Einer nach dem anderen gehen auch die ohnehin nur noch wenigen Hersteller, die auf eine elektrische Zukunft mit Wasserstoff-Autos setzten, stärker in die Richtung von nur mit Batterien betriebenen Elektroautos wie bei Tesla. BMW etwa spricht noch gelegentlich von Brennstoffzellen als aussichtsreiche Technologie auch für Pkw, will aber zunächst eine Reihe von neuen Akku-Autos auf den Markt bringen. Von Hyundai aus Südkorea wiederum gibt es mit dem Nexo sogar schon seit 2018 ein Wasserstoff-Auto. Aber nachdem sich das Unternehmen auf dem Heimatmarkt vom Erfolg von Tesla überraschen ließ, will es laut einem Bericht jetzt ebenfalls verstärkt auf Elektroautos mit Batterie-Kraft setzen.
Tesla Model 3 im Juni Bestseller
Im Mai habe sich der Chef der Hyundai Motor Group, zu der auch Kia Motors gehört, mit Vertretern von Samsung, LG Chem und SK Group getroffen, berichtet die Nachrichten-Agentur Reuters. Alle drei Unternehmen stammen ebenfalls aus Südkorea und liefern Akkus und Elektronik für Elektroautos, LG zum Beispiel in China auch an Tesla. Dabei sei es darum gegangen, in Zeiten hoher Nachfrage und begrenzten Angebots genügend Batterien zu bekommen. Thema sei die effiziente Hochskalierung der eigenen Elektroauto-Produktion gewesen, sagte ein Hyundai-Sprecher auf Reuters-Anfrage.
Eigentlich gehören Hyundai und Kia zu den wenigen Unternehmen, die in Europa Tesla mit seinem Model 3 schon länger etwas entgegen zu setzen haben. Zunächst gab es den Hyundai Ioniq mit zwar kleinem Akku, aber hoher Effizienz, es folgten die zudem schnell ladenden Kia e-Soul und e-Niro sowie Hundai Kona Elektro mit gut 60 Kilowattstunden Speicher, also mehr als beim kleinsten Tesla Model 3. Jedoch hatte die Südkoreaner offenbar die Nachfrage danach unterschätzt, was zu Lieferzeiten von bis zu einem Jahr führte.
Mit einer zusätzlichen Europa-Produktionslinie seit diesem März will Hyundai diese Situation verbessern. Und laut Reuters sollen jetzt auch in Südkorea zwei neuen Linien nur für Elektroautos entstehen, die erste 2021 und eine weitere 2024; Kapazitäten werden dafür allerdings nicht genannt. „Hyundai hätte nicht gedacht, dass Tesla den Elektroauto-Markt so schnell dominieren würde“, sagte eine informierte Person der Agentur. Im Juni 2020 sei das Tesla Model 3 in Südkorea häufiger verkauft worden als der heimische Hyundai Kona Elektro, und auch häufiger als Premium-Verbrenner von BMW und Audi.
Hyundai-Elektroautos weit hinter Tesla
Der damalige Forschungschef von Hyundai habe in einem Buch im Jahr 2014 dargelegt, dass Batterie-Elektroautos wegen hoher Kosten „nicht realistisch“ seien, berichtet Reuters weiter. Wasserstoff-Autos dagegen würden eine „strahlende Zukunft“ versprechen. 2013 brachte Hyundai mit dem Tucson Fuel Cell das erste in Serie produzierte Wasserstoff-Auto der Welt heraus. Doch die Technologie kam nirgends richtig in Schwung: Laut Reuters wurden in 2019 weltweit nur 7707 Wasserstoff-Autos verkauft, aber 1,68 Millionen batterieelektrische.
Und vielleicht wegen des zunächst noch bestehenden Glauben an Brennstoffzellen ist Hyundai trotz früher Beschäftigung mit dem Thema auch bei reinen Elektroautos gegenüber Tesla weit ins Hintertreffen geraten. Tesla verkaufte im vergangenen Jahr 367.500 seiner Elektroautos, Hyundai mit 86.434 deutlich weniger. Auf der anderen Seite waren das mehr als bei Volkswagen mit 73.278 reinen Elektroautos in 2019. Ähnlich wie der deutsche Konzern hat Hyundai eine Reihe von weiteren Elektroautos angekündigt, unter anderem einen sportlichen Kia-Crossover ab Anfang 2021.