Nach einem weiteren sprunghaften Anstieg zu Beginn des neuen Jahres auf ein neues Allzeithoch von 884,49 Dollar ist bei der Tesla-Aktie zuletzt etwas Ruhe eingekehrt – Anleger scheinen auf die Geschäftszahlen für 2020 und den Ausblick auf dieses Jahr in der kommenden Woche zu warten. Am Donnerstag schloss Tesla mit einem kleinen Plus bei 846,64 Dollar, was einem Börsenwert von insgesamt gut 800 Milliarden Dollar entspricht. Manche technischen Beobachter fürchten wegen der jüngsten Konsolidierung nach der Tesla-Kursvervielfachung seit Ende 2019 schon, dass die Aktie in einen längeren Abwärtstrend geraten könnte. Doch anders als bei viel niedrigeren Niveaus gibt es aktuell zumindest zwei Analysten, die ihr noch mehr zutrauen – einer davon nennt sogar ein Kursziel von mehr als 1000 Dollar.
Tesla-Kursziel mehr als verdoppelt
Colin Rusch von der Investmentbank Oppenheimer hatte Tesla schon seit mindestens August 2018 als „outperform“ bewertet, für die Aktie also mehr Potenzial gesehen als für den Gesamtmarkt, berichtete diese Woche die Finanzseite Marketwatch. Die Einschätzung erwies sich offensichtlich als richtig, doch wie viele andere Analysten hatte Rusch bald das Problem, dass der tatsächliche Kurs weit über dem von ihm errechneten Ziel von 486 Dollar lag. Jetzt aber hat er erst einmal etwas Abstand geschaffen: Auf Sicht von 12-18 Monaten sagt Rusch Tesla 1036 Dollar voraus, mehr als jeder andere Analyst bei einer großen Börsenfirma und als erster überhaupt über der Marke von 1000 Dollar.
Damit hätte Tesla dann auch beim Börsenwert grob den nächsten Meilenstein erreicht, nämlich 1000 Milliarden oder 1 Billion Dollar wie bislang nur eine Handvoll Unternehmen weltweit. Dafür muss man Tesla einiges mehr zutrauen als nur die rund 500.000 Elektroauto-Verkäufe (plus voraussichtlich um 200 Megawatt installierte Photovoltaik-Leistung und möglicherweise um 2 Gigawattstunden an stationären Akkus) im vergangenen Jahr und selbst die mögliche Verdoppelung in 2021.
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— David Tayar (@davidtayar5) January 20, 2021
Eine der großen Stärken liegt laut Rusch denn auch im Software-Bereich, für den ganz andere Bewertungsmaßstäbe angelegt werden als bei Autos: Optimisten würden darauf wetten, dass Tesla die Kommerzialisierung von Technologie für autonomes Fahren anführen werde, schrieb er laut Auszügen aus seiner Studie, die auf Twitter veröffentlicht wurden: Zur Validierung von Systemen der Stufen 4 und 5, also fast und komplett ohne menschliche Eingriffe, seien um 6 Milliarden Meilen (gut 9,5 Milliarden Kilometer) an Test-Fahrten erforderlich. Dafür braucht es eine große Flotte – und die habe bislang allein Tesla und könne deshalb das nötige Daten-Volumen in den nächsten sechs Monaten erreichen.
Jahre Vorsprung dank 1 Million Elektroautos
Damit liege der Elektroauto-Pionier „Jahre“ vor der Konkurrenz, schreibt der Analyst dazu. Denn schon jetzt habe Tesla mehr als eine Million Fahrzeuge mit der nötigen Technik auf den Straßen. Nur ein unbekannter Anteil davon ist mit der Option FSD (Full Self-Driving) ausgestattet, aber das tut dem Daten-Sammeln laut Rusch keinen Abbruch: Im „Schatten-Modus“ können auch Teslas nur mit dem Basis-Autopilot zum Erlernen von seltenen Rand-Fällen und so zur Optimierung des Systems beitragen. Dies sei ein „außerordentlicher Vorteil“.
Wie weit er wirklich reicht, wird sich nach Ruschs Einschätzung daran zeigen, wie schnell die von Tesla angekündigte Erweiterung der grundlegend überarbeiteten FSD-Software auf Fahren in städtischen Umgebungen gelinge. Derzeit befindet sie sich in frühen Beta-Tests nur in den USA, wird aber nach Berichten der wenigen Fahrer damit tatsächlich mit jeder neuen Version besser. CEO Elon Musk hat dazu Anfang Januar gesagt, er sei zuversichtlich, dass FSD noch in diesem Jahr sicherer fahren werde als ein Mensch. Ein Angebot, dazu eine Wette abzuschließen, ignorierte er – aber Anleger können es ja an der Börse annehmen.