Den meisten Kunden machen die Elektroautos von Tesla große Freude, aber manche Besitzer älterer Model S und Model X hatten sich mit einem unschönen und teuren Problem herumzuschlagen: Ein zu klein dimensionierter Speicher-Chip für den Infotainment-Computer neigt nach längerer Zeit zum Ausfall, sodass der Bildschirm schwarz bleibt. Nach Ablauf der Garantie blieb man auf den Kosten dafür sitzen, nach Berichten ein vierstelliger Betrag. Nach vielen Protesten und einer Untersuchung in den USA hat Tesla aber jetzt offenbar ein Einsehen: Besitzer älterer Exemplare der beiden Premium-Elektroautos wurden informiert, dass für den Chip eine erweiterte Garantie gilt.
Tesla erkennt Chip-Problem an
Auf der Tesla-Website für die USA waren die Bedingungen für die Extra-Garantie am Dienstag schon zu finden. Bei Tesla Deutschland war das noch nicht der Fall, aber auch von hier meldete mindestens ein Besitzer eines Model S, per E-Mail auf die neue Regelung hingewiesen worden zu sein. Laut dem Text im Web gilt sie für alle Model S und Model X, die vor März 2018 gebaut wurden. Tesla sei sich des Problems durch die Chip-Abnutzung bewusst und übernehme jetzt bis zu acht Jahre oder 100.000 Meilen nach der Erstzulassung die Reparatur-Kosten.
Der im Original 8 Gigabyte fassende EMMC-Speicher wird entweder repariert oder durch einen größeren mit 64 Gigabyte ersetzt, informiert Tesla weiter. Besitzer von älteren Model S und Model X sollen aber nicht sofort in die Werkstatt kommen, sondern nur wenn Probleme auftreten. Laut Tesla haben sie keine Auswirkungen auf die Fahr- und Steuerbarkeit der Elektroautos. Das wurde allerdings auf Twitter bestritten, denn wer den Start seines Tesla mit einer Pin absichert, kann diese bei schwarzen Bildschirm nicht mehr eingeben.
Der bescheiden dimensionierte Speicher-Chip gehört noch zur ersten Generation des als Media Control Unit bezeichneten Infotainment-Computers bei Tesla, abgekürzt MCU. Inzwischen ist Tesla bei MCU2 – für 2500 Euro können europäische Model S und Model X ein Upgrade darauf bekommen, das auch einen neuen Speicher umfasst.
Erstattung auch für freie Reparaturen
Zusätzlich entschädigt Tesla nach eigenen Angaben Kunden, die schon für eine Reparatur ihres ausgefallenen Speichers bezahlen mussten. Dieses Angebot gilt offenbar auch dann, wenn der Chip nicht bei Tesla getauscht wurde, sondern in einer freien Werkstatt – mehrere davon bieten mittlerweile die Speicher-Reparatur zu Bruchteilen der Kosten bei Tesla an. Laut der Information zu der neuen Garantie werden Besitzer innerhalb der nächsten 90 Tage informiert, wenn sie für eine Erstattung in Frage kommen.
Die Entscheidung von Tesla, die Chip-Garantie für ältere Model S und Model X zu verlängern, fiel möglicherweise nicht freiwillig: Laut Berichten aus diesem Juni hat die US-Behörde NHTSA wegen zu vieler gemeldeter Ausfälle eine Untersuchung gestartet, die allerdings nur Modelle bis 2015 betreffen sollte.