführende“ Gewinnmargen an. Aber die Zeiten dafür, diese für hohe Ausschüttungen an Aktionäre zu verwenden, sind noch lange nicht gekommen, wie Musk jetzt klar machte.
In der Telefon-Konferenz nach den Tesla-Zahlen für das zweite Quartal 2020 wurde der CEO von einem Analysten auf den Ziel-Konflikt zwischen den angekündigten hohen Margen und der Tesla-Mission der stärkeren Verbreitung von Elektroautos angesprochen: Je teurer Tesla verkauft, desto höher ist bei sonst gleich bleibenden Umständen der Gewinn, aber dann können weniger Kunden sie sich leisten. Bislang habe sich Tesla ja stets für mehr Wachstum entschieden, sagte der Analyst. Das sei zuletzt bei der Preis-Senkung sogar für das neue Model Y zu beobachten gewesen: Dieses Modell hätte Tesla seiner Ansicht nach auch weiter zu dem höheren Preis anbieten können.
Musk: 1-2% „Profitabilität“ bei Tesla
Tesla könne beides, antwortete Musk darauf zunächst – seine Elektroautos immer bezahlbarer machen und gleichzeitig hohe Margen dank Autonomie-Software erzielen. Ihn störe ganz erheblich, dass sich viele Leute einen Tesla immer noch nicht leisten können, sagte der CEO weiter, „das werden wir ändern“. Und dann ließ er erkennen, dass er letztlich doch weiter fest auf der Seite von Masse statt Marge steht: „Wir müssen dafür sorgen, dass wir nicht pleite gehen. Das ist offensichtlich wichtig, weil sonst unsere Mission scheitert. Aber wir versuchen auch nicht, super-profitabel zu sein.“
Konkret sprach der Tesla-Chef von einer „Profitabilität“ um 1 oder 2 Prozent, wobei nicht klar war, auf welche der vielen Gewinn-Kennzahlen für Unternehmen er sich damit bezog. Im zurückliegenden Quartal habe dieser Wert bei vielleicht 0,1 Prozent gelegen, sagte Musk. Als Brutto-Marge für Q2 2020 gab Tesla 25,4 Prozent an, als operative Marge 5,4 Prozent, von der nach Angaben des Analysten der Verkauf von CO2-Gutschriften vier Prozentpunkte beisteuerte.
Tesla mit Amazon-Strategie
Langfristiges Wachstum auf Kosten von kurzfristigen Gewinnen ist allerdings nicht unbedingt eine Strategie, die Anlegern Sorgen machen sollte. Mit Blick auf Tesla wird gern auf Amazon verwiesen, das seit mehr als zwei Jahrzehnten so vorgeht – und inzwischen an der Börse 1,5 Billionen US-Dollar wert ist. Viele Analysten verstehen Tesla allerdings immer noch als Unternehmen der Auto-Branche, in der Preis-Senkungen ganz anders als bei Technologie-Unternehmen als Zeichen der Schwäche verstanden wird.