Das Tesla Model S, schon 2012 auf den Markt gebracht mit optionalem Akku mit 85 Kilowattstunden, hat noch heute die größte Norm-Reichweite aller Elektroautos, wenn man von Konkurrenten aus dem eigenen Haus absieht. Doch das wird sich nach all den Jahren bald ändern – und zwar, wie vielleicht zu erwarten, durch die Arbeit eines Mannes, der zuvor selbst für Tesla das Model S technisch verantwortete: Anfang 2021 will Peter Rawlinson mit dem Lucid Air ein luxuriöses Elektroauto herausbringen, das Tesla bei der Reichweite erstmals in den Schatten stellt, und zwar sogar weit. Und wie Lucid jetzt mitteilte, soll der Air auch viel schneller laden als jeder Tesla – und sogar gespeicherten Strom wieder ins Netz abgeben können.
Ladeleistung 20% höher als bei Tesla
Auf die enorme Air-Reichweite von 517 Meilen (rund 830 Kilometer) nach der relativ strengen EPA-Norm für die USA hatte Lucid bereits Anfang des Monats hingewiesen. Damit liegt der Air rund 30 Prozent über dem Tesla Model S als dem aktuellen Reichweiten-Spitzenreiter. Und auch beim Laden will Rawlinson mit Lucid seinen früheren Arbeitgeber übertreffen: Zwar hat Tesla die Maximal-Leistung auch für Model S und Model X an V3-Superchargern auf 250 Kilowatt erhöht. Doch der Air soll Strom mit bis zu 300 Kilowatt aufnehmen können, also etwa 20 Prozent schneller als bei Tesla, teilte Lucid jetzt mit.
Schneller laden als alle Teslas kann auch das deutsche Sport-Elektroauto Porsche Taycans schon: An passenden Säulen kommt es auf bis zu 270 Kilowatt Leistung. Bei Porsche steht dem aber eine niedrige Effizienz gegenüber, was dafür sorgt, dass der Taycan nur unter speziellen Bedingungen und Annahmen auch schneller Reichweite nachlädt als das Tesla Model 3. Zum Lucid Air aber hat Rawlinson schon gesagt, dass er besonders effizient ausgelegt ist. Insofern könnte sein neues Elektroauto Tesla auch beim schnellen Weiterkommen auf langen Strecken realistisch übertreffen.
Lucid Air wohl teurer als Tesla Model s
Und selbst in einem weiteren Punkt ist Lucid voraus – jedenfalls wenn Tesla bis zum Markt-Start des Air nicht nachlegt, was angesichts des nahenden Batterie-Infotages nicht wahrscheinlich ist: Der Air soll mit seinem Akku noch unbekannter Kapazität Strom nicht nur speichern, sondern auch wieder ins Netz abgeben, also als Haus-Speicher dienen können. Dazu wurde zusammen mit dem Spezialisten Qmerit die Lucid Connected Home Charging Station entwickelt. Auch Tesla arbeitet nach Berichten an derlei Technologie für „Vehicle-to-Grid“ (V2G), doch seine aktuellen Elektroautos sind noch nicht dafür vorbereitet. Wie Tesla will Lucid außerdem später auch stationäre Akku-Speicher anbieten.
Weitere Informationen über die bisherigen interessanten Eckdaten hinaus will Lucid bei der offiziellen Vorstellung Anfang September geben, zwei Wochen vor Teslas Batterie-Tag. Noch offen ist zum Beispiel der Preis. Angesichts der hochmodernen Technik, des großen Akkus und der luxuriösen Gestaltung dürfte der Air im sechsstelligen Dollar-Bereich liegen, den Tesla mittlerweile selbst beim Model S Performance knapp nach unten verlassen hat. Doch immerhin scheint Lucid zu dem voraussichtlich höheren Preis zum ersten Mal auch umfassend bessere Technik zu bieten als Tesla.